Matabeleland,
Hauptbestandteil des ehemaligen Matabelereichs in Südafrika, zwischen dem 19. und 22.° südl. Br., zwischen Khamas Reich und Maschonaland, jetzt zur engl. Interessensphäre und zum Gebiet der Englisch-Südafrikanischen Gesellschaft (oft Rhodesia genannt) gehörig, 11–1500 m ü.d.M. gelegen, mit einem Flächeninhalt von etwa 78000 qkm und ungefähr 170000 Bewohnern, fruchtbar an tropischen und subtropischen Produkten und aller Wahrscheinlichkeit nach sehr reich an Goldlagerstätten.
Seines vortrefflichen Klimas wegen eignet es sich zu europ. Niederlassungen. 1896 zählte man etwa 4000 Weiße, darunter 3000 (1100 wehrfähige Männer) in Gubuluwajo, dem Sitz der Behörden. Die Matabele, ein schöner, muskulöser Menschenschlag, tapfer und kriegslustig, stammen von den Zulukaffern und setzen sich gegenwärtig aus drei Volksschichten zusammen: den unvermischt gebliebenen Zulu (Ab-ezami), den Nachkommen der Barotse und Basuto, die einst aus Transvaal mitgeschleppt wurden (Ab-emhla) und den zum Kriegsdienst herangezogenen Maschona und Makalaka (A-maholi).
Krieg und Viehzucht galt bis jetzt als die einzige eines Matabele würdige Beschäftigung. Den Ackerbau besorgten Sklaven. Jeder Matabele war Krieger; das 15000 Köpfe starke Heer war in 20–24 Regimenter eingeteilt, von welchem jedes in den 4 Militärdistrikten seinen eigenen Kraal besaß. Geschichte. Moselikatse, ein Führer im Heer des Königs Tschaka in Zululand, ließ sich 1830 an den Quellen des Molopo und Marico (im südwestl. Teil des heutigen Transvaal) nieder und unterwarf sich die Barotse und Basuto. 1836 verdrängten ihn die Boers. Moselikatse wanderte nach Norden, überwältigte die Makalaka und Maschona und gründete
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663 das große Matabelereich zwischen dem Limpopo und Sambesi, zwischen Khamas Reich und Manikaland. 1868 starb Moselikatse; ihm folgte 1870 Lobengula, sein zweiter Sohn, der Gu-Bulawavo, Butuwajo oder Gubulawajo zur Residenz erwählte. Als die Reisenden Mauch und Baines die Aufmerksamkeit der Weißen auf den Goldreichtum M.s gelenkt hatten, strömten Abenteurer und Goldgräber im Anfang der achtziger Jahre in das Land. Da griff England mit rascher Hand zu und schloß mit Lobengula im Febr. 1888 einen Schutzvertrag, wonach dieser sich verpflichtete, ohne Einwilligung Englands weder Land abzutreten noch Goldgräberei zu gestatten. Es erklärte im Frühjahr 1889, trotz des Protestes Portugals, als brit. Interessensphäre und überließ laut Charter vom Okt. 1880 der unter Cecil Rhodes gebildeten Englisch-Südafrikanischen Gesellschaft (s. d.) die Verwaltung und Ausbeutung des ungeheuren Gebietes. Im Einverständnis mit Lobengula occupierte diese Chartered Company Makalaka- und Maschonaland, ließ aber Matabeleland unberührt.
Als die Matabele 1893 durch Einfälle in Maschonaland die Ansiedelungen der Weißen beunruhigten, rückten die Engländer in zwei Kolonnen von Tati und von Maschonaland gegen Matabeleland vor. Letztere Truppe schlug nach mehrern Gefechten die Matabele am Bemvesi (östlich von Gubulawajo) aufs Haupt. Lobengula flüchtete mit einem geringen Rest seiner Armee nach Norden und starb Anfang 1894. In kurzer Zeit unterwarfen sich alle Häuptlinge der Matabele dem Sieger. Im Mai 1894 schloß die engl. Regierung ein Abkommen mit der Chartered Company, wonach die Verwaltung von Matabeleland dieser übertragen wurde; die Eingeborenen sollten bestimmte Distrikte als Reservations erhalten.
Als Dr. Jameson im Nov. 1895 anläßlich seines Einfalls in die Südafrikanische Republik den größten Teil der Schutztruppe weggeführt hatte, benutzten die Matabele 1896 diese Gelegenheit zu einem Aufstand, dem sich die Polizeitruppe und später nach verschiedenen Erfolgen der Empörer auch die Maschona anschlossen. Znr Unterdrückung der Rebellion mußten mehrfache Unterstützungen von der Kapkolonie und Natal herbeigezogen werden. (S. Nebenkarte auf Karte: Kapkolonien.) Litteratur. K. Mauch, Reisen im Innern von Südafrika (Gotha1874);
Oates, Matabele Land and the Victoria Falls (Lond. 1881);
Mathers, Zambesia (ebd. 1891);
Holub, Die Ma-Atabele (in der «Zeitschrift für Ethnologie», Bd. 25, Berl. 1893);
Wills und Collingridge, The downfall of Lobengula (Lond. 1894);
Norris, Matabeleland (ebd. 1895).