Masséna
,
André, Herzog von Rivoli, Fürst von Eßling, Marschall des ersten franz. Kaiserreichs, geb. zu Leven bei Nizza, [* 2] Sohn eines Weinhändlers, begleitete früh einen Verwandten, Kapitän eines Kauffahrers, auf zwei Seereisen, trat 1772 in die französische Armee ein, nahm aber 1786 als Unteroffizier den Abschied und kehrte nach Nizza zurück. Nach der Revolution 1792 trat er in das Freiwilligenbataillon Var ein, war 1793 bereits zum Brigadegeneral gestiegen und focht besonders 1794 im Süden gegen Italien [* 3] bei Saorgia und Loana mit Auszeichnung; 1795 wurde er Divisionsgeneral. An dem glorreichen Feldzug von 1796 bis 1797 hatte er einen hervorragenden Anteil; entschied er mit seiner Division den Sieg von Rivoli.
Nach halbjähriger Anwesenheit zu
Paris,
[* 4] wohin er die Ratifikation des
Friedens überbracht hatte, löste er 1797
Berthier
im Oberbefehl im
Kirchenstaat ab, legte jedoch wegen der Zügellosigkeit der
Truppen, die er nicht zu hindern vermochte, das
Kommando bald nieder und erhielt 1799 den Befehl über die
Armee in der
Schweiz.
[* 5] Hier errang er den
Sieg über die
russisch-österreichische
Armee bei Zürich.
[* 6] Nach dem
Staatsstreich vom
18.
Brumaire beauftragte ihn
Napoleon,
Genua
[* 7] gegen die
Österreicher zu verteidigen; doch mußte Masséna
nach zäher
Verteidigung der Stadt im Juni 1800 kapitulieren.
Nach der Schlacht bei Marengo [* 8] ward er Oberbefehlshaber der ganzen Armee in Italien. Bei der Errichtung des Kaisertums erhielt er die Würde eines Marschalls von Frankreich. 1805 wieder zum Oberbefehlshaber in Italien ernannt, hielt er sich in der Schlacht von Caldiero 30. und 31. Okt. gegen den Erzherzog Karl und besetzte nach dem Frieden von Preßburg [* 9] das Königreich Neapel. [* 10] 1807 übernahm er nach der Schlacht von Eylau den Oberbefehl über den rechten Flügel der französischen Armee.
Nach Beendigung des Feldzugs erhielt er den Titel eines Herzogs von Rivoli. Während des Friedens verlor er bei einer Jagdpartie durch eine Unvorsichtigkeit des Prinzen Berthier das linke Auge. [* 11] Im Feldzug gegen Österreich [* 12] 1809 befehligte er auf dem rechten Donauufer und focht mit Auszeichnung bei Landshut, [* 13] Eggmühl, Ebersberg an der Traun. Am zweiten Tag der Schlacht bei Aspern [* 14] oder Eßling (22. Mai) war er es namentlich, der mit großer Kaltblütigkeit und Ausdauer den Übergang der Armee über die Donau deckte und sie so vor dem Verderben rettete. Nach dem Frieden erhielt er dafür den Titel eines Fürsten von Eßling. 1810 mit dem Oberbefehl über die Armee von Portugal [* 15] betraut, nahm er Ciudad Rodrigo und Almeida und drang bis ins Innere von Portugal, wurde aber vor den Linien von Torres Vedras von Wellington zurückgeschlagen. Mangel an Lebensmitteln und allen andern Bedürfnissen nötigte ihn, nach fünf Monaten Portugal wieder zu verlassen. Anfang 1812 abberufen, kehrte er nach Frankreich zurück und erhielt kein Kommando im Krieg mehr. Am ward er von Ludwig XVIII. zum Pair ernannt. Während der Hundert Tage 1815 blieb er in seiner Zurückgezogenheit den Ereignissen fremd. Erst während des Prozesses des Marschalls Ney erschien er wieder öffentlich, um die Inkompetenz des Kriegsgerichts zu erklären. Er starb Auf dem Kirchhof Père Lachaise zu Paris, wo er begraben liegt, wurde ihm ein Obelisk von weißem Marmor errichtet. Seine »Mémoires« gab General Kock heraus (Par. 1849-50, 7 Bde.); eine Biographie lieferte Toselli (das. 1869).