Masseur
(franz., spr. -ssör), Kneter, s. Knetkur.
21 Wörter, 148 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
(franz., spr. -ssör), Kneter, s. Knetkur.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(spr. -ßöhr, vom frz. masser, kneten), Kneter, einer, der die Massage (s. d.) besorgt.
(Massage), im Volk seit langer Zeit bei Verstauchungen, Quetschungen etc. als sogen. Streichen übliches mechanisches Heilmittel, in neuester Zeit durch Metzger in Amsterdam systematisch ausgebildet und wissenschaftlich begründet. Die Resorption der in die Maschen der Gewebe infolge von Entzündungen oder Verletzungen ergossenen Exsudatmassen geschieht teils durch die Lymphgefäße, in welche sie durch die bloße Elastizität der Gewebe,
teils durch die Haargefäße, in welche sie vermöge der Diffusion gelangen. Metzger nahm an, daß es möglich sei, durch von außen einwirkenden Druck sowie durch Erregung von Muskelkontraktionen und dadurch bewirkte lebhafte Steigerung des Blutlaufs und Stoffwechsels diese Resorption in wirksamster Weise zu befördern, und die zahlreichen augenfälligen Heilerfolge, welche durch die Knetkur erreicht worden sind, sprechen für die Richtigkeit dieser Annahme. Metzger unterscheidet verschiedene Arten des Knetens und hat für jede bestimmte Indikationen ausgestellt. a) Effleurage, sanftes zentripetales Streichen mit der flachen Hand, wird angewandt bei akuten Entzündungen der Schleimbeutel, der Gelenke und Weichteile. b) Massage à friction wird kräftiger ausgeübt und setzt sich aus kreisförmigen und zentripetalen Streichungen zusammen, ist indiziert bei chronischen und subakuten Entzündungen der Schleimbeutel und Gelenke, Sehnenscheidenergüssen, chronischen Infiltrationen einzelner Muskeln. c) Pétrissage, eigentliches Kneten, wird bei Muskelschwellungen, die bei chronischem Rheumatismus, Ischias etc. vorkommen, auch gegen Muskelatrophie, Muskellähmungen (durch Bleivergiftung etc.) angewandt.
Der Muskel wird dabei möglichst aus seiner Umgebung herausgehoben und zwischen den Händen geknetet sowie mittels der flachen Hand unter gleichzeitigem Drucke gerieben. d) Tapottement besteht in Klopfen und Pochen auf den kranken Teil. Die geschlossene Hand wirkt auf tiefere, die flache auf oberflächliche Gebilde. Es wird angewandt namentlich bei Nervenleiden, teils um stärker zu reizen, teils zur Herabsetzung von Hyperästhesien. Bei Neuralgien, besonders des Gesichts, kann man sich zum Klopfen auch des Perkussionshammers bedienen.
Die Knetung wird zweimal, mitunter drei- bis viermal täglich, jedesmal etwa 6-8 Minuten, angewandt. Die akuten Entzündungen, namentlich der Gelenke und Sehnen, sind, falls nicht schon Eiterung besteht, die dankbarsten Objekte für die Knetkur; nur das Hüftgelenk ist seiner tiefen Lage wegen der Knetung zu wenig zugänglich. Gute Erfolge werden auch erzielt bei den sogen. Gelenkneuralgien, bei reiner Ischias, bei chronischen, besonders traumatischen, Muskelaffektionen, mitunter bei Podagra und selbst noch bei manchen Formen von Tumor albus.
Bei akutem Gelenkrheumatismus wirkt die Knetkur weniger günstig, doch soll sie denselben im spätern Verlauf abkürzen können. Nicht anwendbar ist die Knetkur bei Gelenkaffektionen, denen Knochenkrankheiten zu Grunde liegen, ebenso nicht bei Nerven- und Muskelleiden, denen eine Gehirn- oder Rückenmarksveränderung zu Grunde liegt. Alle Patienten dürfen sich während der Kur frei umherbewegen, selbst bei akuten Gelenkentzündungen, um auch noch dadurch die Resorption zu befördern.
Außer den angegebenen Methoden wendet Metzger passive Bewegungen und den Gipsverband in ausgedehntem Maßstab an. Die Knetkur hat die Aufmerksamkeit der gesamten medizinischen Welt erregt, so daß in neuerer Zeit die Anstalt Metzgers von Ärzten aller Länder zum Studium des Verfahrens besucht wird.
Vgl. Busch, Handbuch der Gymnastik, Orthopädie und Massage (Leipz. 1852);
Gussenbauer, Erfahrungen über Massage (Prag 1882);
Reibmayr, Die Massage und ihre Verwertung (3. Aufl., Wien 1887);
Derselbe, Die Massagebehandlung populär dargestellt (das. 1883);
Derselbe, Technik der Massage (2. Aufl., das. 1886);
Hünerfauth, Handbuch der Massage (Leipz. 1887);
Derselbe, Geschichte der Massage (Berl. 1886).