Meise
(Parus L.), Vogelgattung aus der
Ordnung der
Sperlingsvögel
[* 2] und der
Familie der Meisen
(Paridae),
kleine, gedrungen gebaute
Vögel
[* 3] mit kurzem, kegelförmigem, geradem, auf der
Firste gerundetem, an den Seiten zusammengedrücktem
Schnabel, mittellangen
Flügeln, in welchen meist die vierte und fünfte
Schwinge am längsten sind, meist kurzem und dann gerade
abgeschnittenem oder nur wenig ausgeschweiftem, zuweilen auch langem und dann stark abgestuftem
Schwanz,
starken und stämmigen
Füßen, mittellangen, kräftigen
Zehen und großen, stark gekrümmten
Nägeln.
Sie finden sich weitverbreitet in der
Alten Welt, besonders im
Norden,
[* 4] und streichen zu gewissen
Zeiten und in großer
Menge
durch das Land, ohne eigentliche Zugvögel zu sein. Sie leben gesellig, auch mit andern
Vögeln, besonders
im
Wald, sind ungemein lebendig und beweglich, klettern und schlüpfen sehr geschickt, fliegen aber nur selten weit. Sie
sind die besten Kerbtiervertilger und suchen besonders
Larven und
Eier,
[* 5] viele fressen aber auch Sämereien. Infolge der fortschreitenden
Kultur vermindert sich die Zahl der Meisen
sehr erheblich, namentlich die Kohlmeise
ist bei weitem
nicht mehr so häufig wie früher. Es liegt daher im
Interesse der Land- und Gartenwirtschaft, die Meisen
durch Anbringen
von Nistkasten zu schützen.
Sie brüten meist zweimal im Jahr und legen jedesmal 4-15
Eier, welche von beiden Eltern ausgebrütet werden. Im Käfig gewöhnen
sie sich bald ein, werden aber niemals eigentlich zahm und verfolgen im Gesellschaftskäfig selbst größere
Vögel mit Mordlust.
Die Beutelmeise
(P.
[Aegithalus] pendulinus
Vig.), 12
cm lang, 18
cm breit, mit pfriemenförmigem, an der
Spitze kaum abwärts
gebogenem
Schnabel, kurzen, stumpfen
Flügeln, mittellangem, schwach ausgeschnittenem
Schwanz und sehr kräftigen
Zehen,
an
Stirn und
Zügel schwarz, Vorderkopf weißlich, Hinterhals schmutzig grau,
Mantel und
Schultern gelbbraun,
Bürzel rostbräunlich,
Kinn und
Kehle weiß, an der übrigen Unterseite gelblichweiß,
Schwingen und Steuerfedern braunschwarz, weiß gesäumt; das
Auge
[* 6] ist braun,
Schnabel und
Fuß schwarz.
Sie bewohnt Osteuropa, Südfrankreich,
Kleinasien, ist in
Deutschland
[* 7] selten, erscheint auf ihren
Wanderungen
ziemlich regelmäßig an manchen
Seen
Nord- und Ostdeutschlands, baut sich ein sehr künstliches, frei über dem
Wasser an der
Zweigspitze einer
Weide
[* 8] hängendes
Nest und legt sieben weiße
Eier (s. Tafel
»Eier I«). Das
Nest gilt bei den
Mongolen, auch in
Polen für heilkräftig. Die Bartmeise
(P.
[Panurus] biarmicus
Koch), 16
cm lang, 19
cm breit, mit gestrecktem,
auf der
Firste gebogenem, an den
Schneiden etwas eingezogenem und gekrümmtem
Schnabel, kräftigen
Füßen, mittellangen
Flügeln
und langem, sehr stark abgestuftem
Schwanz, hell zimtbraun, unten blaß rosenrot, an der
Kehle weißlich, in der Steuergegend
schwarz,
mit weißer Flügelbinde und schwarzem Knebelbart unter den
Zügeln; der
Schnabel ist gelb, die
Augen sind braun, die
Füße schwarz.
Sie bewohnt Südosteuropa,
Holland,
England,
Ungarn,
[* 9]
Italien,
[* 10]
Spanien,
[* 11]
Mittelasien, lebt im
Rohr sehr verborgen, nährt sich von
Insekten
[* 12] und Sämereien, baut im
Rohr, unmittelbar über dem
Boden in Grasbüschen ein sehr künstliches, länglich eiförmiges
Nest und legt zweimal im Jahr 4-6 weiße, rötlich gestrichelte
Eier (s. Tafel
»Eier I«). In der Gefangenschaft
läßt sie sich nur paarweise erhalten. Die Schwanzmeise
(Mehl-,
Mohr-,
Schnee-, Bergmeise
,
Weinzapfer, P.
[Acredula] caudata
Koch), 14,5
cm lang, 18,3
cm breit, sehr gedrungen gebaut, mit sehr kurzem, gewölbtem
Schnabel, schwachen
Füßen,
mittellangen
Flügeln und langem, stark abgestuftem
Schwanz, auf dem Oberkopf und der Unterseite weiß, in den
Weichen rosenrotbraun,
auf der Oberseite schwarz,
Schultern rotbraun, die hintern Armschwingen außen breit weiß gerandet, die äußern Schwanzfedern
außen und am Ende weiß; das
Auge ist dunkelbraun,
Schnabel und
Fuß schwarz, bewohnt
Nord- und Mitteleuropa
und
Mittelasien, streicht bei uns im
Herbst und Frühjahr, doch bleiben einzelne auch den
Winter hindurch.
Sie bevorzugt Obstwaldungen und baumreiche
Auen, nährt sich ausschließlich von
Insekten, baut ein großes, eiförmiges, nicht
hängendes
Nest und legt 9-15 weiße, blaßrot punktierte
Eier (s. Tafel
»Eier I«). Eingewöhnt, hält sie sich
in der Gefangenschaft sehr gut. Die Haubenmeise
(Kupp-, Schopf-, Heidenmeise
,
Meisenkönig, P.
[Lophophanes] cristatus
Kaup), 13
cm
lang, 21
cm breit, mit kurzem, konischem
Schnabel, runden
Flügeln, mittellangem, gerundetem
Schwanz und stufenweise verlängerten
Haubenfedern,
oben mausgrau, unten grauweiß; Haubenfedern, Zügelstreif,
Kehle und Nackenband sind schwarz, die erstern weiß
gekantet,
Schwingen und Steuerfedern sind dunkel graubraun, das
Auge ist braun, der
Schnabel schwarz, die
Füße schmutzig hellblau.
Sie bewohnt in Europa [* 13] Nadelwaldungen, ist bei uns Standvogel, streift im Winter in größern Gesellschaften umher, nährt sich von Eiern und Larven von Insekten, höchstens im Winter von Sämereien, nistet in Baumlöchern und legt 8-10 weiße, bräunlichgrau punktierte Eier (s. Tafel »Eier I«),
im Käfig hält sie sich schwer. Die Kohlmeise
(Fink-,
Talg-, Pickmeise
,
P.
[Parus] major
L., s. Tafel
»Sperlingsvögel II«),
16 cm lang, 25 cm breit, mit kräftigem, kegelförmigem, seitlich zusammengedrücktem, vorn spitzem Schnabel, starken Füßen mit großen Nägeln, kurzen, breiten Flügeln und mittellangem Schwanz, oben olivengrün, unten blaßgelb, Oberkopf, Kehle, ein über die ganze Unterseite und ein von der Gurgel zum Hinterkopf verlaufender Streifen schwarz, Schwingen und Steuerfedern blaugrau, mit weißen Kopfseiten und weißem Flügelstreif; der Schnabel ist schwarz, die Augen sind braun, die Fuße bleigrau.
Sie bewohnt Europa, Mittelasien, Nordwestafrika und die Kanarischen Inseln, weilt bei uns vom März bis Oktober in Mischwald und größern Gärten und erscheint am häufigsten im Frühjahr und Herbst, wenn die nördlicher wohnenden bei uns durchstreichen. Sie lebt von Kerbtieren, Fleisch, Baumfrüchten und Sämereien, ist sehr gesellig, feig, überfällt aber mordgierig alle schwächern Vögel, um deren Gehirn [* 14] zu fressen, und plündert die Bienenstöcke. Sie nistet in guten Sommern zweimal hoch oder niedrig über dem Boden in Baumhöhlen oder Mauerlöchern u. legt 8-14 weiße, rostfarben punktierte Eier (s. Tafel »Eier I«). ¶
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An die Gefangenschaft gewöhnt sie sich sehr schnell. Die Blaumeise
(Ringel-, Mehl-, Morl-, Himmelsmeise
, P. [Cyanistes] coeruleus
Kaup), 12 cm lang, 19,5 cm breit, oben blaugrün, auf dem Kopf, den Flügeln, dem Schwanz blau, auf der Unterseite gelb, mit weißem
Band
[* 16] von der Stirn zum Hinterkopf, dunklem Scheitel, blauschwarzem Zügelstreif, weißer Wange, bläulichem
Halsband und schieferblauen Steuerfedern; die Schwingen sind grauschwarz, die hintern himmelblau, weiß gesäumt, das Auge ist
dunkelbraun, der Schnabel schwarz, der Fuß bleigrau.
Sie bewohnt ganz Europa und Westasien, vorzugsweise Laubwälder, Baumpflanzungen, Obstgärten, streicht weit herum, geht auch
wohl bis Südeuropa, lebt wie die Kohlmeise
, nährt sich hauptsächlich von Kerbtiereiern, nistet zweimal
im Jahr ziemlich hoch über dem Boden in Baumlöchern und legt 8-10 rötlichweiße, rostfarben punktierte Eier (s. Tafel »Eier
I«). Diese Art wird am häufigsten auf den Meise
nhütten für die Küche gefangen. In der Gefangenschaft hält sie sich gut
und wird sehr zahm.
Die Tannenmeise (Holz-, Harz-, Sparmeise, P. [Poëcile] ater L.), 11 cm lang, 18 cm breit, an Kopf, Hals, Kinn und Kehle schwarz, Backen, Halsseiten und ein Streifen am Hinterhals weiß, die übrige Oberseite aschgrau, Schwingen und Schwanzfedern braunschwarz, aschgrau gesäumt, Unterseiten grauweiß, Seiten bräunlich; das Auge ist tiefbraun, der Schnabel schwarz, der Fuß bleigrau. Sie bewohnt ganz Europa und Nordasien bis zum Amur, lebt in Nadelwäldern, streicht vom Oktober bis März in Gemeinschaft mit andern Vögeln umher, nährt sich fast ausschließlich von Insekten und nistet zweimal im Jahr in Baumlöchern, Felsenritzen, meist aber in Mauslöchern.
Sie legt 6-8 weiße, rostfarben gefleckte Eier; durch die geregeltere Forstkultur und den dadurch herbeigeführten Mangel an Wohnungen ist sie stark zurückgedrängt worden. Die Sumpfmeise (P. [Poëcile] palustris L.), 12 cm lang, 21 cm breit, an Oberkopf und Nacken schwarz, an Kinn und Kehle grauschwarz, an der Oberseite fahl erdbraun, unterseits schmutzig weiß, seitlich bräunlich, mit dunkelbraunem Auge, schwarzem Schnabel und grauem Fuß, bewohnt besonders in Laubwäldern die Nähe von Gewässern, streicht vom Oktober bis März umher, ist ungemein lebhaft, nistet am liebsten auf alten Weidenköpfen, auch in Erdlöchern, legt im Mai 8-12 grünlichweiße, rostrot punktierte und getüpfelte Eier (s. Tafel »Eier I«) und brütet im Juli zum zweitenmal.