Martinique
eine der Kleinen Antillen (s. Karte »Westindien [* 2] etc.«),
Erdbeben

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Erdbeben.nächst Guadeloupe die wichtigste Besitzung der Franzosen in Westindien, liegt zwischen Santa Lucia und Dominica. Das Innere derselben ist hohes Felsengebirge mit dem 1350 m hohen Mont Pelée und den drei Gipfeln Pitons du Carbet von 1207 m Höhe. Ausläufer davon treten bis ans Meer und machen die Küste äußerst unregelmäßig. Mehrere Berggipfel enthalten erloschene Krater. [* 3] Das Klima [* 4] ist überaus feucht, es fallen jährlich 2170 mm Regen an 230 Regentagen. Die mittlere Temperatur am Meer beträgt 26° C., die Extreme sind 20 und 35°. Orkane richten zuweilen große Verheerungen an, Erdbeben [* 5] sind selten; das gelbe Fieber ist ein häufiger Gast.
Der Pflanzenwuchs ist üppig, und nur die höchsten Bergspitzen sind kahl. Das
Tierreich bietet
Wild
(Aguti),
Schildkröten,
[* 6] Krabben,
Schlangen,
[* 7] darunter die sehr giftige Lanzenschlange (Trigonocephalus lanceolatus), unzählige und sehr beschwerliche
Ameisen etc. Martinique
hat ein
Areal von 988 qkm (17,9 QM.) mit (1884)
167,679 Einw., wovon etwa 10,000
Weiße, 27,000
Kulis und
Chinesen und der Rest
Neger und
Mulatten. Von der Oberfläche sind 34 Proz.
angebaut, 19 Proz.
Weide,
[* 8] 18 Proz.
Wald.
Martinisieren - Martiu

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Seite 11.300.Bau- und Nutzhölzer der edelsten Art wachsen in den dichten Waldungen, und Kampescheholz bildet einen Gegenstand der Ausfuhr. Die Zuckerkultur, seit 1647 eingeführt, ist der Hauptgegenstand des Ackerbaues; denn von 42,490 überhaupt angebauten Hektar sind ihr allein 25,795 Hektar gewidmet, während Kaffee (seit 1720), Kakao (seit 1664), Baumwolle [* 9] und Tabak [* 10] insgesamt nur 1035 Hektar, Lebensmittel 15,652 Hektar einnehmen. An Nahrungspflanzen [* 11] baut man namentlich Maniok, Yams, Bataten und karibischen Kohl. Der Orleanbaum, Cassia- und Orangenbaum sind von jeher gepflegt worden, und alle Südfrüchte gedeihen. Für Vanille- und Kochenillezucht scheint indes das Klima zu feucht zu sein. An Vieh zählte man 1883: 4875 Pferde, [* 12] 4480 Esel und Maultiere, 21,210 Rinder, [* 13] 21,290 Schafe, [* 14] 5545 ¶
mehr
Ziegen und 19,185 Schweine.
[* 16] Die Industrie beschränkt sich auf Töpferei und Kalkbrennerei, und auch der Fischfang ist ohne Bedeutung.
Der Handel findet hauptsächlich mit Frankreich statt. Es wurden 1883 für 36½ Mill. Frank Waren ausgeführt, eingeführt für 33 1/5
Mill. Fr. (namentlich Lebensmittel und Manufakturen). Eine Eisenbahn von 194 km Länge ist in Betrieb. Martinique
wird
von einem Gouverneur regiert, dem ein Geheimer Rat von 9 Beamten und ein Allgemeiner Rat von 12 vom Gouverneur und 12 von den
Gemeinderäten ernannten Mitgliedern zur Seite stehen. Einkünfte (1884) 4,593,000 Fr. Hauptort ist Fort de France, Mittelpunkt
des Handels St.-Pierre, beide an der Westseite. - Die Insel wurde 1493 von Kolumbus entdeckt, aber nicht
in Besitz genommen.
Amidotoluol - Amiens

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Amiens.
Erst 1635 ließen sich etwa 150 französische Kolonisten von der Insel St.-Christoph im südwestlichen Teil von Martinique
nieder. Colbert
kaufte die Insel 1664 den Kolonisten für 60,000 Livres ab. Admiral Ruyter griff Martinique
vergebens mit einer holländischen
Flotte an, und auch die Engländer versuchten 1693 umsonst, die Insel zu nehmen. Nachdem sie 1761 glücklicher gewesen, gaben
sie die Insel im Frieden von 1763 zurück, eroberten sie jedoch 1794 von neuem. Die Franzosen erhielten sie 1802 durch den Frieden
von Amiens
[* 17] zurück, verloren sie 1809 nach tapferer Gegenwehr des französischen Generals Hugues durch Kapitulation
abermals und erhielten sie 1814 durch den Pariser Frieden wieder. Die Negersklaven wurden 1848 freigegeben.
Vgl. Pardon, La
Martinique
depuis sa découverte (Par. 1877);
Huc, La Martinique
, études sur certaines questions coloniales (das. 1877);
H. Rey, Étude sur
la colonie de la Martinique
(Nancy
[* 18] 1881);
Aube, La Martinique
, son présent et son avenir (Par. 1882);
Basset, Les Antillen françaises.
Observations sur la Martinique
(das. 1886).