Meiringen
(Kt. Bern,
Amtsbez.
Ober Hasle). 600 m. Gem. und Pfarrdorf, Hauptort des Amtsbezirkes
Ober Hasle; im breiten Thalboden
der
Aare rechts vom Fluss und am Fuss des
Hasleberges. Station der Brünigbahn (Luzern-Brienz). Postbureau,
Telegraph, Telephon; im Sommer Postwagen über die
Grimsel nach
Gletsch, im Winter bis
Innertkirchen. Gemeinde, mit
Brünigen,
Balm, Balmerei,
Husen,
Isenbolgen,
Prasti,
Runs,
Sand,
Stein,
Unterbach, Unterheid und
Zaun: 421
Häuser, 3077 reform. Ew.; Dorf:
111
Häuser, 1127 Ew.
Die Kirchgemeinde Meiringen
zählt mit
Schattenhalb und dem
Hasleberg 4886 Ew.
Das Dorf wird vom
Mühlebach durchflossen und durch den
Alpbach vom
Weiler
Stein getrennt. Mit seinen nach dem letzten
Brand (1891)
aus
Stein erbauten
Häusern hat Meiringen
jetzt einen durchaus modernen Charakter. Zahlreiche Hôtels, Gastwirtschaften und
Verkaufsläden. Zu oberst im Dorf, wo auch noch einige der alten
Holzhäuser erhalten geblieben sind,
steht die Pfarrkirche, die schon durch ihre altertümliche Architektur verrät, dass sie einst die Mutterkirche des ganzen
Thales gewesen ist.
Der restaurierte Glockenturm steht einige Meter von ihr entfernt mitten im Friedhof. Bemerkenswert ist das von 12
Säulen
getragene Holzgewölbe der Kirche. Etwas ö. davon die malerische Turmruine der Burg
Resti. Meiringen
ist eine der schönstgelegenen Ortschaften im
Berner Oberland. Unmittelbar hinter dem Dorf stürzen sich der
Alpbach,
Dorfbach
und
Mühlebach in schönen Kaskaden über die bewaldeten Hänge des
Hasleberges, während auf der gegenüberliegenden
Seite
die mächtigen Fälle des
Reichenbaches und, weiter oben, die des
Oltschibaches und
Wandelbaches zu Thal
rauschen. Ueber den Reichenbachfällen glänzen die Firnfelder am
Wellhorn und der
Rosenlauigletscher, und hinter dem Dorf
öffnet sich der Blick auf das
Wetterhorn und die wild zerrissenen
Engelhörner. Die Gemeinde Meiringen
hat sich in den letztvergangenen
Jahren bedeutend entwickelt und ist jetzt ein im Sommer stark besuchtes Touristenzentrum.
Man hat die schönsten Aussichtspunkte der Umgebung zugänglich gemacht, kühne Wege durch die düstere ¶
mehr
Aareschlucht bis nach Innertkirchen und in die Schlucht des Alpbaches angelegt und vom Weiler Willigen aus eine Drahtseilbahn
bis zum obern Reichenbachfall gebaut. Von Meiringen
aus führen die Grimselstrasse nach Gletsch und zur Furka, der Sustenpass
nach Wassen an der Gotthardbahn, der Jochpass nach Engelberg, der Brünig nach Luzern
und die Grosse Scheidegg nach
Grindelwald. Alle diese Wege werden von Touristen sehr häufig begangen. Die günstige Lage und das milde Klima machen den
Ort, dessen Gasthöfe zusammen etwa 1000 Fremdenbetten zählen, zu einer mit Vorliebe aufgesuchten Sommerfrische.
Ausgezeichnete Bergführer. Lohnfuhrwerke. Holzschnitzerei. Je eine Buchdruckerei und Bierbrauerei. Sekundarschule. Krankenhaus.
Am Dorfbach steht ein Elektrizitätswerk. Meiringen
ist zu allen Zeiten der Hauptort des Haslethales gewesen,
wo bis 1798 die Thalammänner und seither die Amtsbehörden ihren Sitz hatten. Auf dem Thalriegel des Kirchet hat man Lanzenspitzen
aus Bronze aufgefunden. 1238 und 1248: Magringen, Mieringin. Es ist zu verschiedenen Malen von Feuersbrünsten schwer heimgesucht
worden.
Schon 1632 zerstörte das Feuer einen Teil des Dorfes, 1879 fielen 110 Häuser den Flammen zum Opfer, und am wurden bei heftigem Föhnsturm 183 Gebäude, d. h. beinahe das ganze Dorf, in Asche gelegt. Der Schaden belief sich auf 3014381 Franken, von denen 2211716 Fr. versichert waren; die Liebesgaben aus der Schweiz und dem Ausland erreichten die Summe von 469060 Fr. Im Anschluss an diese Feuersbrunst nahm man eine allgemeine Expropriation und neue Verteilung des Grundbesitzes vor und baute das Dorf nach einem bestimmten Plan wieder auf.
Damit ist das alte Meiringen
mit seinen traulichen Holzhäusern fast völlig verschwunden. Auch Ueberschwemmungen
haben das Dorf früher oft heimgesucht, so z. B. die von 1733 und in besonders furchtbarer Weise die von 1763, die die Kirche
bis in eine Höhe von 5,5 m unter Schutt und Schlamm begrub, wie dies heute noch eine nahe der Orgel angebrachte schwarze Marke
anzeigt. Die 1866 in Angriff genommene Korrektion der Aare und Tieferlegung des Brienzersees hat jetzt
die Möglichkeit der Wiederkehr solcher Katastrophen beseitigt. Diese Arbeiten haben eine Summe von über 3 Millionen Franken
verschlungen, so dass trotz bedeutender Subventionen von Seiten des Staates Bern
und des Bundes auf den Grundstücken immer noch
eine für die Besitzer schwere Hypothekenlast haftet.