Maulbeerbaum
(Morus L.), Gattung aus der Familie der Moraceen, Bäume und Sträucher mit großen, abwechselnd stehenden, ungeteilten oder gelappten, gesägten Blättern, in Ähren stehenden männlichen und ebenfalls in Ähren oder häufiger in Köpfchen stehenden weiblichen Blüten und der Brombeere nicht unähnlicher Sammelfrucht, welche kleine, einsamige Nüßchen enthält. Man kennt 10-12 Arten in gemäßigten Klimaten und Gebirgsregionen der Tropen. Der weiße (Maulbeerbaum alba L.), ein 30 m hoher Baum mit herzförmig eirunden, oft buchtig gelappten, ungleich gesägten, meist zugespitzten, oberseits glatten, unterseits spärlich kurzhaarigen Blättern, gestielten weiblichen Blütenständen und gelblichweißer, rundlicher und eirundlicher Frucht, stammt aus China und Zentralasien, scheint im 15., vielleicht aber schon im 6. Jahrh. nach Europa gekommen zu sein und ist jetzt in Süd- und Südosteuropa fast verwildert. Man kultiviert ihn in mehreren Varietäten, besonders um die Blätter als Futter für Seidenraupen zu benutzen. Den Vorzug soll aber Maulbeerbaum cedrona verdienen, welcher ebenso hart ist, üppiger wächst und dreimal größere Blätter besitzt. Der schwarze (Maulbeerbaum nigra L.), dessen dem vorigen ähnliche Blätter scharf behaart und dessen weibliche Blütenstände sitzend oder kurz gestielt sind, wird 30 m hoch und trägt schwarzviolette Früchte, welche größer u. meist wohlschmeckender als die weißen Maulbeeren sind. Sie enthalten 9,19 Proz. Zucker, 1,86 Säure, 0,36 Eiweiß, 2,03 Pektin, 0,35 Pektose, 0,66 mineralische Stoffe und 84,71 Proz. Wasser. Er stammt aus Persien und kam, wie die vorige Art, sehr früh nach Südeuropa; Theophrast kannte schon den Maulbeerbaum. Die Griechen benutzten den Saft zum Färben des Weins, und die Frucht wurde gern gegessen. Der Baum war dem Pan geheiligt und galt als Symbol der Klugheit. Die Wurzelrinde benutzte man gegen den Bandwurm. Im 13. Jahrh. fütterte man in Italien die Seidenraupen mit den Blättern, doch eignet sich hierzu der weiße Maulbeerbaum viel besser. Gegenwärtig ist der schwarze Maulbeerbaum in Südeuropa fast verwildert, bleibt aber in Norddeutschland meist strauchartig und erfriert nicht selten bis auf die Wurzel. Man kultiviert ihn namentlich auch wegen der Früchte, welche als Obst gegessen werden; die scharfe, bittere Wurzelrinde diente schon im Altertum als Purgier- und Wurmmittel. Der rote (Maulbeerbaum rubra L.), aus Nordamerika, wird 10 m hoch, hat große, herzförmige, sehr behaarte Blätter und ziemlich große, walzenförmige, längliche, rote oder violettrote, wohlschmeckende Früchte, welche in Nordamerika sehr beliebt sind. Er erträgt unsre Winter viel besser als die vorigen Arten. Der chinesische (Maulbeerbaum constantinopolitana Lam., Maulbeerbaum multicaulis Perr., Maulbeerbaum cucullata Bonaf.), aus China, ist dem schwarzen Maulbeerbaum sehr ähnlich, hat aber später unbehaarte Blätter und erträgt unsre Winter sehr gut. Er wurde als vortreffliches Seidenraupenfutter empfohlen und wird in Japan und bei uns vielfach kultiviert.