Titel
Mathilde
(»gewaltige Kämpferin«, latinisiert Mathildis), deutscher Frauenname. Merkwürdig sind:
1)
Heilige, Tochter des sächs.
Grafen
Dietrich, eines Nachkommen
Widukinds, vermählte sich 909 mit
Herzog
Heinrich von
Sachsen,
[* 3] dem nachmaligen König von
Deutschland,
[* 4] dem sie drei
Söhne, den
Kaiser
Otto d. Gr.,
Heinrich von
Bayern
[* 5] und
Bruno,
Erzbischof von
Köln,
[* 6] gebar, zeichnete sich namentlich als Wohlthäterin der
Armen und Gründerin von
Klöstern aus und
starb in dem von ihr zu
Quedlinburg
[* 7] gegründeten
Kloster 14. März 968.
Ihre Enkelin Mathilde
(geb. 955, gest. 999), Tochter
Ottos
I., Reichsregentin unter
Otto III., 997-999, war die erste Äbtissin dieses
Klosters. Die
Königin Mathilde
ward
später kanonisiert; ihr Gedächtnistag ist der 14. März. Ein
Mönch des
Klosters
Nordhausen
[* 8] beschrieb ihr
Leben
(»Vita Mahthildis
antiquior«, in
Pertz'
»Monumenta«, Bd. 10, von dem es noch eine spätere
ausführlichere Bearbeitung gibt; ebenda Bd. 4).
Mathis - Mathy

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Seite 11.342.2) Gemahlin des deutschen Kaisers Heinrich V., Tochter Heinrichs I. von England, geb. 1102, wurde 1114 mit Heinrich V. vermählt, kehrte nach dem kinderlosen Tod ihres Gemahls 1125 nach England zurück, wurde zur Thronerbin erklärt und vermählte sich zum zweitenmal 1127 mit Gottfried von Plantagenet, Grafen ¶
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von Anjou, dem sie Heinrich Plantagenet, den spätern englischen König Heinrich II., gebar. Als aber ihr Vater 1135 starb und
Mathilde
in Frankreich war, bemächtigte sich ein Neffe des verstorbenen Königs, Graf Stephan von Blois, des englischen Throns. Mathilde
versuchte 1139 eine
Landung in England, wurde aber von Stephan gefangen und nach Bristol geführt. Der Haft entflohen, ließ sie
durch ihren natürlichen Bruder ein Heer sammeln, schlug Stephan 1141 bei Chester und nahm ihn gefangen. Ihre Härte entfremdete
ihr aber das Volk; sie ward von der Partei Stephans 1142 bei Winchester geschlagen und sah sich genötigt, ihren Gemahl, der
in Gefangenschaft geraten war, gegen Stephan auszuwechseln. Von letzterm hierauf in Oxford
[* 10] belagert, entsagte
sie der Krone und begab sich 1148 nach der Normandie, wo sie in Rouen
[* 11] starb.
Italien

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Italien.3) Markgräfin von Tuscien, die bekannte Freundin Gregors VII., geb. 1046, war eine Tochter des Markgrafen Bonifacius von Tuscien und der Beatrix von Lothringen. Sie ging zwar mit Gozelo dem Buckligen, einem Sohn des Herzogs von Lothringen, eine Ehe ein, doch lebte sie stets von ihm getrennt auf ihren Gütern in Italien; [* 12] 1075 starb Gozelo. Den ihr allgemein gegebenen Namen der großen Gräfin verdankt sie ebenso ihrer Macht wie ihren glänzenden Geistesgaben und ihrer hohen Bildung.
Sie besaß Toscana, Mantua, [* 13] Parma, [* 14] Reggio, Piacenza, Ferrara, [* 15] Modena, einen Teil von Umbrien, Spoleto, den Kirchenstaat von Viterbo bis Orvieto und einen Teil der Mark Ancona, [* 16] welche Besitzungen teils Allodien, teils Reichslehen waren. Ihre Regierung war gerecht und mild, ihr Hof [* 17] glänzend. Mit der kindlichsten Liebe und Verehrung schloß sie sich an den Papst Gregor VII. an, was schon der Mitwelt Anlaß zu Verdächtigungen gab, die aber ungegründet waren, und setzte alle ihre Kräfte daran, dessen hierarchische Herrschaftspläne verwirklichen zu helfen.
Bereits 1077 gewährte sie dem Papst auf ihrem Schloß Canossa eine Zuflucht, stand ihm 1081 gegen den Kaiser bei und unterstützte ihn mit Geld, als er in Rom [* 18] eingeschlossen war. Der Kirche zuliebe vermählte sie sich sogar 1090 mit Welf, Herzog von Bayern, um diesen noch enger an die päpstliche Sache zu fesseln. Indessen lebte sie auch von diesem meist, zuletzt ganz getrennt. Schon 1077 hatte sie im Fall ihres kinderlosen Ablebens, welches in dem von ihr erbauten Kloster zu Polirone erfolgte, den Papst zum Erben ihrer Besitzungen ernannt, was zu langen Streitigkeiten Veranlassung gab, indem der Kaiser ihre Güter (Mathildische Erbschaft) als eröffnete Reichslehen, der Papst aber als ihm durch Testament zugehörig und Wels als Gatte der Verstorbenen in Anspruch nahmen. Man verglich sich endlich dahin, daß der Kaiser den größern Teil der Mathildischen Güter an die Kirche abtrat.
Vgl. Pannenborg, Studien zur Geschichte der Herzogin
Mathilde
(Götting. 1872);
Tosti, La contessa Matilde e i romani pontefici (neue Ausg., Rom 1886).