Melchers,
Paulus, ehemaliger Erzbischof von Köln, geb. zu Münster, studierte erst Rechtswissenschaft, dann Theologie, ward 1841 Kaplan zu Haltern, später durch den Einfluß seines Oheims, des Weihbischofs Melchers, Subregens am Priesterseminar zu Münster und 1851 Generalvikar daselbst. 1857 wurde er auf den Bischofsstuhl von Osnabrück berufen und im Januar 1866 auf Antrag der preußischen Regierung vom Papst zum Erzbischof von Köln ernannt. Auf dem vatikanischen Konzil spielte eine traurige Rolle.
Seine Schwäche hatte viel Teil an der Dreistigkeit, mit welcher die jesuitische Partei ihr Programm durchführte. Während er sich dem Infallibilitätsdogma bereitwilligst unterwarf, nahm er an dem Widerstand gegen die Maigesetze hervorragenden Anteil. Ohne jede Veranlassung verließ er im Herbst 1875 heimlich seine Diözese und wurde darauf durch Urteil des königlichen Gerichtshofs für kirchliche Angelegenheiten vom seines erzbischöflichen Amtes entsetzt.
Das Generalvikariat wurde von Melchers selbst aufgelöst und die Erzdiözese einem königlichen Kommissar unterstellt. Melchers verweilte unmittelbar an der preußischen Grenze in der holländischen Provinz Limburg, von wo er seine Amtsthätigkeit durch einen Geheimdelegierten fortzusetzen suchte, begab sich aber 1884 nach Rom, wo er 1885 zum Kardinalpriester ernannt wurde, worauf er auf den Kölner Erzbischofstuhl verzichtete. Er schrieb: »Die katholische Lehre von der Kirche« (4. Aufl. 1881) u. a.