Meissonier
(spr. mässonnjéh), Jean Louis Ernest, berühmter franz. Genremaler, geb. zu Lyon, konnte, obgleich er schon früh ein entschiedenes Talent zeigte, den Künstlerberuf nur mit großer Mühe erlangen, sah sich aber hierin ganz auf sich selbst angewiesen und schlug eine völlig selbständige Richtung ein. Nach Paris gekommen, bildete er sich nur nach den alten Meistern im Louvre, namentlich nach den Holländern, und lernte nur kurze Zeit bei Cogniet. Um sich sein Brot zu verdienen, begann er mit Illustrationen zu weit verbreiteten Werken und zeigte schon in diesen Blättern, z. B. nach den Romanen von Bernardin de Saint-Pierre, eine mit treuem Naturstudium verbundene ungemeine Leichtigkeit der Gestaltung und Zierlichkeit der Ausführung.
Seine eigentliche Malerei begann er nach der Weise der alten Holländer mit der Darstellung der durch die Kultur des 19. Jahrh. verfeinerten, wohlhäbigen und geselligen Häuslichkeit, meistens Bilder von kleinen Dimensionen, trefflich in der Charakteristik und fein in der Ausführung, aber weniger naiv als berechnet in der Auffassung. Unter seinen ersten Bildern (häufig auf Holz gemalt) war es besonders die Schachpartie (1841), die einen durchschlagenden Erfolg hatte und ihn mit einem Schlag zu einem gefeierten Meister machte.
Auf dieser Bahn des Sittenbilds aus den Kreisen der wohlhabenden Mittelklasse schritt er dann mit einer größern technischen Vollendung weiter und schilderte in wenigen Figuren die einfachsten, alltäglichsten Situationen, ohne sich ins Komische oder Dramatischbewegte und Leidenschaftliche zu versteigen, letzteres höchstens in den beiden Bildern: die Bravi (1852) und in dem spannenden Zweikampf: la rixe (1855), der auch in größern Figuren als gewöhnlich auftrat. Zu seinen einfachern Situationen und Konversationsbildern gehören: der Maler in seinem Atelier (1843), die Partie Pikett, die drei Freunde, die Kegelspieler (zweimal gemalt, 1848 und 1855), der Raucher, der Sonntag (1850), der Lautenspieler (1851), die Erwartung, der Gemäldeliebhaber, der Hufschmied (1861), Reiter vor der Schenke (1862), der Fahnenträger u. a. Eine Zeitlang griff er auch, aber mit weniger Erfolg, zu historischen Einzelfiguren oder Scenen aus der Revolutionszeit, z. B.: eine Barrikadenscene, Napoleon III. bei Solferino (1864, Museum des Luxembourg), der allerdings ausdrucksvollere Napoleon I. im Feldzug von 1814 und der General Desaix bei der Rheinarmee sowie Moreau und sein Chef des Generalstabs vor Hohenlinden. Dazu kommen auf verschiedenen Ausstellungen Porträte, die aber ¶
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ebensowenig seine starke Seite ausmachen. Kein Künstler erzielte jemals für seine Bilder so enorme Preise wie M.; einige derselben bis zu 300,000 Frank. Als Radierer brachte er bis jetzt nur wenige Blätter (eigne Kompositionen), aber äußerst fein und minutiös ausgeführt. Seit 1840 erhielt er viele Auszeichnungen: 1846 das Ritter-, 1856 das Offizier-, 1867 das Komtur-, 1880 das Großoffizierkreuz der Ehrenlegion, ward 1861 Mitglied des Instituts, 1867 der Akademie in München.
Meissoniers
Sohn und Schüler Jean Charles strebt seinem Vater im Genrebild nach und behandelt seine bisweilen landschaftlichen
Scenen nach Art der gemütlichen Holländer in warmem, ansprechendem Kolorit, z. B.: das
Atelier, der Antiquar, Kloster St. Barthélemy in Nizza, Partie aus der Umgegend von Nizza, der Apotheker
des Klosters, Morgen am Strand bei Antibes im südlichen Frankreich.