Massenbach
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Christian von, preuß. Oberst, geb. zu Schmalkalden, [* 2] wurde in der Militärakademie zu Stuttgart [* 3] gebildet und trat 1778 als Leutnant in württembergische, 1782 in preußische Dienste. [* 4] Mehrere Schriften über die Differentialrechnung [* 5] und Mechanik erwarben ihm die Stelle eines Lehrers des preußischen Prinzen Ludwig in der Mathematik und eine Anstellung im Generalquartiermeisterstab. 1787 machte er den Feldzug in Holland und 1792-95 den Krieg gegen Frankreich mit.
Zum Obersten avanciert, wurde er 1806 Generalquartiermeister des Fürsten von Hohenlohe, machte aber als unpraktischer Theoretiker vor, während und nach der Schlacht bei Jena [* 6] die verhängnisvollsten Fehler. Auf dem Marsch zu Magdeburg [* 7] erkrankt, mußte er dem Korps zu Wagen nach Prenzlau [* 8] folgen. Durch seine ungeschickte Leitung des Marsches, dann durch eine offenbare Unwahrheit brachte er Hohenlohe zur schmachvollen Kapitulation von Prenzlau. Infolge derselben ward er in eine Untersuchung verwickelt, welche indes durch die ¶
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Kriegsereignisse und die edle Aufopferung Hohenlohes unterbrochen wurde, und lebte dann zurückgezogen auf seinem Landgut Bialokosz im Posenschen, das ihm der König geschenkt hatte. Am Befreiungskrieg nahm er nicht teil. Später ging er nach Württemberg [* 10] und wurde eins der eifrigsten Mitglieder der ständischen Opposition. Gegen die öffentlichen Anklagen über sein Verhalten in dem unglücklichen Krieg 1806 schrieb er seine »Betrachtungen und Aufschlüsse über die Ereignisse der Jahre 1805 und 1806«, denen die »Rückerinnerungen an große Männer« (Amsterd. 1808),
die »Memoiren zur Geschichte des
preußischen Staats unter Friedrich Wilhelm II. und III.« (das. 1809-10, 3 Bde.)
und die »Historischen Denkwürdigkeiten des preußischen Staats seit 1792« (das. 1809, 2 Bde.)
folgten. Diese Werke sind nicht ohne Interesse, zeigen aber Massenbachs
Charakterlosigkeit und Eitelkeit in ihrer vollen Blöße.
Als er von Frankfurt
[* 11] a. M. aus, wo er 1817 lebte, von Friedrich Wilhelm III. den Ankauf der Fortsetzung seiner Memoiren forderte,
wurde er auf Antrag der preußischen Regierung verhaftet, nach Küstrin
[* 12] gebracht und durch ein Kriegsgericht
»wegen beabsichtigten Landesverrats und wegen Bekanntmachung von amtlichen Dienstschriften« im Sommer 1817 zu 14jähriger Festungsstrafe
verurteilt. 1820 brachte man ihn von Küstrin nach Glatz,
[* 13] 1826 ward er vom König begnadigt; doch starb er schon in
Bialokosz. Sein ältester Sohn fiel bei Großgörschen.