identifiziert. Als
Kriegsgott führte er besonders den Beinamen
Gradivus (»der Schreitende«, wohl vom
Sturmschritt der
Schlacht
zu verstehen). Seine
Symbole waren der reißende
Wolf, der kriegerische und weissagende
Specht und die
Lanze. Bei
Ausbruch eines
Kriegs forderte ihn der
Feldherr feierlich zur
Teilnahme auf, indem
er an seine heiligeLanze und die heiligen
Schilde (s.
Ancile) schlug mit dem
Ruf: Mars
[* 3] vigila! ( Mars erwache«). Auch während des
Feldzugs und
vor derSchlacht wurde ihm viel geopfert, und in seinem
Namen vorzüglich wurden die militärischen Auszeichnungen
erteilt.
Seine Hauptfestzeit fiel in den März. Als seine Genossen im
Kampfe feierte man angeblich schon seit
Tullius Hostilius in besondern
Heiligtümern
Pavor und
Pallor
(»Furcht« und »Erbleichen«). Einen neuen Kult richtete ihm
Augustus als Mars Ultor
(Rächer des
Cäsar) in dem 2
v. Chr. eingeweihten prachtvollen (heute noch in
Ruinen erhaltenen)
Tempel auf dem
Forum
[* 7]
Augusti
ein, in welchem sein
Bild und das der
Venus als der beiden göttlichen
Ahnen des
JulischenGeschlechts standen.
Bei den
Sabinern wurde auch als Schutzgott der
Ehe und des ehelichen
Lebens verehrt und zum Gemahl der
Nerio (s. d.) gemacht.
Beiname des sabinischen ist
Quirinus (s. d.). Über die bildlichen
Darstellungen des
Mars s.
Ares.
[* 8]
Seine
Bahn besitzt nach der des
Merkur
[* 16] von allen Hauptplaneten die größte
Exzentrizität, nämlich 0,0932167,
d. h. etwa 1/11; sie ist aber gegen die Erdbahn nur um 1° 51' 5,8'' geneigt. Die mittlere
Entfernung des Mars von der
Sonne ist 1,52369 Erdbahnhalbmesser = 226,52 Mill. km oder nahe 30 Mill.
Meilen. Die größte und kleinste
Entfernung verhalten sich wie 5:4, indem die erstere 33, die letztere 28 Mill.
Meilen beträgt. Das
Licht,
[* 17] welches der
Planet von der
Sonne erhält, ist in der mittlern, kleinsten und größten
Entfernung
resp. 0,43, 0,52 und 0,36
von dem, welches die
Erde von der
Sonne empfängt.
Zur Zeit seiner
Opposition kann sich der Mars der
Erde bis auf 7¾ Mill.
Meilen nähern, in seiner obern
Konjunktion
sich aber auch bis auf 55 Mill.
Meilen von derselben entfernen.
Daher sein wechselnder
Glanz und sein veränderlicher scheinbarer
Durchmesser, welcher, auf die mittlere
Entfernung der
Erde von der
Sonne
reduziert, 9,5'' beträgt.
Sein wahrer
Durchmesser ist
0,54 des Erddurchmessers = 6752 km oder 910 geogr.
Meilen. Nach der neuesten Bestimmung von Hartwig ist dafür 0,532 Erddurchmesser = 6735 km
zu setzen.
Eine
Abplattung ist wahrscheinlich, ihre
Größe aber unbekannt. Die
Masse des Mars beträgt nach
Leverrier1/2998300 der Sonnenmasse;
seine mittlere
Dichtigkeit würde danach = 0,7 der Erddichtigkeit oder viermal so groß
als die
Dichtigkeit des
Wassers sein, und die
Schwere würde auf dem Mars etwa 0,38 von der auf der
Erde beobachteten betragen.
Merkwürdig sind die hellern und dunklern
Flecke, die man mit
Hilfe eines guten
Fernrohrs auf dem
Planeten bemerkt, und welche
schon
Fontana 1636 und Zucchi 1640 wahrnahmen. Aus der
Bewegung dieser
Flecke haben schon
Huygens und D.
Cassini die Rotationsdauer zu 24
Stund. 40
Min. bestimmt; in neuester Zeit fanden van de
Sande, Backhuyzen und
Wislicenus dieselbe
übereinstimmend gleich 24
Stund. 37
Min. 22,66 Sek.
Die rote Färbung des Mars erklärt man durch die
Absorption, welche das von der
Sonne kommende
Licht beim
Durchgang durch die
Atmosphäre des Mars erleidet. Die Anwesenheit einer
Atmosphäre auf dem ist unzweifelhaft sicher, und man
muß annehmen, daß ihre
Zusammensetzung nicht erheblich von der unsrigen abweiche und vor allem reich an Wasserdämpfen sei.
Anderseits muß die Marsatmosphäre eine wesentlich verschiedene sein von der des
Jupiter; denn während
bei dem letztern die Helligkeit nach dem
Rande der
Scheibe hin abnimmt, ist es eine charakteristische Eigentümlichkeit des
Mars, daß er am
Rand heller erscheint als in der Mitte.
In der hellen Randzone werden alle in der Mitte der
Scheibe erkennbaren Einzelheiten der Oberfläche unsichtbar,
und dies findet bis auf beträchtliche
Entfernung vom
Rand statt. Auch in der Mitte ist die
Durchsichtigkeit der
Atmosphäre
ziemlich wechselnd, und so gelangt man zu der
Ansicht, daß die Marsatmosphäre mit
Dämpfen erfüllt ist, die aus irgend welchem
Grund nicht so dichte
Wolken bilden können, wie diejenigen unsrer irdischen
Atmosphäre sind, welche aber
die Oberfläche des
Planeten mit einem das
Licht noch durchlassenden
Nebel überziehen.
Derselbe lichtet sich an einzelnen
Stellen und verdichtet sich wieder an andern; während er im zentralen Teil, wo man senkrecht
durch die Nebelschicht hindurchsieht, das
Erkennen der Oberflächengestaltung gestattet, ist dies am
Umfang
nicht mehr möglich, weil das
Licht hier eine dickere
Schicht zu durchlaufen hat. Durch die größere
Dicke am
Rand wird auch
hier die Reflexionsfähigkeit größer, wodurch sich die Helligkeit der Randzone erklärt.
Mars (Planet)
* 3 Seite 11.282.
Der ist derjenige
Planet, über dessen Oberflächenbeschaffenheit wir, nächst unsrer
Erde, am besten unterrichtet sind,
und der uns den Anblick von Veränderungen darbietet, die den meteorologischen Vorgängen auf der Erdoberfläche analog sind.
Von den zahlreichen
Flecken des Mars sind die hellern rötlich, die dunklern graugrün oder bläulich. Der gewöhnlichen
Annahme
nach sind die letztern Wasseransammlungen, die hellern Festlandmassen. An den
Polen des
Planeten, von denen
uns infolge der starken
Neigung des Marsäquators gegen seine
Bahn (27°) in der
Regel nur ein einziger sichtbar ist, gewahrt
man sehr helle, fast kreisrunde
Flecke von so starkem
Glanz, daß man sie selbst durch
Wolken in unsrer
Atmosphäre bisweilen
sehen kann. Man hat dieselben schon frühzeitig für
Schnee- und Eisflächen gehalten, und der ältere
Herschel hat 1784 bemerkt, daß dieselben im
¶
Schiaparelli aber hat sich bei seinen Beobachtungen, die mit einem Merzschen Refraktor von 22 cm Öffnung angestellt wurden,
überzeugt, daß sich die Entfernung eines Fleckes vom Zentrum der Planetenscheibe durch eine einzige Beobachtung
mit einem wahrscheinlichen Fehler von nur einem Grad finden läßt, wenn der scheinbare Durchmesser des Planeten wenigstens
20'' beträgt. Aus 131 Aufnahmen von 1877 bis 1878 hat er dann eine Karte des Mars in Mercator-Projektion konstruiert, welche
den größten Teil der südlichen Hemisphäre und die nördliche bis zum 40. Breitengrad umfaßt
[* 3]
(Fig.
1). Bei den sogen. großen Marsoppositionen, d. h. größten Annäherungen des an die Erde, wie denen von 1862, 1877, 1894,
ist nämlich die
nördliche Polarregion unsern Blicken entzogen, und wir sind mit der Erforschung derselben auf andre Oppositionen angewiesen.
Mit dem von Schiaparelli angewandten Instrument waren helle Flecke auf dunklem Grund oder umgekehrt noch deutlich sichtbar, wenn
ihr Durchmesser wenigstens 18 geogr. Meilen betrug, Streifen noch bei 8 MeilenBreite.
[* 23] Die Ländermassen liegen
größtenteils in einer äquatorialen, nicht durch größere Meere unterbrochenen Zone, die sich, ältern Beobachtungen zufolge,
nach N. bis zum 50. Grad zu erstrecken scheint.
Auf der südlichen Hemisphäre sind dann noch zwei weniger dichte Landzonen zu bemerken, von denen die südlichste nur aus
zwei großen Inseln besteht. Zwischen diesen Ländermassen breiten sich die Meere aus, die durch ein kompliziertes
Netz von Kanälen miteinander verbunden sind. An diesen Kanälen hat Schiaparelli 1882 eine bisher noch unerklärte Erscheinung
beobachtet, nämlich eine Verdoppelung, so daß immer 2 parallele Kanäle nebeneinander hinlaufen, und in einigen Fällen hat
sich diese Erscheinung fast unter den Augen des Beobachters entwickelt.
In denMeeren selbst befinden sich noch hellere Stellen, die aber doch dunkler als die Festländer sind, und die Schiaparelli
deshalb als Untiefen oder überschwemmte Ländermassen betrachtet. So sind insbesondere die Meere zwischen der äquatorialen
und der zunächst liegenden südlichen Länderzone unterbrochen durch eine Reihe teilweise unter Wasser
stehender Halbinseln, die alle von NW. nach SW. gerichtet sind. Die Färbung der Meere ist übrigens nicht überall dieselbe,
und im allgemeinen nimmt auf der Südhemisphäre die Dunkelheit vom Äquator nach den Polen zu ab; das Gleiche findet auch infolge
des größern Salzgehalts der Meere der Äquatorzone auf der Erde statt.
Schiaparelli hat auf seiner Karte den meisten Objekten neue, der Geographie und Mythologie entlehnte Namen gegeben, während Proctor,
dem sich auch Terby u. a. anschließen, sich dazu der Namen von Astronomen bedient, die sich um Erforschung des Mars Verdienste
erworben haben. Neuerdings hat auch Lohse auf Grund seiner Beobachtungen des Mars in den Oppositionen 1873, 1877 und 1879 eine
Karte veröffentlicht, von welcher
[* 22]
Fig. 2 eine Skizze gibt. Die hier angewandte Terminologie ist die Proctorsche. Mit I-IV sind
Punkte bezeichnet, die sich sehr genau bestimmen ließen, und welche daher der Zeichnung als Grundlage dienten. Die punktierten
Linien stellen die Umrisse dunkler Flecke dar, die 1873, nicht aber bei den spätern Oppositionen beobachtet
wurden. Das Zeichen des ist ♂.
Mars hat zwei Monde, welche Hall
[* 24] in Washington
[* 25] während der Opposition des Planeten 11. und entdeckt hat. IhreAbstände
vom Planeten betragen 9370 und 23,420 km. Der innere, Phobos, läuft in 7 Stunden 39 Minuten in der Richtung
von W. nach O. um den Planeten, der äußere, Deimos, in 30 Stunden 18 Minuten. Da der Mars selbst sich in 24 Stunden 37 Minuten
einmal in der Richtung von W. nach O. um seine Achse dreht, also stündlich um 14,62,° während bei den
beiden Monden die wahre stündliche Bewegung in derselben Richtung 47,06° und 11,88° beträgt, so hat, vom aus gesehen,
Phobos eine scheinbare stündliche Bewegung von 47,06-14,62 = 32,44°
in der Richtung von W. nach O., und er vollendet seinen scheinbaren Umlauf in dieser Richtung in 11,1 Stunden,
während Deimos stündlich scheinbar um 14,62-11,88 = 2,74°
nach W. geht, also seinen scheinbaren Umlauf in der Richtung von O. nach W. in 131,4 Stunden oder etwa 5 ⅓ Marstagen vollendet.
Aus den Abständen und
Umlaufszeiten hat Hall die Marsmasse = 1/3,051,000 der Sonnenmasse berechnet. Die Monde sind
so klein, daß eine exakte Messung ihrer Durchmesser nicht möglich ist (die sehr unsichern Schätzungen gehen herab bis zu
6-7 km); ihre Sichtbarkeit ist beschränkt auf die Zeiten der größten Annäherung von Erde und Mars.
auf Schiffen eine hölzerne oder eiserne Plattform, welche nahe dem Topp (dem obern Ende) der
Untermasten auf den Längs- und Quersalingen ruht und von Laien irrtümlich Mastkorb genannt wird (s. Takelage). Der Mars hat die
Form eines vorn abgerundeten Trapezes, auf Kauffahrern auch die eines Halbkreises. Der Mars soll den seitlichen Stütztauen der
Marsstenge, welche an seinen Seitenrändern befestigt werden, ein weiteres Auseinanderstraken ermöglichen
und Platz für die Leute zum Ausruhen und Manövrieren
[* 26] bieten.
In der Mitte hat er ein vierkantiges Loch, durch welches der Topp des Mastes und der Fuß der Marsstenge fahren; die seitlichen
Erweiterungen desselben, welche (durch Klappen verschließbar) dazu dienen, bei schwerem Arbeiten des Schiffs die obern (kleinern)
Raaen und Stengen an Deck zu geben und unbeholfenen Leuten den Eintritt in den Mars zu gestatten (der eigentliche
Weg geht außen herum), heißen Soldatengatts. Hinten hat der Mars ein eisernes Geländer. Im Gefecht wird der Mars mit geeigneten
Leuten, Marsgasten, auf großen Schiffen auch mit kleinen Kanonen (Mitrailleusen) besetzt. ist auch Vorsilbe
für die mit dem Mars in Verbindung stehenden Takelungsteile, z. B. Marsbrassen, Marsfall etc.
[* 3] (spr. mars oder mar),AnneFrançoiseHippolyte Boutet-Monvell, franz. Schauspielerin, geb. zu
Paris,
[* 27] trat in ihrem 13. Jahr in Versailles
[* 28] in Kinderrollen auf, ging drei Jahre später zum ThéâtreFeydeau über,
wo sie naive Rollen
[* 29] spielte, und ward darauf beim Théâtre français angestellt, wo sie bald der Liebling des PariserPublikums
wurde. Napoleon I. berief sie stets, wo es galt, seine Siege auch auf der Bühne zu feiern. Sie starb in Paris, nachdem
sie sich bereits 1841 von der Bühne zurückgezogen hatte und bei dieser Gelegenheit zur »inspectrice«
der dramatischen Studien am Konservatorium ernannt worden war. Geistreich und liebenswürdig, einfach und natürlich, stets
die gebildete Frau verratend, spielte die Mars in verschiedenen Fächern. Von Rollen, welche sie gab, und die auch in Deutschland
[* 30] bekannt sind, nennen wir DonaSol (»Hernani«),