Mekhong
(Melkong, Mekiang, »Mutter der Gewässer«, früher auch Kambodscha genannt), der größte Fluß der indochines. Halbinsel, entspringt wahrscheinlich unter dem 33. oder 34.° nördl. Br. am Südabhang des Kuenlün in Tibet und fließt unter dem Namen Lantsan oder Kinlong in langem, engem, tief eingeschnittenem Thal [* 3] zuerst zwischen Jantsekiang und Salwen durch Osttibet und Jünnan, durchzieht dann das östliche Birma, Siam, Kambodscha und Kotschinchina und fällt nach 4500 km langem Lauf in zahlreichen Armen ins Südchinesische Meer.
Die
Quellen des Mekhong
, die man östlich der Stadt Tschamdo, wo sich die beiden Quellflüsse des Mekhong vereinigen,
annimmt, sind noch völlig unbekannt; auf der
Straße von
Bhamo nach
Talifu ist der
Fluß aber bereits mehrere
Male von europäischen
Reisenden auf einer hängenden eisernen
Brücke
[* 4] überschritten worden. Bis zum 20.° südl.
Br. verläuft
er südlich und auf eine große
Strecke ruhig, doch trägt der
Fluß hier nur Fischerbarken. Auf siamesisches Gebiet hinübergetreten,
bricht er sich in zwei rechtwinkeligen
Knieen durch gebirgiges
Terrain hindurch, in denen sein
Bett
[* 5] teilweise mit ungeheuern
Steinmassen erfüllt ist, und setzt erst 5 Längengrade östlich den Südlauf wieder fort.
Die Hauptschwierigkeit für die
Schiffahrt bietet hier die reißende Strömung während der
Monate des
Hochwassers und in der
trocknen
Jahreszeit eine
Menge
Klippen.
[* 6]
Dampfschiffe sind bisher nicht über den 14.° hinaufgegangen. Bei der Stadt Pnompenh
spaltet sich der Mekhong
in zwei Hauptarme, den östlichen Tiengiang, welcher sich wiederum in
mehrere
Arme teilt, und den westlichen Hangiang, der mit zahlreichen Nebenarmen die durch die Anschwemmungen des
Stroms entstandene
Halbinsel bis zum
Kap
Kambodscha durchzieht.
Das ganze französische
Kotschinchina ist mit Ausnahme der nordöstlichen
Hügel und einiger inselartiger
Kuppen eine
Schöpfung
des Mekhong.
Am Beginn des
Delta
[* 7] unterhält der
Fluß eine eigentümliche
Verbindung mit dem
Großen
See oder Tonlesap,
welcher sich zur Zeit des
Hochwassers füllt und beim
Fallen
[* 8] des
Flusses sein
Wasser wieder an diesen zurückgibt. Derselbe ist
sehr fischreich; an 30,000
Fischer versammeln sich jährlich an seinen
Ufern, um die reiche
Ernte
[* 9] einzuheimsen. Man hatte früher
in
Frankreich die
Hoffnung, das südwestliche
China
[* 10] auf dem Mekhong
zu erreichen, eine 1866 ausgesandte Expedition
bewies das Irrige dieser
Annahme. Dieser
Entdeckung folgte bald die Besetzung
Tongkings, dessen Hauptfluß zur Erreichung des
angestrebten
Ziels sich so günstig erwies.
Vgl. Postel, Sur les bords du Mé-Khong (Par. 1884).