Martinez
de la
Rosa,
Don Francisco, span. Staatsmann und Dichter, geb. zu
Granada,
[* 2] ward 1808
Professor der
Philosophie und Litteratur an der
Universität daselbst. Während der
Erhebung gegen die
Franzosen
benutzten ihn die
Cortes zu einigen diplomatischen
Missionen, unter andern nach
London,
[* 3] wo Martinez
ein Jahr blieb
und sich mit dem
Konstitutionalismus vertraut machte. Von dort aus feierte
er den heldenmütigen
Widerstand der Stadt
Saragossa
[* 4] durch das epische Gedicht
»Zaragoza«. 1813 trat er als Deputierter für
Granada in die
Cortes ein und wurde zum
Präsidenten
der Versammlung gewählt.
Als eifriger Verteidiger der
Konstitution wurde er nach der Rückkehr
Ferdinands VII. ins Gefängnis gesetzt
und nach zweijähriger
Haft nach den
Presidios von
Gomera auf der afrikanischen
Küste deportiert. Hier schrieb er sein
Trauerspiel
»Morayma«.
Riegos
Aufstand führte ihn 1820 nach
Madrid
[* 5] zurück, wo er wiederum zum
Präsidenten der
Cortes ernannt wurde. Seine
gemäßigte
Haltung war die
Ursache, daß ihm der König im
Februar 1822 den Vorsitz in einem neuen
Ministerium
übertrug; doch gelang
es Martinez
nicht, die absolutistische und liberale
Partei zu versöhnen, und bei einem Volksaufstand entging
er nur mit
Not dem
Tod. Er legte daher sein
Portefeuille nieder, ging bei der französischen
Invasion 1823 nach
Italien
[* 6] und lebte dann in
Paris
[* 7] und
London mit litterarischen
Arbeiten beschäftigt. 1833 nach
Spanien
[* 8] zurückgekehrt und Anfang 1834 mit
dem
Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und dem Vorsitz im
Kabinett betraut, erließ er das
Estatuto real,
welches die
Verfassung von 1812 von ihren radikalen
Bestandteilen reinigte, konnte aber den Karlistenkrieg
nicht beendigen, erlangte auch von
Frankreich die erbetene
Intervention nicht und legte daher im Juni 1835 sein
Ministerium
nieder. Er war nun eins der hervorragendsten Mitglieder der
Moderados in der
Kammer, zog sich aber nach dem vollständigen
Sieg der Anhänger der
Verfassung von 1812 nach
Paris zurück, wo er später den Gesandtschaftsposten bekleidete,
den er dann mit dem in
Rom
[* 9] vertauschte. Nach
Spanien zurückgekehrt, ward er 1843 Mitglied des
Kabinetts
Narvaez, trat aber mit
diesem im
Februar 1846 zurück und ging 1847 abermals als spanischer Gesandter nach
Paris. 1851 zurückgerufen, nahm er seinen
Sitz in den
Cortes wieder ein. Fortan blieb er der
Führer der
¶
mehr
gemäßigten konstitutionellen Opposition. Gleichwohl war er 1857 für kurze Zeit erster Staatssekretär im Ministerium Armero-Mon, ward von der Königin mit Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt und zum Präsidenten des Staatsrats ernannt. Daneben war er Vorsitzender des Universitätsrats. Er starb Als Dichter hat er sich fast in allen Gattungen der Poesie versucht. Seine besten Werke sind: die Tragödie »Edipo«, das Drama »La conjuracion de Venecia« und das Lustspiel »La hija en casa y la madre en la mascara«. Sein didaktisches Gedicht »El arte poetica« zeichnet sich durch Eleganz und Präzision aus, hat aber seinen Hauptwert in den beigegebenen litterarhistorischen Anmerkungen und Exkursen. Auch in seinen lyrischen Gedichten (Madr. 1833, 2. Aufl. 1847) liegt die Hauptstärke in der Diktion und dem Wohllaut.
Schwächer sind seine prosa
ischen Schriften: »Hernan Perez del Pulgar« (Madr. 1834);
»Isabel de Solis«, Roman (das. 1837-40, 3 Bde.; neue Ausg. 1845),
und »Espiritu del siglo« (das. 1835-51, 10 Bde.), eine Geschichte der französischen Revolution, in Wirklichkeit aber nur eine Umarbeitung des Werkes von Thiers hierüber.
Eine
Sammlung seiner Werke erschien zu Paris 1844-46, 5 Bde.; die Dramen besonders Madrid 1884; eine Übersetzung ausgewählter Werke
lieferte Schäfer (Heidelb. 1835-36, 2 Bde.).
Martinez
hat sich entschieden die französischen Dichter zum Muster genommen und sich deren glänzende Darstellung
angeeignet. Das große litterarische Museum in Madrid verdankt ihm seine Entstehung.