Medūsa,
eine der Gorgonen (s. d.). ^[= Wesen der griech. Mythologie, die verschieden geschildert werden. Homer kennt nur eine Gorgo, ...]
Medusa
19 Wörter, 122 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
eine der Gorgonen (s. d.). ^[= Wesen der griech. Mythologie, die verschieden geschildert werden. Homer kennt nur eine Gorgo, ...]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
die Sterbliche der Gorgonen, s. Gorgo. – Medusa
heißt auch der 149. Asteroid.
Wesen der griech. Mythologie, die verschieden geschildert werden. Homer kennt nur eine Gorgo, die er als ein Ungetüm der Unterwelt darstellt, und deren schrecklich blickendes Haupt sich in der Ägis des Zeus [* 5] befand. Hesiod dagegen erzählt von drei Gorgonen: Stheino oder Stheno, Euryale und Medusa, als Töchtern des Meergreises Phorkys und der Keto. Es sind furchtbare geflügelte Jungfrauen mit versteinerndem Blick, statt der Haare [* 6] Schlangen [* 7] tragend und mit Schlangen gegürtet; auch mit ehernen Klauen und Eberzähnen waren sie abgebildet, wie z. B. aus dem Kasten des Kypselos. In späterer, zuerst bei Pindar hervortretender Auffassung erscheint jedoch Medusa als schöne Jungfrau.
Der Aufenthaltsort der Gorgonen wurde an den äußersten Westrand der Erde, in die Nachbarschaft der Nacht und der Hesperiden, verlegt. Mit Medusa verbindet sich Poseidon [* 8] und zeugt mit ihr den Chrysaor und den Pegasos, die, als ihr von Perseus [* 9] (s. d.) das Haupt abgeschlagen wurde, aus dem hervorquellenden Blut entsprangen. Das abgeschlagene Haupt (s. Gorgoneion) [* 10] erhielt später Athene [* 11] von Perseus und setzte es in ihren Brustpanzer oder in ihren Schild. [* 12] Nach andern wurde es auf dem Markt zu Athen [* 13] unter einem Erdhügel begraben.
Schwestern der Gorgonen sind die Gräen (s. d.). Schon die Alten haben verschiedene Versuche gemacht, um diesen Gorgonenmythus zu deuten. Eine neuere unhaltbare Ansicht ging dahin, daß mit Gorgonen die öde, pflanzenleere Wüste Libyens gemeint sei, deren Unfruchtbarkeit Perseus dadurch aufhob, daß er den Nil in das ägyptische Libyen leitete. Gorgonen Hermann nimmt die Gorgonen für Personifikation der Meereswellen; ihre Namen: Stheino-Valeria (die Mächtige), Euryale-Lativola (die sich weit Wälzende), Medusa-Guberna (die durch Winde [* 14] und Jahreszeiten [* 15] veränderliche Strömung, welche daher als sterblich erscheint) bedeuten nach ihm nur verschiedene Seiten der Natur des Meers. Perseus-Penetrius ist ihm ein Seefahrer, der kühn durch die entgegenströmende Flut dringt, Chrysaor-Auripetus ein gewinnsüchtiger Handelsmann. Auch diese Deutung kann unmöglich richtig sein. Medusa ist ohne Zweifel das grauenvolle Dunkel des Gewitters und Perseus ein Sonnenheld.
Vgl. Roscher, Die Gorgonen und Verwandtes (Leipz. 1879).