Medĭen
(Media), im
Altertum
Name einer
Landschaft
Vorderasiens, zwischen dem
Kaspischen
Meer,
Armenien,
Assyrien,
Susiana,
Persis,
Parthien und
Hyrkanien gelegen und etwa die heutigen
Provinzen
Aserbeidschân,
Gilan und
Irak Adschmi umfassend.
Es ist vorwiegend Gebirgsland, reich an fruchtbaren
Thälern. Nur um den salzigen
Matianus Lacus
(See von
Urmia) und im
Zentrum
und O. des
Landes finden sich große
Ebenen, während im N. das heutige Elburzgebirge im Jasonius
Mons
[* 2]
(Demawend)
zu 6500 m ansteigt und im ganzen
Westen und
Süden langgestreckte Kalkzüge Medien
von den
Ebenen des
Tigris scheiden.
Dort erhebt
sich über
Ekbatana der
Orontes (heute
Elwend), weiterhin der Zagros, der
¶
mehr
Choathras etc. Der Hauptfluß hieß Amardos (Sefid Rud). Berühmt waren die trefflichen Pferde
[* 4] Mediens;
im Nisäischen Gefilde
befanden sich die großen königlichen Stutereien. Die Einwohner des Landes (Meder), indogermanischen Stammes und der Lehre
[* 5] Zoroasters
zugethan, hießen nach Herodot ursprünglich Arier; sie fanden bei ihrem Eindringen schon ein fremdes Volk vor,
dem wahrscheinlich die spätern Kasten der Parätakä, Struchates und Busä angehörten, während die Arizantoi (Adligen),
die Mager (Priester) und Budioi (Landbauer) arischen Stammes waren.
Sie waren in früherer Zeit tapfere Krieger, besonders gute Bogenschützen, arteten aber bei zunehmender Kultur aus und gaben
sich großer Weichlichkeit und Üppigkeit hin. Das Land zerfiel in das südliche oder eigentliche Medien
, gewöhnlich
Großmedien
genannt (mit dem Gebiet der Sagartier und den Landschaften Kambadene, Parätakene, Choarene und Komisene), und
den nördlichen Teil, Atropatene (mit den Gebieten der Kadusier am Kaspischen Meer, der Anariaker, Geler, Marder,
[* 6] Margasier und
Matianer). Die bedeutendsten Orte in Großmedien
waren: Ekbatana (jetzt Hamadan), Rhagä, die frühere Hauptstadt,
Aspadana (Ispahan) und das durch seine große Dareios-Inschrift berühmte Bagistane;
in Atropatene: Gazaka, Praaspa oder Vera.
In römischer Zeit war der Name Medien
auf Atropatene allein beschränkt, Großmedien
war damals eine Provinz des Partherreichs.
- Die Meder wurden nach hartnäckigen Kämpfen von den assyrischen Königen Salmanassar II. (859-823 v. Chr.)
und Binninar III. (810-781), dauernd aber erst von Tiglath Pilesar II. (745-727) unterworfen. 715 wurde ein Aufstand der Meder
unter Dajauku (Dejokes) von Sargon unterdrückt, Dajauku gefangen weggeführt;
die Erzählung des Herodot von der Befreiung
Mediens
von der assyrischen Herrschaft, seiner Vereinigung durch Dejokes und der Erbauung Ekbatanas als
Königsitz ist also Sage. Um 640 vereinigte Phraortes die Stämme der Meder und begann von neuem den Kampf gegen das Joch der Assyrer,
unterlag aber dem König Assurbanipal und fand seinen Tod.
Erst seinem Sohn Kyaxares gelang es, nachdem er sich 620 von den
in Asien
[* 7] eingefallenen Skythen befreit, die durch diese erschütterte Macht des assyrischen Reichs zu brechen
und im Bund mit Babylonien 606 Ninive zu erobern. Er begründete das medische Reich, das die Völker von Iran, Armenien, Assyrien
und Elam (Susiana) umfaßte. Ihm folgte 593 sein Sohn Astyages, welcher 558 von den Persern unter Kyros gestürzt
wurde; die Meder wurden jetzt den Persern unterthan, so daß von nun an die Geschichte Mediens
mit der von Persien
[* 8] verknüpft
ist.
Doch haben die Meder im persischen Reich stets eine hervorragende Rolle gespielt, so daß die Griechen die Perser selbst vielfach
Meder nennen. Alexander d. Gr. eroberte diese persische Provinz 330 und gab sie dem Parmenion zur Verwaltung,
nach dessen Tod sie Python erhielt. Durch Seleukos I. Nikator wurde Medien
ein Teil des syrischen Reichs der Seleukiden, und Antiochos
III. fügte nach 220 auch Atropatene seiner Herrschaft hinzu. Durch den Arsakiden Mithridates I. wurde Medien
dem syrischen König
Demetrios Soter 152 entrissen und gehörte nun zu den Ländern der Parther. Seitdem verschwand der Name der Meder als Volksname.