Meienthal
(Kt. Uri).
2262-840 m. Linksseitiges Nebenthal zum Thal der
Reuss, in das es direkt n. von
Wassen
ausmündet. Der Hauptarm steigt unter dem Namen der
Grossalp vom
Sustenpass nach OSO. ab und vereinigt sich bei der Hüttengruppe
von Gorezmettlen (8 km hinter
Wassen) mit dem von N. herkommenden Thal des Gorezmettlenbaches, der sog. Kleinalp. Diese wird
von einem prächtigen Gipfelkranz umschlossen, in dem besonders der
Murmelplankstock und
Wichelplankstock,
die
Bärenzähne, das
klein Spannort, der
Zwächten und der
Seewenstock hervorragen, alles Gipfel von nahe an 3000 m oder auch
mehr. An den
Bärenzähnen vorbei führt die
Bärengrube oder der
Grassenpass (2718 m), ein schöner Eispass, hinüber nach
der
Surenenalp und nach
Engelberg. Das ganze Meienthal
ist 14 km lang und wird von einem ordentlichen Reitweg
durchzogen, der sich auch über den
Sustenpass ins
Gadmenthal und weiterhin ins Haslethal fortsetzt
(Wassen-Meiringen etwa 12 Stunden).
Die projektierte Sustenstrasse dürfte wohl nicht mehr sehr lange auf sich warten lassen. Sie wird den
Fremdenverkehr des Meienthales
jedenfalls bedeutend heben, das zwar an
Fülle grossartiger Naturszenerien
¶
mehr
hinter dem Maderaner-, Göschenen- und Erstfelderthal zurücksteht, als richtiges Alpenthal aber immerhin seine besonderen Schönheiten aufweisen kann. Dazu käme ein stark vermehrter Passantenverkehr zwischen Reussthal und Haslethal. Auf Bergsteiger werden so kühne und gewaltige Berge wie die Sustenhörner und der Fleckistock mit ihren Trabanten immer eine grosse Anziehung ausüben. Weniger grossartig als diese Riesen der S.-Seite sind die Gipfel der N.-Seite (Fünffingerstöcke, Wasenhorn, Grassen und die schon genannten Berge hinten über dem Gorezmettlenthal), die dafür durch ihren Formenreichtum und die Möglichkeit des Abstieges nach Engelberg oder ins Erstfelderthal entschädigen.
Das Meienthal
liegt wie die umgebenden Berge ganz im Gebiet der krystallinen Felsarten, die der allgemeinen
Anordnung im Aarmassiv entsprechend überall senkrecht aufgerichtet sind. Bei Färnigen findet sich darin ein Keil von stark
reduzierten und durch den Gebirgsdruck halb krystallinisch gewordenen Schichten des Dogger und untern Malm (mit Fossilien)
eingeklemmt. Das Meienthal
ist im obern Abschnitt nur im Sommer von Hirten und Sennen bewohnt, enthält
aber im untern Teil einige ständig besiedelte Weiler, deren grösster das Meiendörfli (mit Kapelle) ist. Am Ausgang verengt
sich das Thal zu einer schmalen Schlucht, durch die der Bach sich schäumend und tosend hindurch windet.
Der Weg vermeidet dieses Tobel, indem er sich auf der rechten, südlichen, Thalseite in der Höhe hinzieht
und dann steiler nach Wassen hinunter wendet. Durch den Fels des nördl. Thalausganges bohrt sich der Leggenstein-Kehrtunnel
der Gotthardbahn. Während der untere Abschnitt des Meienthales
noch ordentlich bewaldet ist, nimmt der Wald thaleinwärts
rasch ab und hört schon bei Gorezmettlen ganz auf. Von den 72 km2 des ganzen Thalgebietes nimmt der
Wald nur 6% ein, während auf Fels und Schutt 32%, auf Firn und Gletscher 21% und auf Wiesen und Weiden 40% kommen. Die spärliche
Bevölkerung ist natürlich ganz auf Alpwirtschaft und Viehzucht angewiesen. Vergl. den Art. Dœrfli (Meien).