Medicāgo
L.
(Luzerne,
Spargelklee,
Schnecken-,
Sichelklee),
Gattung aus der
Familie der
Papilionaceen,
Kräuter, sehr selten
Sträucher, mit fiederig dreizähligen Blättern, die
Nerven
[* 2] der Blättchen häufig in
Zähne
[* 3] auslaufend,
gelben oder violetten, meist kleinen
Blüten in
Köpfchen oder
Trauben und spiralig oder schneckenförmig gewundener, ein- bis
vielsamiger
Hülse.
[* 4] Etwa 40
Arten, meist in den Mittelmeerländern. Medicago
sativa L. (gewöhnliche
Luzerne, blauer
Klee, ewiger
Klee,
Sinfin), perennierend, mit aufrechtem, bis 1 m hohem, ziemlich kahlem
Stengel,
[* 5] zerstreut behaarten, vorn
stachelspitzig gezahnten, abgerundeten oder gestutzten Blättchen, ganzrandigen, pfriemenförmigen
Nebenblättern, violetten
oder bläulichweißen
Blüten in länglichen, vielblütigen
Trauben und angedrückt behaarten
Hülsen mit 2-3 Windungen, stammt
aus Südeuropa, ist bei uns verwildert und wird viel als perennierende Futterpflanze gebaut.
Sie verlangt warm gelegenen, sehr tiefgrundigen, kräftigen Boden, gedeiht am besten in gutem Kalkmergelboden und bleibt bei uns 5-6, in Südfrankreich aber 10-15 Jahre stehen und gibt dort 4, bei uns 3 Schnitte. Vermöge ihrer bis 2,5 m eindringenden Wurzel [* 6] trotzt sie der größten Dürre, während sie in kalten, nassen Jahren minder gut gedeiht. Sie ist besonders wertvoll für wiesenarme Gegenden, da sie eine bedeutende Masse Kleeheu für den Winter gewährt. Man säet sie am besten nach reiner Brache oder nach Hackfrüchten und benutzt als Schutzfrucht Leindotter oder grün abzubringenden Hafer [* 7] oder Gerste, [* 8] auch Buchweizen.
Auf 1 Hektar braucht man bei breitwürfiger Saat 30-40, bei Drillsaat 25-33 kg. Nach dem zweiten und dritten Nutzjahr muß man die zwischen der Luzerne angesiedelten Gräser [* 9] mit der Egge [* 10] entfernen und auch wohl Kompost streuen;
gipsen
fördert hier wie beim
Klee. Medicago
media
Pers. (Sandluzerne) ist der vorigen sehr ähnlich;
die Blüten sind meist erst gelblich, dann grün, zuletzt bläulich, oft gelblich- oder bläulichweiß oder bräunlich;
die Hülsen machen nur ¾-2 Windungen.
Sie ist im Kalkland sehr gemein, gedeiht gut in leichtem, warmem Boden und verträgt niedrigere Bodenqualitäten als die vorige; sie hält 5-6 Jahre aus, ¶
mehr
gibt aber jährlich nur 2 Schnitte; ihr Heu ist ebenso nahrhaft wie das der gewöhnlichen Luzerne. Medicago
falcata L. (schwedische
Luzerne), mit ästigem, niederliegendem oder aufsteigendem Stengel, gelben Blüten in kurzen Trauben und sichelförmigen Hülsen.
Man hält die Sandluzerne für einen Bastard von Medicago
sativa und Medicago falcata, wahrscheinlich aber gehören
alle drei nur einer Art an und sind lediglich Kulturformen. Die schwedische Luzerne liebt leichtes, kalk- oder sandmergeliges
Erdreich und macht an Klima,
[* 12] Lage und Untergrund weniger Ansprüche; gibt aber auch nur einen guten Schnitt nahrhaften Futters.
Medicago
lupulina L. (gelber Klee, Wolfsklee, Steinklee, Hopfenklee), ein- und zweijährig, mit niederliegendem
oder aufsteigendem Stengel, verkehrt-eiförmigen, ausgerandeten, vorn gezahnten Blättchen, gelben Blüten in ährigkopfigen
Trauben und nierenförmigen, eingerollten, gedunsenen Hülsen, findet sich auf Wiesen und Wegrändern, eignet sich zur Kultur
auf thonmergeligen Feldern niederer Qualität, auf Bergebenen, selbst mit nassem Untergrund, auch auf kalkmergeligen Bergfeldern
und in sandreichen Ebenen im Gemenge mit weißem Klee, gibt einen schönen Schnitt und dann gute Weide.
[* 13] Der
Samenbau der Medicago
sativa und Medicago media wird vorzugsweise in Südfrankreich, der Provence und Italien
[* 14] betrieben, während Medicago
lupulina
fast ausschließlich von Mittel- und Niederschlesien bezogen wird. - Der Luzernebau wurde durch die Perserkriege den Griechen
bekannt, kam zwischen 150 und 50 v. Chr. nach Italien und 100 Jahre später nach Spanien.
[* 15]
Die Römer [* 16] nannten die Pflanze nach ihrer ursprünglichen Heimat Medica und priesen sie als treffliches Futtergewächs. Von Spanien gelangte die Luzerne etwa im 15. Jahrh. nach Frankreich und 1565 nach Belgien. [* 17] Die Provençalen erhielten dieselbe aber aus Italien und nannten sie nach einem italienischen Ort Clauserne, woraus unser Luzerne geworden ist; letzterer Name stammt indes erst aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, da die Luzerne früher burgundisches Heu oder welscher Klee genannt wurde. Um 1570 hatte die Luzerne bereits in Deutschland [* 18] Eingang gefunden, machte aber im 17. Jahrh. kaum Fortschritte und taucht um 1730 plötzlich bei Erfurt [* 19] wieder auf, wohin sie wahrscheinlich von Mainz [* 20] aus gelangt war, und von wo sie sich nun bald weiter verbreitete.