(spr. mahrlbǒrǒ oder mahlbrǒ), Municipalborough in der engl.
Grafschaft Wilts, links an dem zur
Themse gehenden
Kennet, hat (1891) 3012 E. und ein 1843 gegründetes
College (37
Lehrer) namentlich für
Söhne von Geistlichen.
In dem von Wilhelm dem Eroberer erbauten Schlosse hielt
Heinrich
III. sein letztes Parlament.
Nach Marlborough erhielt John Churchill den Herzogstitel.
(spr. mahrlbǒrǒ oder mahlbrǒ), John Churchill (s.
Churchill, Familie), später
Graf und
Herzog von Marlborough, engl. Feldherr und Staatsmann, geb.
im Mai oder Juni 1650 zu Ashe in
Devonshire, wurdePage beim
Herzog von
York, dem spätern König
Jakob II.,
trat 1667 als Fähnrich bei der Garde ein und diente 1672 als
Kapitän unter Monmouth in Flandern. Zum Obersten befördert,
blieb er fünf Jahre in franz. Diensten und heiratete nach seiner Heimkehr 1678 die im Hofdienst
der Prinzessin und spätern Königin
Anna stehende Sarah Jennings (s. unten). Mehr als sein
Mut und kriegerisches
Geschick beförderte diese
Ehe Churchills Fortkommen bei
Hofe, nicht zuletzt auch die schimpfliche
Stellung seiner Schwester
Arabella als Maitresse des
Herzogs von
York. Unter
Jakob II. wurde Churchill zum
General und
Baron¶
mehr
von Sandridge erhoben, focht gegen Monmouth, zerfiel aber mit dem reaktionären König und führte 1688 die ihm anvertrauten
Truppen dem Prinzen Wilhelm von Oranien zu, der ihn 1689 zum Grafen von Marlborough erhob. In demKriege gegen Ludwig XIV. focht Marlborough 1680 in
den Niederlanden, 1690 in Irland, wurde aber, weil er sich in die Umtriebe der Jakobiten (s. d.) gegen Wilhelm
eingelassen hatte, abgesetzt und eingekerkert (1692). 1698 kam er wieder an den Hof,
[* 3] aber wenn Wilhelm ihm auch schließlich
das Oberkommando in Flandern gab, so eröffneten sich M.s glanzvollste Aussichten doch erst mit der Thronbesteigung seiner
Gönnerin Anna (1702), die ihn im spanischen Erbfolgekriege (s. d.)
zum Befehlshaber aller engl. Streitkräfte ernannte, während sein ihm eng verbundener Freund,
der Lordschatzmeister Godolphin, die innere Verwaltung leitete. Acht Jahre lang wirkten beide Männer in der Regierung zusammen,
nach innen und außen wurde ihre Verwaltung von beispiellosen Erfolgen gekrönt, die Gunst der Monarchin
wahrte ihnen der Einfluß der Gräfin Marlborough 1702 schlug Marlborough die Franzosen aus Geldern heraus, und nachdem er im Dez. 1702 zum
Herzog von Marlborough erhoben worden, wandte er sich mit dem Prinzen Eugen von Savoyen gegen die vereinigten
Franzosen und Bayern,
[* 4] die bei Blenheim eine entscheidende Niederlage erlitten.
Neben seinem kriegerischen Geschick verhalf ihm zu seinen Erfolgen wesentlich auch seine staatsmännische Gewandtheit gegenüber
den zögernden Bundesgenossen. Durch diplomat. Verhandlungen bereitete er den Feldzug von 1706 vor, in dem er die Franzosen
unter Villeroy bei Ramillies (s. d.) aufs Haupt schlug Marlborough stand
auf der Höhe seines Ruhms. Er mit seinem Genossen Godolphin regierte England, ihr Kabinett wurde durch
Entfernung der kriegsabgeneigten Tories mehr und mehr whiggistisch umgestaltet; aber dafür begann der bisherige toryistische
StaatssekretärHarley (s. Oxford,
[* 5] Graf von) mit Hilfe der Kammerfrau Masham (s. d.) bei der Königin gegen den mächtigen Herzog
und seine Gattin zu intrigieren, siegreich focht auch ferner in den Schlachten
[* 6] bei Oudenaarde
und Malplaquet aber während er sich im Felde hielt, erfolgte in England ein Umschwung gegen die Whigs. Der IntrigantHarley kam bei Anna zu seinem Ziel. Godolphin mußte weichen, Harley mit seinem Freunde St. John (s. Bolingbroke)
bildete ein Toryministerium. Wohl behielt Marlborough noch sein Kommando, wurde aber in allen Operationen gehindert, trotz seines Widerstandes
wurde ein Präliminarfriede geschlossen, er selbst wegen Unterschleifs angeklagt und von der Königin seiner
Ämter entsetzt (1712). Grollend verließ er England, ging nach Holland und Deutschland
[* 7] und kehrte erst
nach AnnasTod (Aug. 1714) zurück, worauf ihn der mit einem neuen Whigministerium regierende Georg I. wieder zum Oberbefehlshaber
ernannte, ohne daß er aber zur alten Geltung gelangt wäre. 1716 wurde er vom Schlag getroffen und nach einem zweiten Anfall
starb er Marlborough war als Feldherr wie als Diplomat gleich unermüdlich, kühn und beharrlich, überall
handelte er mit kaltblütigster Sicherheit.
Seine Geldgier ist der stärkste Schatten,
[* 8] der auf ihm ruht. Die «Letters anddispatches of the Duke ofMarlborough» (3 Bde.,
Lond. 1845–46) gab G. Murray heraus.
Vgl. besonders Noorden, Europ.
Geschichte im 18. Jahrh., Bd.
1–3
(Düsseld. und Lpz. 1870–82);
älter, erschöpfend, mit viel Material: Core, Memoirs of John, Duke ofMarlborough, with hisoriginal correspondence (3 Bde., Lond.
1818–19; 5. Aufl. 1848; deutsch, 6 Bde.,
Wien
[* 9] 1820);
Alison, The life ofMarlborough (3. Aufl., Lond. 1855; deutsch
Frankf. a. M. 1848);
Wolseley, The life of John Churchill, Duke ofMarlborough to the accession ofQueenAnne (2
Bde., Lond. 1894).
Seine Gemahlin, Sarah Jennings, Herzogin von Marlborough, geb. kam im Alter von 12 J. in die Dienste
[* 10] der Herzogin von York,
wurde Freundin der Prinzessin Anna und heiratete 1678 den nachmaligen Herzog von Marlborough. Bei der Vermählung
der Prinzessin Anna 1683 wurde sie zur Ehrendame, und bei deren Thronbesteigung zur ersten Ehrendame und Großmeisterin der
Garderobe erhoben. Sie war heftig und intrigant, wußte aber einen starken Einfluß auszuüben. Auf das engste fühlte ihr
Gatte sich an sie gefesselt, noch stärker die schwache Natur der Königin Anna.
Sarahs Herrschaft über diese war eine vollkommene, wurde aber, zur Tyrannei ausartend, unerträglich, und so gelang es der
Oberkammerdame Lady Masham, geleitet von Harley, die Herzogin zu verdrängen. Sie mußte 1711 ihre Ämter niederlegen. Voltaires
Erzählung, die Scribe in seinem Lustspiel «Ein Glas
[* 11] Wasser» benutzt hat, daß ein Paar Handschuhe und
ein Glas Wasser den Sturz herbeigeführt hätten, ist eine Übertreibung. Die Herzogin starb –
Außer einem früh verstorbenen Sohn hatte sie ihrem Gemahl vier Töchter geboren, von denen die älteste,
Henriette, Gemahlin des Grafen Godolphin, Titel und Güter erhielt, aber nach ihrem Tode 1733 an den Sohn ihrer Schwester Anna,
Charles Spencer, Grafen von Sunderland, vererbte. Auch dieser zeichnete sich als Soldat aus, focht bei Dettingen und wurde 1758 zum
Befehlshaber der brit. Hilfstruppen für Friedrich d. Gr. unter Ferdinand von Braunschweig
[* 12] ernannt. Er
starb zu Münster.
[* 13]
Sein Enkel George, Herzog von Marlborough (gest. 1840), nahm den NamenSpencer-Churchill an; dessen Enkel John Winston Spencer-Churchill,
siebenter Herzog von Marlborough (geb. 1822), war im Parlament eifriger Verfechter des Hochkirchentums,
für das er 1858 eine nach ihm benannte Bill durchsetzte. 1866 erhielt er die Hofcharge eines Lord-Steward, 1867 das
Präsidium des GeheimenRats; 1876 wurde er von Disraeli zum Vicekönig von Irland ernannt. Diesen Posten behauptete er bis
zum Sturz des Ministeriums Beaconsfield im April 1880. Er starb
Ihm folgte als achter Herzog von Marlborough sein Sohn George Charles Spencer-Churchill, geb. Er heiratete 1869 Lady
Alberta Hamilton, Tochter des Herzogs von Abercorn, wurde indes 1883 wegen Ehebruchs von dieser geschieden und hat sich überhaupt
durch seine Extravaganzen einen Namen gemacht, welche 1884 den notgedrungenen Verkauf der Familienjuwelen und der berühmten
Bildergalerie des Blenheim-Palastes herbeiführten. Er starb – Sein Bruder ist der Politiker
Lord Randolph Churchill (s. d.). Jetziger Träger
[* 14] des Namens ist Charles Richard Spencer-Churchill, neunter Herzog von Marlborough, geb. in
Simla als Sohn des achten Herzogs.