Titel
Maschinen
,
Verbindungen widerstandsfähiger Körper, welche so eingerichtet sind, daß mittels ihrer mechanische Naturkräfte genötigt werden können, unter bestimmten Bewegungen zu wirken (Reuleaux). Die Verbindung der Körper zu einer Maschine [* 3] schließt nicht alle und jede Bewegung aus, sondern verhindert nur die für den Zweck der Maschine unnötigen und störenden Bewegungen, so daß die zweckmäßigen Bewegungen als die allein möglichen übrigbleiben.
Diese beschränkte Beweglichkeit der Körper wird durch eigentümliche, paarweise zusammengehörige Verbindungsteile, die sogen. Elementenpaare, hervorgebracht, deren wichtigste sind: das Cylinderpaar, ein cylindrischer Drehzapfen mit daraufgestecktem Hohlcylinder (Lager), [* 4] jener an einem Körper angebracht, dieser an einem andern, so daß eine gegenseitige Drehung der beiden Körper gegeneinander möglich ist;
das Prismenpaar, ein Vollprisma in einem Hohlprisma von gleichem Querschnitt, gestattet zwei Körpern, deren einer das Vollprisma, deren zweiter das Hohlprisma trägt, sich geradlinig gegeneinander zu verschieben;
das Schraubenpaar, eine Schraube in ihrer Mutter, gestattet eine schiebende und zugleich drehende (schraubenförmige) Bewegung;
das Zahnräderpaar, zwei ineinander eingreifende
Zahnräder, u. a. Die in ihrer
Zusammensetzung
die Maschinen
bildenden
Körper oder die baulichen
Bestandteile der Maschinen
nennt man Maschinenteile oder
Maschinenelemente (wohl zu unterscheiden
von den obigen Elementenpaaren) und rechnet dazu
Schrauben
[* 5] und Verschraubungen,
Keile und Keilverbindungen,
Niete und Nietungen,
Zapfen
[* 6] (Drehzapfen),
Achsen,
Wellen,
[* 7]
Kuppelungen
[* 8] etc. Von mechanischen
Naturkräften (auch
Motoren genannt), welche zur maschinellen
Arbeitsleistung herangezogen werden, sind zu nennen: die Muskelkräfte von
Menschen und
Tieren, die
Kraft
[* 9]
des bewegten
Wassers
und der bewegten
Luft, der
Druck hoher Wassersäulen und komprimierter
Luft, die saugende
Kraft verdünnter
Luft, die
Spannkraft des Wasserdampfes und der erhitzten
Luft, die Explosionskraft von Gasgemischen, nebelartig verteiltem
Petroleum
und
Schießpulver,
[* 10] flüssige
Kohlensäure,
Gewichte,
Federn und
Elektrizität.
[* 11]
Wenn nun eine dieser Kräfte in einer Maschine bestimmte Bewegungen hervorruft, so können letztere entweder den Endzweck der Maschine darstellen, oder dazu gebraucht werden, Formveränderungen an einem Körper hervorzurufen. Die Arbeit der an der Maschine wirksamen Naturkraft besteht demnach darin, die Widerstände zu überwinden, welche sich einer bestimmten Bewegung oder einer gewissen Formveränderung entgegensetzen (die sogen. Nutzwiderstände), z. B. bei der Lokomotive [* 12] die die Bewegung des Zugs hemmende Reibung [* 13] und den Luftwiderstand, bei einer Drehbank [* 14] die der Ablösung eines Drehspans von dem abzudrehenden Gegenstand Widerstand leistende Kohäsion.
Außer diesen bezweckten nützlichen oder nutzbringenden
Arbeiten treten indessen innerhalb jeder Maschine infolge der natürlichen
Beschaffenheit der physischen
Körper ganz spontan oft sehr bedeutende
Arbeiten (Nebenarbeit) auf, welche
in der Überwindung derjenigen
Widerstände (Nebenwiderstände, schädlichen
Widerstände) bestehen, die der
Bewegung der einzelnen
Teile der Maschine in Form von
Reibung, Seilbiegungen, Luftwiderstand entgegenarbeiten. Da nun aber die Naturkraft auch diese
Nebenarbeit mit verrichten muß, so leuchtet ein, daß die von der Naturkraft geleistete
Arbeit um die Nebenarbeit größer
sein muß als die von der Maschine verrichtete Nutzarbeit, woraus zur Genüge hervorgeht, daß bei Maschinen
niemals
ein Arbeitsgewinn, sondern stets ein Arbeitsverlust eintreten wird, und daß somit das
Perpetuum mobile, d. h. eine Maschine,
welche, ohne
Arbeit zu konsumieren,
Arbeit verrichten soll, ein
Ding der Unmöglichkeit ist.
Nach obigem kann man die Maschinen
in ortsverändernde und formverändernde einteilen (so sind
Lokomotiven,
Kräne,
Pumpen,
[* 15]
Gebläse
[* 16] als ortsverändernde,
Drehbänke,
Hobelmaschinen,
[* 17]
Mahlmühlen,
Webstühle
[* 18] als formverändernde
Maschinen
anzusehen). Die letztere
Gruppe von Maschinen
hat als charakteristische Merkmale das
Werkzeug und das Werkstück, d. h. einen für
die hervorzubringende Formveränderung geeigneten Teil (Hammerkopf,
Bohrer,
[* 19]
Meißel,
[* 20]
Mühlstein,
Walzen,
Schleifstein, Polierscheibe, Schneidkluppe,
Fräse,
[* 21]
Spindel,
Nähnadel etc.) und einen in seiner Form zu ändernden oder zu bearbeitenden
Gegenstand (der zu hobelnde, zu drehende, zu hämmernde
Körper, die zu verspinnende
Baumwolle
[* 22] etc.). Nach einer andern
Ansicht,
welche besonders durch die ältern Maschinen
theoretiker vertreten wurde, zerfällt jede Maschine in drei Teile
oder
Gruppen von Teilen, nämlich in
Rezeptor,
Transmission
[* 23] (Zwischen- oder Verbindungsmaschine) und
Werkzeug.
Beim
Dampfhammer
[* 24] z. B. ist der
Cylinder mit dem
Kolben der
Rezeptor, die
Kolbenstange die
Transmission, der
Hammer
[* 25] mit dem
Amboß das
Werkzeug. Danach
wäre jedoch die
Dampfmaschine,
[* 26] die
Turbine, die
Uhr
[* 27] u. a. keine vollständige Maschine, weil jeder von
ihnen das
Werkzeug fehlt. Die folgende Zusammenstellung gibt, ohne auf absolute Vollständigkeit Anspruch zu machen, eine
Übersicht über das Gesamtgebiet der Maschinen.
I. Ortsändernde A. Kraftaufnehmende Maschinen (sie erteilen irgend einem ihnen angehörigen Teil eine Ortsveränderung oder Bewegung, welche zu ¶
mehr
einem noch zur Wahl stehenden Zweck verwendet werden soll) und zwar:
1) Maschinen zur Aufnahme von Muskelkräften: Hebel, [* 29] Kurbel, [* 30] Haspel, Wellräder, Göpel, [* 31] Lauf- und Tritträder, Tretscheiben, Tretbühnen;
2) Maschinen zur Aufnahme von Elementarkräften: Wasserräder, [* 32] Turbinen, Wassersäulenmaschinen, [* 33] Windräder, Dampfmaschinen, [* 34] Heißluft-, Gaskraft-, Petroleumkraftmaschinen, Federmotoren, elektromagnetische Kraftmaschinen. - B. Maschinen zum Messen, Zählen und Regulieren (hier wird der Ort eines der Maschine angehörenden Teils derart geändert, daß entweder aus der Größe dieser Bewegung auf die Länge verflossener Zeit, die Menge ausgeflossener Flüssigkeit, die Intensität einer Kraft etc. geschlossen werden kann, oder daß durch diese Bewegung die Bewegung einer andern Maschine beschleunigt oder verzögert wird): Uhren, [* 35] Umlauf-, Hub- und Schrittzähler, Rechenmaschinen, Registriermaschinen, Zeug-, Wasser- und Windmeßmaschinen, Planimeter, [* 36] Meßräder, Manometer [* 37] und Barometer, [* 38] Dynamometer [* 39] und Indikatoren, Geschwindigkeitsmesser, Wagen, Bremsen, [* 40] Pendel, [* 41] Zentrifugalpendel, Windfänge, Schwungräder. - C. Transmissionsmaschinen (zum Übertragen mechanischer Arbeit von einer Maschine auf eine andre): Wellenleitungen, pneumatische und hydraulische Transmissionen, Zahnräder-, Reibungsräder- u. Riemenrädergetriebe, Schnur- u. Seiltriebe, Sperr- und Hemmwerke. - D. Bewegungs- oder Transportmaschinen und zwar:
1) für feste Körper: Hebel, Keile, schiefe Ebenen, Hebeladen, [* 42] Haspel, Flaschenzüge, Kräne, Winden, [* 43] Aufzüge, [* 44] Fahrkünste, vertikale und horizontale Seilförderungen, Seilbahnen, [* 45] Baggermaschinen und Exkavatoren, [* 46] Rammmaschinen, Düngerstreumaschinen, Reihensaat- und Steckmaschinen, Wagen, Lokomotiven, Straßenlokomotiven, Dampfwagen, Dampfschiffe, lenkbare Luftballons und Flugmaschinen;
2) für flüssige Körper: Kolben- und Zentrifugalpumpen, Pulsometer, [* 47] Strahlpumpen, Ejektoren und Injektoren, hydraulische Widder, Wasserschrauben, Schnecken, [* 48] Wurfräder, Pumpräder, Kastenräder, Eimerwerke, Tympanons etc.;
3) für luftförmige Körper: Luftpumpen, [* 49] Kompressionspumpen, Kompressoren, Gebläse, Ventilatoren und Exhaustoren.
II. Formändernde Maschinen (Fabrikationsmaschinen). A. Maschinen zur Veränderung der Anordnung der Teile eines Körpers: Hammer- u. Walzwerke, Schmiedepressen, Nagel- und Nietpreßmaschinen, Blechbiegemaschinen, Molettierstühle, Kettenglieder- und Knopfmaschinen, Maschinen zum Verfertigen und Setzen der Krempelzähne, Walk-, Wickel-, Spul-, Bürst-, Kratz-, Setz-, Klischier-, Rühr- und Ziegelmaschinen, Pflüge, [* 50] Kultivatoren [* 51] etc. -
B. Maschinen, durch welche Körper eine Trennung ihrer Teile erfahren: Drehbänke, Hobel-, Fräs-, Feil-, Nutstoß-, Bohr-, Schraubenschneidemaschinen, Muttermaschinen, Scheren, [* 52] Loch-, Durchschnitt-, Riffel-, Schleif-, Arrondier-, Gravier-, Reliefkopier-, Guillochiermaschinen, Maschinen zum Kopieren runder Körperformen, Mahl- und Zerkleinerungsmaschinen, Säge-, Farbholzraspel-, Korkschneide-, Torfstech-, Spaltmaschinen, Lumpenschneider, Holländer, Stampfwerke, Kammschneide-, Rübenschneide-, Rübenreibe-, Häckselschneidemaschinen etc. -
C. Maschinen, welche zur Trennung ungleichartiger Körper voneinander dienen: Siebe, Korn- und Samenreinigungsmaschinen, Beutel- und Sichtmaschinen, Grießputzmaschinen, Dreschmaschinen, [* 53] Reisschälmaschinen, Wein-, Öl-, Zucker-, Torfpressen, Setzmaschinen, Rund- und Stoßherde, Hechel-, Wasch-, Filtriermaschinen, Zentrifugen, Buttermaschinen etc. -
D. Maschinen, welche getrennte Körper verbinden: Spinn-, Web-, Bobbinet-, Wirk-, Strick-, Näh-, Stick-, Flecht-, Zwirn-, Seil-, Papier-, Schlicht-, Druck-, Paginier-, Blattbinde-, Stecknadel-, Knopf-, Niet-, Flaschenstöpsel-, Knetmaschinen etc.
[Geschichtliches.]
Wann und wo die erste Maschine erfunden und verwendet wurde, wird sich nie ermitteln lassen, da die ältesten historisch bekannten Völker schon Maschinen, wenn auch von sehr primitiver Natur, gebrauchten. Nach Reuleaux ist es wahrscheinlich, daß das Bedürfnis des Feueranmachens die erste Maschine, den sogen. Feuerquirl, hervorrief. Es ist das ein runder Holzstab, der in senkrechter Stellung mit seinem untern spitzen Ende in eine Vertiefung eines auf dem Erdboden liegenden Holzstücks gesetzt und unter gleichzeitig nach unten gerichtetem Druck mit den Händen quirlartig so lange hin- und hergedreht wird, bis das Holz [* 54] Feuer fängt.
Durch Zuführung von Schleifmaterial (Sand) und Wasser zu der gedrehten Spitze war eine einfache Bohrmaschine erfunden. Weiter entwickelten sich aus dem Feuerquirl mit der Zeit alle diejenigen Maschinen, welche die Herstellung von Drehkörpern bezwecken, außer den Bohrmaschinen [* 55] die Drehwippe, der Drehstuhl, die Drehbank, die Töpferscheibe, indem die hin- und hergehende Drehbewegung allmählich durch die dauernde Drehung nach einer Richtung ersetzt wurde. Uralt sind jedenfalls auch die Maschinen zur Bewässerung von Ländereien, wie sie durch die Schöpfräder und Paternosterwerke der Chinesen und die Schwingbäume oder Kuduffs der Ägypter (ähnlich dem noch bei uns auf Dörfern gebräuchlichen Ziehbrunnen) repräsentiert werden; ferner Maschinen zur Herstellung von Gespinsten und Geweben sowie die Getreidemahlmühlen.
Daß die sogen. einfachen Maschinen, Hebel, Rolle, Keil, schiefe Ebene, schon in grauer Vorzeit zu großartigen Leistungen verwendet wurden, bezeugen die Baudenkmäler der alten Ägypter, Assyrer, Inder etc., wie anderseits aus vielen diese Denkmäler schmückenden Abbildungen das hohe Alter von Vorrichtungen zum Transport zu Wasser und zu Lande, Wagen, Ruder- und Segelschiffen hervorgeht. Bemerkenswert ist auch das außerordentlich frühe Auftreten der Wage. [* 56] Sie ist schon Abraham bekannt und findet sich auf den ältesten Denkmälern der Ägypter abgebildet. Lange Zeit scheint der Mensch gebraucht zu haben, ehe er dazu überging, zum Betrieb von an die Stelle seiner Muskelkräfte diejenigen von Tieren oder gar Elementarkräfte zu setzen. Von den Elementarkräften wurden lange Zeit nur die Wasserkraft zum Betrieb von Wasserrädern, die Windkraft zum Fortbewegen von Segelschiffen und die Spannkraft elastischer Körper (Holz, Horn, Seile, Sehnen) zu Schußwaffen verwendet.
Die Entwickelung der Maschinen ging in den ersten Jahrtausenden der Geschichte sehr langsam vorwärts, so daß um Christi Geburt außer den genannten Maschinen nur etwa bekannt waren: Flaschenzüge, Haspel, Winden, Göpel, Wasserschrauben, Trommelräder, Kolbenpumpen mit Windkesseln, Keil-, Hebel- und Schraubenpressen (besonders zur Gewinnung von Wein und Olivenöl), Kollergänge zum Zerquetschen der Ölfrüchte, Lederblasebälge zum Anschüren des Feuers und eine Art Cylindergebläse zum Betrieb von Wasserorgeln, Wassermahlmühlen mit unterschlächtigen Rädern, die Schnellwage, ferner an Maschinen für Kriegszwecke der Mauerbrecher oder Widder, der Enterhaken, die Armbrust, [* 57] die Katapulten und Ballisten. Die Dampfkraft wußte man zu physikalischen Spielereien (zum Betrieb des Heronsballes und der ¶
mehr
Äolipile) [* 59] zu benutzen. Aus der Zeit bis zum 18. Jahrh. sind an neuen Erfindungen nur zu erwähnen: im 14. Jahrh. die Feuerwaffen, die als neuen Motor die Kraft von Explosionsgasen benutzen, und die Uhren, im 15. die Druckerpresse, im 17. die Luftpumpe [* 60] und die Elektrisiermaschine [* 61] sowie Papins Dampfmaschine, im 18. Jahrh. die Spinnereimaschine, der Maschinenwebstuhl und als die folgenschwerste Erfindung, die jemals gemacht wurde, die Wattsche Dampfmaschine (1765-84), welche sich sehr schnell über die ganze Welt verbreitete.
Mit der fortschreitenden Verwendung der Dampfmaschine nahm das gesamte Maschinenwesen einen ungeheuern Aufschwung, ja man kann sagen, sie habe das moderne Maschinenwesen erst geschaffen. Eine Erklärung dafür ist in folgenden Umständen zu suchen. Einmal veranlaßte die Dampfmaschine eine Verbesserung der Werkzeuge, [* 62] welche durch sie in Bewegung gesetzt wurden, und führte zur Erfindung neuer Arbeitsmaschinen, welche nicht nur zur Vollendung der Maschinen in konstruktiver Hinsicht, sondern auch zu einer größern Massenhaftigkeit in der Maschinenfabrikation beitrug.
Dann war die Einführung eines widerstandsfähigern und dauerhaften Rohmaterials für den Maschinenbau, nämlich der Metalle (besonders des Eisens) an Stelle des bis dahin vorherrschenden Holzes, nur dadurch möglich, daß die Dampfmaschine die Gewinnung und den Transport derselben in unbegrenzten Quantitäten gestattete. Endlich ist auch ganz besonders zu berücksichtigen, daß die Dampfmaschine die erste allgemein verwendbare Maschine war, deren Erfindung auf einer rationellen und ökonomischen Ausnutzung von Naturkräften begründet war, so daß sie fortan als Beispiel dafür diente, wie die in reichem Maß aufgespeicherten naturwissenschaftlichen und mathematischen Kenntnisse technisch zu verwerten seien.
Die Bedeutung der Maschinen für die Entwickelung der modernen materiellen Kultur liegt darin, daß sie Menschen und Tierkräfte ersparen und vorteilhaft ersetzen können, eine große Schnelligkeit und Stärke [* 63] des Verkehrs gestatten und die Quantität, Qualität und Wohlfeilheit der Arbeit erhöhen, ja zu ganz neuen Arbeiten Veranlassung geben, die ohne sie nicht möglich sind. Wie unvorteilhaft die Verwendung animalischer Kraft zur Ausübung sehr großer Kraftleistungen ist, zeigt z. B. die Aufrichtung der Alexandersäule in Petersburg [* 64] (1834), deren Schaft 876,000 kg wiegt.
Dabei verwandte man 681 Arbeiter und 1950 Soldaten; dessenungeachtet waren 62 Winden und 186 Flaschenzüge erforderlich. Dagegen wurden die 1,900,000 kg schweren Eisenblechkasten, aus welchen die Britanniabrücke Robert Stephensons über die Menaistraße zusammengesetzt ist, von nur drei hydraulischen Pressen aufgezogen, welche von einer einzigen Dampfmaschine in Bewegung gesetzt wurden. Bei vielen Arbeiten der neuern Technik reicht Menschenkraft überhaupt nicht hin, um Erfolge zu erzielen, so z. B. beim Ziehen dicker Eisendrähte, Blei- und Messingröhren, beim Hämmern und Walzen der in Puddel- und Schweißöfen gewonnenen Eisenmassen, des Stabeisens, der Bleche etc. Die Schnelligkeit des modernen Verkehrs beruht auf der Erfindung der Eisenbahnen, Lokomotiven, Dampfschiffe und Telegraphen. [* 65]
Eine Schnellzugslokomotive befördert einen Zug von etwa 100,000 kg Gewicht mit 25 m Geschwindigkeit pro Sekunde auf horizontaler Strecke. Ein Pferd [* 66] vermag auf horizontaler Chaussee eine Last von 2500 kg mit 1 m Geschwindigkeit fortzuschaffen. Um auf einer horizontalen Chaussee eine Last gleich dem Gewicht des Schnellzugs fortzuschaffen, wären 40 Pferde [* 67] nötig und würde die Transportzeit 25mal größer sein. Was die Erhöhung der Arbeitsquantität durch die Maschinen betrifft, so liefert ein Arbeiter an der Strickmaschine [* 68] in einem Tag mehr Strümpfe als die geschickteste Strickerin in Monaten.
Nähmaschinen [* 69] machen 1200-1500 Stiche pro Minute im Vergleich zu 50, welche eine geübte Näherin machen kann. Buchdruckhandpressen geben etwa 250 Abdrücke pro Stunde, die Schnellpressen dagegen deren bis 20,000. In den meisten Fällen sind die auch im stande, eine bessere Arbeit zu liefern, als die Hand; [* 70] vor allen Dingen deshalb, weil bei ihnen die Kraft gleichmäßiger zur Verwendung kommt. Daher findet man z. B. bei aufmerksamer Vergleichung von Maschinen- und Handgespinst sofort, daß der Maschinenfaden den durch die Hand gesponnenen Faden [* 71] an Gleichheit, Rundung und Reinheit übertrifft, wie auch, daß er durch die bessere Drehung zugleich stoffreicher und schwerer geworden ist.
Besonders auffallend sind die Vorzüge der Maschinenarbeit beim Verspinnen von Werg, wobei die Handarbeit nichts entfernt Ähnliches zu leisten vermag. Ebenso bleibt letztere durchaus zurück in der Feinheit des Garns, die man jetzt auf Maschinen erreicht. Qualitätsvorzüge lassen sich außerdem in sehr vielen Fällen nachweisen; es genügt, auf die Kratzen, Schraffiermaschinen, Schermaschinen, Kalander, [* 72] Werkzeugmaschinen, ja fast auf alle Fabrikationsmaschinen zu verweisen.
Manche Arbeiten, wie die der Reliefkopiermaschinen, Guillochiermaschinen etc., lassen sich überhaupt nicht von Menschenhand ausführen. Bei allen diesen Vorzügen ist die Maschine überdies im stande, die Arbeit äußerst wohlfeil zu verrichten. Ein Stück glatten englischen Tülls oder Bobbinets wird jetzt nach Erfindung der Heathcoatschen Bobbinetmaschine 50mal so billig verkauft als am Ende des vorigen Jahrhunderts. Japy in Beaucourt fertigte kleine Kastenschlösser zum Preis von noch nicht völlig 3½ Pfennig pro Stück.
Einen höchst wichtigen Einfluß auf die Wohlfeilheit mancher Artikel hat das dabei angewandte Prinzip der Arbeitsteilung, welches in solchem Maß ausgebildet ist, daß z. B. jede Nähnadel 90-120mal durch die Hand gehen muß, ehe sie vollendet ist, und daß sich die Arbeiten bei der Uhrenfabrikation in 54 Beschäftigungsarbeiten teilen, so daß nicht Eine Hand thätig ist, welche auch nur den kleinsten Uhrteil ganz fertig macht. Über die wirtschaftlichen Verhältnisse des Maschinenwesens s. Fabriken.
[Maschinenfabrikation, Handel.]
Die Herstellung der Maschinen geschieht von Mechanikern oder Maschinenbauern in eignen Maschinenwerkstätten oder Fabriken und zwar meistenteils wieder mit Maschinen, den sogenannten Werkzeugmaschinen. Auch hierbei ist das Prinzip der Arbeitsteilung eingeführt, und häufig findet man Maschinenbauanstalten, die nur eine Sorte von Maschinen bauen. Dies bietet wesentliche Vorteile dar, und man hat es vielfach schon erreicht, daß neben dem Handel mit ganzen Maschinen noch ein solcher mit einzelnen Maschinenteilen vorteilhaft betrieben werden kann. Alle aus einer Werkstätte sind dann so genau nach demselben Maßstab [* 73] gearbeitet, daß man ihre entsprechenden Teile sofort vertauschen kann, bei Beschädigung irgend eines Maschinenteils also auch im stande ist, denselben auf die einfachste Weise wieder zu ersetzen. Jedes Rad und jede Schraube hat eine Nummer, unter welcher man das Stück einzeln kaufen und seiner Maschine einfügen kann. Man bestrebt sich vielfach, ¶
Maschinen
(frz. und engl. machines). Unter diesem Namen faßt man alle die mehr oder weniger künstlich zusammengesetzten Vorrichtungen zusammen, welche den Zweck haben, irgend eine Arbeit zu verrichten. Wenn die M. die erzeugte Kraft auf eine andre M. überträgt, welche letztere dann erst die entgültig bezweckte Arbeit verrichtet, so wird erstere M. Kraftmaschine und der übertragende Teil Zwischenmaschine oder Transmission genannt, während die andern, die Arbeit direkt verrichtende M. Arbeitsmaschine heißt. So ist z. B. die Dampfmaschine, welche eine Spinnmaschine in Bewegung setzt, die Kraftmaschine, die Spinnmaschine, welche das Garn spinnt, dagegen die Arbeitsmaschine.
Beim Spinnrad fällt die Kraftmaschine weg, denn hier vertritt die menschliche Kraft, welche das Spinnrad treibt, dieselbe. Außer der Dampfmaschine sind das Windrad, das Wasserrad, die Feder einer Uhr etc. zu den Kraftmaschinen zu rechnen. Zu den Transmissionen gehören alle die verschiednen Wellen, Treibriemen, Getriebe und Treibräder, die Gestänge, Drahtseilzüge und Kettenzüge, die man anwendet, um irgend eine Kraft auf die an verschiednen Orten aufgestellten Arbeitsmaschinen zu übertragen. Die Mannigfaltigkeit der letztern, je nach dem Zwecke, zu dem sie dienen, ist erstaunlich groß und noch größer sind die Verschiedenheiten in der Konstruktion ein und derselben Maschinenart. Diese M. werden von den Maschinenfabriken meist auf Bestellung geliefert, doch werden auch sehr viele M. vorrätig gehalten und bilden dann einen permanenten Handelsartikel.
Von den Kraftmaschinen sind zu erwähnen: Windräder, Wasserräder, vertikale und horizontale, letztere Turbinen genannt, Göpelwerke, Dampfmaschinen (Hoch- und Niederdruckdampfmaschinen, Expansionsmaschinen, Corlißmaschinen, Compoundmaschinen etc.) mit den dazu gehörigen Dampfkesseln, Heißluftmaschinen (Kalorische M.), Gaskraftmaschinen. -
Von den zahlreichen Arbeitsmaschinen mögen nur einige der wichtigeren hier erwähnt werden: Landwirtschaftliche M. (z. B. ¶
mehr
Pflüge, Eggen, Walzen, Kultivatoren, Säemaschinen, Drillmaschinen, Mähmaschinen, Dreschmaschinen, Getreidereinigungsmaschinen, Häckselmaschinen, Rübenschneidemaschinen etc.);
Werkzeugmaschinen (Drehbänke, Fraismaschinen, Bohrmaschinen, Hobelmaschinen etc.);
Kreissägen, Furnierschneidemaschinen, Sägegatter;
verschiedne Hilfsmaschinen, als Pumpen, Pulsatoren, Ventilatoren, Pressen der verschiedensten Art;
Hilfsmaschinen für Blecharbeiter, Bördelmaschinen etc.;
Maschinen für die Textilindustrie: Flachsbrechmaschinen, Hechelmaschinen, Wölfe, Spinnmaschinen für die verschiedenen Arten von Gespinstfasern;
Handwebstühle, Webmaschinen (Maschinenstühle), Wirkmaschinen (Rundstühle), Strickmaschinen, Appreturmaschinen, Zeugdruckmaschinen, Waschmaschinen, Stickmaschinen, Nähmaschinen.
Papiermaschinen, Buchdruckerpressen, Papierschneidemaschinen, Falzmaschinen, Heftmaschinen, Letterngießmaschinen. Mühlen mit horizontalen und vertikalen Steinen, Walzenmühlen (Walzenstühle) von Stahl und Porzellan; Teigknetmaschinen etc. Maischmaschinen, Kaltluftmaschinen, Eismaschinen etc. -
Für gewisse Sorten von M., namentlich landwirtschaftliche und Kraftmaschinen werden in einigen Städten Maschinenmärkte abgehalten. - Zoll: Maschinen und solche Teile derselben, welche lediglich zur Zusammensetzung von M. dienen können, gem. Tarif im Anh. Nr. 15 b 1 und 15 b 2 α bis δ. - M. aus andern als den unter 15 b 2 genannten Materialien werden nach Beschaffenheit der letzteren tarifiert.