Titel
Max
,
1) Joseph, Bildhauer, geb. zu Burgstein in Böhmen, [* 2] war seit 1821 Schüler der Akademie in Prag [* 3] und erwarb sich später einen geachteten Namen durch eine Reihe von dekorativen Werken, von welchen die 25 allegorischen und geschichtlichen Figuren an dem Franzensmonument, die vier Regentenbilder des neuen Rathauses zu Prag sowie die Figuren am Piedestal des Radetzkydenkmals zu nennen sind. Er starb in Prag.
2) Emanuel, Bildhauer, Bruder des vorigen, geb. 1810 zu Burgstein, bildete sich auf der Akademie in Prag unter Bergler, dann auf der Akademie in Wien [* 4] und hielt sich von 1839 bis 1849 in Rom [* 5] auf. Er lebt in Prag. Von seinen Arbeiten, die einen edlen, nach der Antike gebildeten Stil, verbunden mit gesunder Naturauffassung, zeigen, sind hervorzuheben: die Marmorstatuen der Heiligen Cyrillus und Methodius in der Teynkirche zu Prag;
die heil. Ludmilla in der Kirche St. Veit daselbst;
die Hauptfigur zu dem Radetzkydenkmal in Prag und eine Statue des Herzogs Bretislaw.
3)
Gabriel,
Maler, Sohn von Max
1), geb. zu
Prag, erhielt seine erste Unterweisung in der
Kunst von seinem
Vater,
war von 1854 bis 1858
Schüler der
Prager
Akademie, besuchte dann drei Jahre lang die
Akademie zu
Wien und eignete sich dort auch
eine umfassende litterarische
Bildung an. Nachdem er 1861 in seine Vaterstadt zurückgekehrt war, veröffentlichte er in
Photographien
eine
Reihe von zwölf leicht kolorierten
Zeichnungen zu
Kompositionen von
Beethoven,
Mendelssohn,
Liszt u. a.,
in welchen sich bereits die Anfänge der mystischen
Richtung offenbarten, die sein späteres
Schaffen beherrschen sollte. 1863 siedelte
er nach
München
[* 6] über und besuchte bis 1869 die
Schule
Pilotys.
Hier entstand 1865 sein erstes Märtyrerbild: die erwürgte heil.
Ludmilla, welcher 1867 die Märtyrerin am
Kreuz
[* 7] folgte,
vor welcher ein von einem Zechgelage heimkehrender junger
Römer
[* 8] andächtig seinen
Kranz niederlegt. Damit beginnt die lange
Reihe seiner
Bilder aus dem
Leben der
Märtyrer der
Religions-,
Welt- und
Kulturgeschichte, welche sein
Schaffen charakterisieren.
In allen herrscht eine starke
Neigung für das
Tragische und Mitleiderregende vor, wobei Max
das Sentimentale
mit dem Grauenhaften und Nervenerregenden geschickt zu
mischen versteht. Er liebt das Absonderliche und
Bizarre, zeigt ein
lebhaftes
Interesse für den
Spiritismus und nimmt gern zu den humanitären
Fragen der Gegenwart
Stellung. In dieser Absicht
hinderte ihn die Rücksicht auf seine
Kunst nicht, über die
Grenzen
[* 9] derselben hinauszugehen und an die
krankhafte
Neigung der Gegenwart für das Sensationelle zu appellieren.
Gleich gestimmte Naturen weiß er schon durch den Inhalt seiner meist geistvoll erdachten Gemälde zu fesseln, durch die feine und zarte Modellierung der Figuren, durch die duftige, meist licht gehaltene Behandlung des Kolorits aber auch gesund organisierte Naturen zu gewinnen, welchen die gesuchten Motive seiner Bilder unsympathisch sind. Unter der großen Zahl seiner Werke, welche durch Wanderausstellungen und Nachbildungen allgemein bekannt geworden sind, bezeichnen die folgenden den Umfang und die Richtung seiner Thätigkeit: die Nonne im Klostergarten (1869);
der Anatom vor der Leiche eines Mädchens (1869);
Adagio, ein Frühlingsbild (1870);
Frühlingsmärchen (1873);
Herbstreigen (1875);
die blinde Märtyrerin in den Katakomben (1872);
Gretchen in der Walpurgisnacht;
Julia Capulet als Scheintote (1873);
der letzte Gruß, eine christliche Märtyrerin unter Löwen [* 10] im Zirkus;
Christuskopf auf dem Schweißtuch der heil. Veronika mit geschlossenen und geöffneten Augen (1874, radiert von Woernle);
die Löwenbraut, nach Chamisso;
Ahasver an der Leiche eines Kindes (1875);
die Kindesmörderin (1877);
die Auferweckung von Jairi Töchterlein (1877);
der Geistesgruß (1879, eine Dame am Klavier, die von einer Geisterhand berührt wird);
die Jungfrau von Orléans auf dem Scheiterhaufen (1882);
Es ist vollbracht (1883, Christus am Kreuz und unten die gerungenen Hände der um Erlösung flehenden Menschheit, radiert von Woernle);
der Vivisektor (1883);
Christus heilt ein Kind (1885, Berliner [* 11] Nationalgalerie) und Astarte, nach Lord Byron. Er hat auch mehrere Madonnen mit dem Kind gemalt und Illustrationen zu Uhlands Gedichten (1865), zu Wielands »Oberon« (1867),
zu Schillers und Lenaus Gedichten (1867) und zu Goethes »Faust« (1868) gezeichnet.
Vgl. Klemt, G. und seine Werke (Wien 1887).