Medaille
(frz., spr. -dallje; vom ital.
medaglia, aus dem lat. metallum), Schau- oder
Denkmünze, eine Münze, die nicht mit den Zeichen des
Geldes geprägt und nicht
zum
Umlauf bestimmt ist, sondern zum Ehrengedächtnis einer
Person oder zur
Erinnerung an ein Ereignis und
Unternehmen geschlagen und verteilt wurde. Im
Altertum machte man keinen Unterschied zwischen Münze und Medaille;
erst im 15. Jahrh.
löste sich die letztere von der Münze als ein selbständiges Kunstwerk.
Italien

* 2
Italien.
Als die Künstler gegen Ende des Mittelalters anfingen Medaille
zu fertigen, verfuhren sie zuerst
auf dieselbe
Weise wie die Siegelstecher.
Ihre Medaille
sind nur
Abgüsse in Formen, die sie auf der Oberfläche mit dem
Grabstichel
überarbeiteten. Diese Kunst der gegossenen und ciselierten Medaille
war während des 15. Jahrh.
in
Italien
[* 2] fast allein gebräuchlich und außer durch Sperandio u. a. besonders glänzend
vertreten durch Vittore Pisano, dessen Porträtmedaillen
zu den vortrefflichsten Kunstdenkmälern gehören.
Als zu Anfang des 16. Jahrh. Vittore Camelo darauf verfiel, die Medaille
nstöcke nach Art
der Münzstempel in
Stahl einzuschlagen, wurden die geprägten Medaille
bald zahlreicher als die gegossenen und ciselierten; letztere
blieben jedoch noch das ganze 16. Jahrh. in Gebrauch.
Francesco Francia,
Caradosso,
Benvenuto Cellini und
andere bedeutende Künstler des Cinquecento beschäftigten sich mit dieser Art
Arbeit. Auch unter den ital.
Steinschneidern
und Graveuren machten sich manche einen
Namen als
Medailleure, so Valerio Vicentino,
Giovanni Boinardo und Alessandro Cesari,
Leo Leoni, Jacopo Trezzo und Giov. Paolo Poggi.
Medaillenbronze - Mede

* 9
Seite 61.713.
Gleichzeitig, wurde in
Deutschland
[* 3] das Gießen
[* 4] und Ciselieren der Metalle für
Darstellung von Porträtmedaillen
ebenfalls mit ausgezeichnetem Erfolg betrieben. Man goß sie in
Bronze,
[* 5]
Silber und in ausgezeichneter
Weise auch in
Blei.
[* 6] Die
Modelle wurden in
Wachs bossiert oder in Holz
[* 7] und
Speckstein geschnitten. Die Liebhaberei an Medaille
und damit das Kunsthandwerk
in diesem Fach nahm seit dem Anfang des 16. Jahrh. besonders deshalb einen
so großen Aufschwung, weil die als Schmuck am
Hut,
[* 8] am
Barett und besonders auf der
Brust an Halsketten (s.
Konterfektmünzen)
von jedermann getragen wurden. Es waren nicht bloß Porträtmedaillen
, sondern auch Zeichen der
Erinnerung an Begebenheiten
der Reformationszeit,
Tauf- und
Hochzeitsmedaillen. Die vorzüglichsten deutschen
Medailleure des 16. Jahrh.
¶
mehr
waren Heinrich Reitz in Leipzig,
[* 10] Matthias Karl und Valentin Maler in Nürnberg,
[* 11] Konstantin Müller in Augsburg,
[* 12] Antonio Abbondio in
Prag.
[* 13] Die Niederländer arbeiteten im 16. Jahrh. ebenfalls schöne Porträtmedaillen;
als die besten
Künstler dieses Fachs sind Paulus van Vianen, Steven van Holland und Coenraed Bloc anzuführen. Im 17. Jahrh. waren
in England und Frankreich Briot, Dupré und Varin, in Italien Gasparo Mola, im 18. Jahrh. in Deutschland Hedlinger (s. d.) mit
Recht als treffliche Medaille
nstecher berühmt. Im 19. Jahrh. erwarben sich Galle, Depaulis, Barre der Ältere und Michaut zu
Paris,
[* 14] Loos und Brandt in Berlin,
[* 15] Voigt in München,
[* 16] Scharff in Wien,
[* 17] der Schwede Lindberg u. a. durch Medaille
narbeiten
großes Ansehen. So Bedeutendes wie früher ist jedoch in der modernen Medaille
urkunst fast nur in Frankreich ausgeführt
worden, wo namentlich durch Rotin eine neue Kunstblüte eingeleitet wurde; jetzt werden die Medaille ebenso wie die
Geldmünzen fast nur mit der Prägmaschine geprägt.
Bekannte Präganstalten für Medaille sind L. Chr. Lauer in Nürnberg und L. Ostermann (vormals G. Loos) in Berlin. –
Vgl. Trésor de numismatique et de glyptique (22 Bde., Par. 1834‒50, mit Abbildungen);
Armand, Les médailleurs italiens des 15e et 16e siècles (ebd. 1879);
Heiß, Les médailleurs de la renaissance (ebd. 1881 fg.);
Friedländer, Die ital. Schaumünzen des 15. Jahrh. (Berl. 1880‒82);
A. Erman, Deutsche [* 18] Medailleure des 16. und 17. Jahrh. (ebd. 1884).