Mauritĭus,
bei den Franzosen Isle-de-France, eine englische, zu den Maskarenen gehörige Insel, 880 km östlich von Madagaskar [* 3] und 184 km nordöstlich von Reunion (s. d.), unter 74° östl. L. und 20° südl. Br. gelegen, hat ein Areal von 1914 qkm und durchaus vulkanische Natur. Von ihren meist schroffen Küstenrändern steigt die Insel höchst malerisch überall nach dem Innern auf, wo sich nebst ausgedehnten Tafelflächen vier bewaldete, 300–500 m hohe und nur auf den Gipfeln (Piton du Milieu 582 m) nackte Gebirgsketten erheben, die einen uralten, völlig erloschenen und mit Wald bedeckten Krater, [* 4] einen der größten der Erde, umschließen.
Die höchsten Bergspitzen sind die Montagne de la Rivière noire von 826, der pittoreske
Pieter-Both oder
Pittre-Booth von 813 und
der Piton du Pouce von 808 m Höhe.
Außer dem festen
Basalt, der Hauptmasse der
Insel, erscheint häufig
poröse Lava. Die Küstenränder bestehen zum
Teil aus Korallenkalk, der dieselben auch in 2 km Entfernung in Gestalt eines
Kranzes von
Korallenbänken umgiebt. Mauritius
ist außerordentlich wasserreich, indem aus dem Innern, wo sich mehrere ziemlich
große Seen befinden, nicht weniger als 100
Bäche dem
Meere zufließen, die freilich größtenteils im
Sommer austrocknen. Am längsten ist der 16 km lange
Grand-River. (S. die Nebenkarte zur Karte:
Madagaskar.)
Das Klima ist zwar
tropisch, aber infolge des gebirgigen Charakters der
Insel sehr mild und meist gesund.
Nur die Mauritius
orkane (s. d.) sind eine Plage. Am wurde ein
Drittel der Hauptstadt völlig zerstört. Die
Vegetation ist
Madagaskar ähnlich, doch besitzt die
Insel eine große Anzahl
eigener
Arten; von
Bäumen zeichnet sie Hyophorbe als stolze
Fiederpalme aus.
Zuckerrohr ist das Hauptkulturprodukt und seine
Plantagen haben die einheimische
Flora in den untern
Regionen stark beschränkt. Die Entwaldung der
Insel
ist schon weit vorgeschritten.
Die Fauna zeigt ähnliche Verhältnisse wie die von Réunion. Abgesehen von Fledermäusen fehlen einheimische Säugetiere, denn der Lemur und der Madagaskarigel sind eingeführt. Auch Schlangen [* 5] werden hier nicht angetroffen, wohl aber Eidechsen [* 6] und Schildkröten. [* 7] Einige Landvögel sind originell, die merkwürdigsten aber im Laufe der letzten drei Jahrhunderte vom Menschen unmittelbar oder mittelbar durch eingeführte Tiere, Schweine, [* 8] Hunde, [* 9] Katzen, [* 10] ausgerottet: nämlich eine Taube (Alectroenas), der Dodo, ein riesiges Wasserhuhn, ein Papagei und ein Vogel (Aphanapteryx imperialis v. Frauenf.). Auch die Riesenschildkröte wurde vernichtet.
Die Zahl der Bevölkerung [* 11] belief sich 1851 auf 183506, 1891 auf 371 655, darunter 250000 Kuli ¶