Maultier
,
s. Maulesel.
Maultier
174 Wörter, 1'195 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Maultier,
s. Maulesel.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Maultier
(Equus mulus oder Asinus vulgaris mulus), Produkt der Bastardzucht von Eselhengst und
Pferdestute. Das Maultier
ist größer und stärker als der Maulesel und steht seinem Aussehen nach dem Pferde
[* 2] näher als dem Esel,
dem es nur die Länge der Ohren, den an der Wurzel
[* 3] kürzer behaarten Schweif und die Stimme verdankt. In Große und Haarfärbung,
in Temperament und Gelehrigkeit und in den, der Zierlichkeit nicht entbehrenden Körperformen ähnelt
das Maultier
dem Pferde. Seine Ausdauer bei der schwersten Arbeit und die Sicherheit, mit der es unter relativ großen Lasten auf
den schwierigsten Pfaden marschiert, ist bewundernswert. Am weitesten verbreitet ist die Maultier
zucht in Spanien,
[* 4] wo die
der Mancha für die beste gilt, und in Südfrankreich. Auch in Neapel,
[* 5] Sicilien und Oberösterreich werden
in nicht unerheblicher Menge gezogen. Nordamerika
[* 6] hat neuerdings in der Zucht großer, leistungsfähiger und schöner Maultier
so
bedeutende Fortschritte gemacht, daß es bereits nach Europa
[* 7] exportiert. Maultier
und Maulesel (s. d.) können sich fruchtbar verbinden.
Die daraus entstehenden Blendlinge werden in Italien
[* 8] Bardotto, in Spanien Burdegano oder Machoromo genannt.
und Maultier, Bastarde von Pferd [* 10] und Esel. Der Maulesel (Equus hinnus), der Bastard von Pferdehengst und Eselstute, hat die unansehnliche Gestalt, die geringe Größe und die längern Ohren der Mutter und vom Pferd nur den dünnern und längern Kopf, die vollern Schenkel, den seiner ganzen Länge nach behaarten Schwanz und die wiehernde Stimme. Man gebraucht die Maulesel zum Lasttragen, sie werden aber seltener (Spanien und Abessinien) gezüchtet als das nützlichere Maultier.
Das Maultier (E. mulus), der Bastard von Eselhengst und Pferdestute, hat fast die Größe und Gestalt des Pferdes, unterscheidet sich von diesem aber besonders durch die Form des Kopfes, die längern Ohren, den an der Wurzel kurzbehaarten Schwanz, die schmächtigen Schenkel und die schmälern Hufe, welche an den Esel erinnern. Es ähnelt in der Färbung gewöhnlich der Mutter, hat aber die Stimme des Vaters. Da Pferd und Esel sich niemals freiwillig kreuzen, so bedarf es zur Züchtung der Bastarde von ihnen besonderer Kunstgriffe.
Gewöhnlich verbindet man der Pferdestute, welche durch einen Eselhengst beschlagen werden soll, die Augen, führt ihr auch wohl zuvor einen schönen Pferdehengst vor und vertauscht diesen dann mit dem Esel. Mit dem Pferdehengst verfährt man ebenso. Weit leichter lassen sich Pferd und Esel zur Paarung bringen, wenn sie zusammen erzogen und von Jugend auf aneinander gewöhnt sind, wodurch die natürliche Abneigung, die beide Gattungsverwandte sonst gegeneinander zeigen, fast verschwindet.
Bereits die alten Römer
[* 11] ließen Esel und Pferde, welche zur Maultier
zucht benutzt werden sollten, zusammen
leben, und in Spanien und Südamerika
[* 12] beobachtet man noch jetzt dieses Verfahren. Die Pferdestute trägt das Maultier etwas länger
als ihr eignes Fohlen, und sehr häufig sind Fehlgeburten; das neugeborne Maultier steht aber weit eher auf den Beinen als das
junge Pferd, auch dauert sein Wachstum länger; unter vier Jahren darf man es nicht zur Arbeit anhalten,
dafür ist es aber auch meist bis zum 20. und 30., ja nicht selten bis zum 40. Jahr brauchbar.
Das Maultier vereinigt die Vorzüge beider Eltern in sich: die Genügsamkeit und Ausdauer, den sanften, sichern Tritt hat es vom Esel, die Kraft [* 13] und den Mut vom Pferd. Ein gutes Maultier trägt eine Last von 150 kg und legt mit ihr täglich 6-7 Meilen zurück. In Spanien benutzt man es auch allgemein als Zugtier. Maultiere und Maulesel pflanzen sich zwar in der Regel nicht fort; doch sind seit den ältesten Zeiten Beispiele bekannt, daß diese Blendlinge wiederum Junge erzeugten.