Medīna
(Medinet), arab. Name für Stadt, daher vielfach in Ortsnamen vorkommend.
Medina
657 Wörter, 4'320 Zeichen
(Medinet), arab. Name für Stadt, daher vielfach in Ortsnamen vorkommend.
(Medinet en Nebi, »Stadt des Propheten«),
Stadt in der arab. Landschaft Hidschas, Sitz eines türkischen Paschas, liegt etwa 1000 m hoch auf der weiten Hochebene, welche Zentralarabien bildet, und ist für die Bekenner des Islam als Wallfahrtsort von großer Bedeutung. Die Stadt besteht aus drei Abteilungen: dem Fort, der eigentlichen Stadt und der noch größern Vorstadt. Die eigentliche Stadt ist mit Mauern umgeben und hat 30 Türme und 4 Thore; die Straßen sind düster und eng und nur an einigen Stellen gepflastert, die Häuser aber gut gebaut und meist zwei Stockwerke hoch.
Medinas
Ruhm ist die
Moschee, welche angeblich das
Grab des
Propheten birgt. Dieselbe heißt
Mesdschid en Nebi oder El Haram (die
»Unverletzliche«),
und ihr Besuch gilt für die Mekkapilger zwar nicht als religiöse
Pflicht, aber als
verdienstlich. Jeder
Pilger ist verpflichtet, solange er in Medina
verweilt, in der
Moschee des
Propheten täglich fünfmal zu beten
und sich religiösen Betrachtungen hinzugeben. Die
Moschee ist ungefähr 136 m lang und 110 m breit, hat einen großen, von
Galerien umschlossenen Hofraum, viele Säulengänge und 5
Minarets.
Nahe der südöstlichen
Ecke befindet
sich das
Grab
Mohammeds, eingeschlossen von einem eisernen, grün angestrichenen Filigrangitter, das mit
Inschriften von gelber
Bronze
[* 2] durchflochten ist.
Rings um das eigentliche Grabmal zieht sich ein Vorhang von reichem Seidenstoff, zwischen welchem und dem Gitter ein schmaler Raum zum Herumgehen bleibt. Der Vorhang soll ein viereckiges Mauerwerk von schwarzen Steinen verhüllen, welches von zwei Säulen [* 3] getragen wird und in seinem Innern angeblich den weißen Marmorsarg mit Mohammeds Leichnam enthält. Die bedeutenden Weihgeschenke reicher Pilger wurden im Lauf der Zeit von den Tempeldienern und Ulemas, zuletzt von den Wahabiten entwendet.
Das Ganze ist mit einer schönen, hohen Kuppel überdeckt, welche weit über die andern Kuppeln der Moschee hinausragt. Nahe beim Vorhang, noch innerhalb des Gitters befindet sich das angebliche Grab der Fatime, der Tochter Mohammeds und Gattin Alis; ferner die Gräber Abu Bekrs und Omars, der ersten Nachfolger Mohammeds, und ein leeres Grab für Isa ebn Mirjam (»Jesus, Sohn der Maria«). Eine hölzerne Scheidewand, 2½ m hoch und reich mit Arabesken bemalt, läuft von der westlichen Seite des Gitterwerks quer durch die Moschee bis zu dem Thor derselben, Bab el Salam, so daß zwischen ihr und der südlichen Mauer ein Raum von etwa 8 m Breite [* 4] bleibt.
Diese Scheidewand ist dazu bestimmt, die heiligste Stelle der Moschee, El Rodha (»Garten«), [* 5]
den Teil der südlichen
Kolonnade
nördlich von der Scheidewand und zunächst der Grabeseinfassung, dem Zutritt der
Pilger zu verschließen. An dem
Bau dieser
Moschee soll
Mohammed selbst mit gearbeitet haben, aber seitdem ist sie fünfmal erneuert worden. Das gegenwärtige
Gebäude wurde mit Ausnahme der Anbaue und Ausbesserungen 1484
n. Chr. aufgeführt. Außer dieser Hauptmoschee hat Medina
noch 14 andre.
In der
Nähe der Stadt ist die
Moschee von Kubo, die älteste des
Islam, von
Mohammed selbst gegründet. Vom
Friedhof El Bakia
erstreckt sich nach
S. hin ein langer
Saum von
Palmen,
[* 6] die in der
Welt des
Islam als
»Bäume von Medina«
berühmt
sind. Die
¶
Einwohner, deren Zahl man auf 16,000 schätzt, treiben Ackerbau und Handel (auch zur See, durch den Hafen Janbo el Bahr); das
Haupteinkommen aber bilden die Moscheen und der Fremdenverkehr. Medina
steht unter dem Scherif von Mekka. Die Stadt darf bei Lebensstrafe
nicht von Christen und Juden betreten werden, doch haben sie einzelne kühne Reisende (z. B.
der Schweizer Burckhardt und der Engländer R. Burton) in der Verkleidung mohammedanischer Pilger besucht. Nach Medina
mußte Mohammed 622 vor
seinen Feinden von Mekka aus fliehen, von welcher Flucht (Hedschra) die Mohammedaner ihre Zeitrechnung beginnen. Die Stadt wechselte
oft ihre Gebieter; sie fiel in die Gewalt der Kalifen, kam dann in den Besitz der Scherife von Mekka, der
Sultane von Konstantinopel,
[* 8] der Wahabiten und der Ägypter. Jetzt steht sie wieder unter der Hoheit des türkischen Großherrn.
Vgl. Burton, Narrative of a pilgrimage to El-Medinah
and Meccah (3. Aufl., Lond.
1879);
Wüstenfeld, Das Gebiet von Medina
(Götting. 1873).
Nr. | Ergebnis | Medina |
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1 | ****** | Me|di|na, die; -, -s [arab. medīna = Stadt]: Gesamtheit der alten islamischen Stadtteile nordafrik. Städte im Ggs. ... |
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Medina
Medina (Medinet)
Medina Sidonia
Medina celi
Medina de Rioseco
Medina del Campo
MedinaSidonia.
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
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65.107 | Spanische Eisenbahnen | Stammbahn Irun-Burgos-Valladolid-Madrid | Benta de Baños-Alar del Rey-Santander, Medinadel Campo-Segovia-Villalba, Medina del Campo-Salamanca | (1891 von der Nordbahn erworben) |
3.1020 | Chile | Medina | Las aborigenes de C. | (Santiago 1882) |
1.745 | Araukaner | Medina | Los aborijenes de Chile | (Santiago 1882) |
51.810 | Araukaner | Medina | Los aborijenes de Chile | (ebd. 1852) |
11.400 | Medina | Wüstenfeld | Das Gebiet von M. | (Götting. 1873) |
11.400 | Medina | Burton | Narrative of a pilgrimage to El-Medinahand Meccah | (3. Aufl., Lond. 1879) |
12.774 | Patérna de Rivera | Provinz Cadiz | Bezirk MedinaSidonia, hat Mineralquellen mit Badeanstalt und | (1878) |
51.788 | Arabien | Burton | Personal narrative of a pilgrimage to Mecca and Medina | (3 Bde., Lond. 1855; neue Ausg. 1880) |
65.37 | Solis y Ribadeneira | "Consuelo de los estados" | (Medina1576) | |
60.921 | Landberg | "Catalogue de manuscrits arabes de provenant d’une bibliothèque privée à El-Medîna" | (ebd. 1883) | |
16.523 | Wellhausen | "Muhammed in Medina", d. i. Vakidis "Kitab al Maghazi in verkürzter deutscher Wiedergabe" | (das. 1882) | |
51.792 | Arabische Sprache | "History of Muhammad's Campaigns ed. by Kremer" | Kalkutta 1856 (vgl. Wellhausen, "Muhammed in Medina", Berl. 1882) | |
11.400 | Medinadel Campo | Campo | Bezirksstadt in der span. Provinz Valladolid, Knotenpunkt der Spanischen Nordbahn, alte, einst sehr volkreiche Stadt, hat 15 Kirchen, ehemals berühmte Messen und | (1878) |
12.315 | Ocampo | "Cronica general de España" | (Zamora 1544, 2. Aufl. 1545; vermehrt, Medinadel Campo 1553; hrsg. und fortgesetzt von Ambrosio de Morales, Alcalá u. Cordova 1574-86, 3 Bde.; Madr. 1791, 10 Bde.) | |
66.486 | Wallfahrten | "Waldfahrten" | nach heiligen Hainen. Die Juden wallfahrteten zu den hohen Festen nach Jerusalem; bei den Mohammedanern sind noch die W. nach Mekka und Medinagebräuchlich (s. Haddsch und Kaaba). In der christl. Kirche wallfahrtete man namentlich seit dem 4. Jahrh. zu den Gräbern der Märtyrer. Die heil. |
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