Medeia
(lat.
Medea), die Tochter des kolchischen Königs
Aietes und der
Okeanide Idyia oder der
Hekate,
[* 2] verhalf dem Iason
(s. d. und
Argonauten) zum
Goldenen Vließ und entfloh mit ihm in
Begleitung ihres
Bruders
Absyrtos, den sie
unterwegs, als sie ihr
Vater
Aietes verfolgte, tötete und in
Stücke zerschnitten ins
Meer warf.
Aietes hielt sich bei dem Sammeln
der
Stücke auf, und so entkamen Medeia
und Iason und gelangten nach
Iolkos. In der
Heimat angekommen, beschloß Iason
an
Pelias (s. d.)
Rache zu nehmen für die Ermordung seiner Eltern.
Dies gelang durch List der Medeia
, welche die
Töchter des
Pelias überredete, ihren
Vater zu zerstücken und zu kochen, um ihn
mittels der Zauberkünste der Medeia
zu verjüngen. (Durch dieses
Mittel hatte sie vorher den
Vater des Iason, Aison,
nach andern Iason selbst verjüngt.) Hierauf flüchteten sie sich nach
Korinth,
[* 3] wo aber Iason die Medeia
verstieß, um sich mit
Glauke oder Krëusa zu vermählen. Medeia
machte hierauf der Krëusa ein vergiftetes Gewand und Diadem zum Geschenk.
Als nun Krëusa beides anlegte, wurde sie von dem
Gift verzehrt. Hierauf tötete Medeia
die eigenen
Kinder
und entfloh auf einem von Helios
[* 4] ihr geschenkten Drachenwagen nach
Athen
[* 5] zu
Aigeus, dem sie den Medos gebar. Aber auch von
hier mußte sie fliehen, als man entdeckte, daß sie dem
Theseus nachstellte, und ging in
Begleitung ihres
Sohnes Medos nach
Aria. Die korinth. Sage machte
Aietes zu einem einheimischen
Helden, der nach Kolchis ausgewandert sei,
seine Tochter Medeia
habe nachher die Herrschaft in
Korinth rechtmäßig angetreten.
Die Kindesmörderin Medeia
ist erst von Euripides geschaffen oder wenigstens volkstümlich gemacht worden; nach Euripides
hat auch die Kunst in zahlreichen Bildern den
Tod der Krëusa und den Kindermord dargestellt. Am berühmtesten
war die auf den
Kindesmord sinnende Medeia
des
Byzantiners Timomachos, die in zwei pompejanischen Wandgemälden nachgebildet zu
sein scheint; von den erhaltenen
Darstellungen ist die beste die auf einer Prachtvase von
Canosa, jetzt in
München,
[* 6] welche
das ganze korinth.
Drama umfaßt.
Außer der Medeia
des Euripides ist die lat. Nachdichtung des
Seneca erhalten. In der franz. Litteratur ist die
Tragödie «Médée» von
Corneille berühmt, unter den deutschen
Tragödien,
die Medeia
behandeln, besonders die von Grillparzer. Auch eine
Oper von Cherubini führt ihren
Namen. –
Vgl. L.
Schiller, Medeia
im
Drama alter und neuer Zeit
(Ansbach
[* 7] 1865).