Alfred, Turnlehrer,
Schüler von
AdolfSpieß, geb. zu Michelstadt im Odenwalde, besuchte das Polytechnikum
zu
Darmstadt,
[* 2] wurde 1856
Lehrer an der Realschule zu Basel
[* 3] und 1869 Direktor der neubegründeten großherzogl. Turnlehrerbildungsanstalt
in
Karlsruhe.
[* 4] Auf dem
Turntage zu Coburg
[* 5] 1887 wurde er zum Vorsitzenden der deutschen
Turnerschaft gewählt, ein
Amt, das er 1894 niederlegte.
Unter seinen Werken sind hervorzuheben: «Die Freiübungen und ihre Anwendung im Turnunterricht» (Darmst.
1862),
«Anleitung für den Turnunterricht in Knabenschulen»
(Tl. 1
u. 2, 4. Aufl.;
Tl. 3, 2. Aufl., Karlsr.
1888-93),
«Die Turnübungen der Mädchen» (4
Tle., ebd. 1885-92),
«Turnübungen am Reck,
Barren,
Pferd
[* 6] und Schaukelringen für
Oberklassen und
Turnvereine» (ebd. 1888).
undKlauenseuche,Aphthenseuche,Blasenkrankheit,
Blasenseuche, eine beim Klauenvieh (Rind,
[* 7] Schaf,
[* 8] Ziege, Schwein)
[* 9] häufig, bei
Pferden,
Hunden und
Katzen
[* 10] seltener vorkommende akute
Infektionskrankheit, in deren Verlauf
Blasen und
Geschwüre
auf der Maulschleimhaut
(Maulseuche) und an den Klauen und im Klauenspalt (Klauenseuche) neben allgemeinen Krankheitserscheinungen
auftreten. Die
Krankheit beginnt mit
Fieber, entzündlicher Rötung und schmerzhafter Schwellung der Maulschleimhaut
und der
Haut
[* 11] des
Ballens und der
Spalte der Klauen, verminderter Freßlust und bei Kühen mit
Abnahme der Milchabsonderung. Nach
zwei bis drei
Tagen entwickeln sich auf der Schleimhaut des
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Mauls, besonders am Zahnfleisch, an der Zunge und der Backenschleimhaut, und an der Haut der Klauen kleine Bläschen, die sich
rasch vergrößern und schließlich bersten. Oft liegt dann unter der durch die Blasenbildung in großer Ausdehnung
[* 13] abgehobenen
Epithel- oder Epidermisdecke die entzündete und schmerzende, auch blutende Schleimhaut oder Cutis frei
zu Tage. Diese nässenden Erosionen gehen nicht selten in Geschwüre über. Während der Bildung und nach Berstung der Blasen
(Aphthen) ist die Speichelabsonderung vermehrt, die Nahrungsaufnahme fast völlig aufgehoben, weshalb die Tiere stark abmagern,
und die Tiere vermeiden es, die Füße zu gebrauchen.
Die Krankheitserscheinungen verschwinden rasch wieder, wenn die Erosionen und Geschwüre zu heilen beginnen.
In gutartigen Fällen (den meisten) ist die Krankheit in 8-14 Tagen abgelaufen. Schwerere Fälle verlaufen oft plötzlich tödlich
oder gefährden das Leben der Tiere durch komplikatorische Erkrankungen, wie Katarrhe und stärkere Entzündungen der Atmungsorgane,
Eiterungen in den Weichteilen und Knochen,
[* 14] Abstoßungen der Klauen (Ausschuhen), ja Septichämie und Pyämie.
Während beim Rind meist gleichzeitig Maul und Klauen erkranken, wird beim Schaf, bei Ziege und Schwein fast nur die Klauenseuche
beobachtet.
Die K. maul- und Klauenseuche gehört zu den ansteckenden Infektionskrankheiten. Der Inhalt der Blasen, der Speichel, die Milch und andere Absonderungen
enthalten den Infektionsstoff, der seiner Natur nach nicht genau bekannt, jedenfalls aber belebter Natur
ist. Die Seuche wird durch den Verkehr verbreitet, haftet aber auch lange Zeit in den Ställen.
Obwohl für gewöhnlich das Leben der Tiere nicht gefährdend (es giebt jedoch auch Ausbrüche der K., maul- und Klauenseuche, wobei 1-5 Proz. der
erwachsenen, 50-80 Proz. der jungen Tiere zu Grunde geben), ist die K. maul- und Klauenseuche doch die gefürchtetste Viehseuche,
weil sie nicht selten den ganzen Viehbestand eines Landes auf einmal befällt und die Landwirtschaft schwer schädigt. Welchen
Umfang die Seuche erreichen kann, geht daraus hervor, daß in einem Jahre (1889 90) in Deutschland
[* 15] allein
gegen 1½ Mill. Tiere davon befallen wurden, davon 694 616 Rinder,
[* 16] 461 520 Schafe,
[* 17] 208 212 Schweine,
[* 18] und 1892 sogar über 4 Mill.
Tiere daran erkrankten.
Zur Verhütung der Seuche sind von allen Staaten strenge Vorschriften und Gesetze (in Deutschland das Viehseuchengesetz) erlassen
worden, wodurch Einfuhrverbote, Grenzvisitationen, Verbot von Viehmärkten, Überwachungen der
Ställe, Desinfektion
[* 19] der infizierten Ställe u. s. w. möglich werden.
Die Seuche ist auch auf den Menschen übertragbar in Form einer fieberhaften aphthösen Erkrankung der Mundschleimhaut. Der
Träger
[* 20] des Ansteckungsstoffs für den Menschen ist die Milch, wogegen das Fleisch kranker Tiere anscheinend ohne Nachteil genossen
werden kann. Durch Siedehitze kann der Infektionsstoff in der Milch zerstört werden. -
Vgl. Friedberger
und Fröhner, Pathologie und Therapie der Haustiere (3. Aufl., Stuttg. 1892).