Marĭus,
Gajus, röm. Feldherr, wurde 155 v.Chr. als der Sohn eines Landmanns in der Nähe der Stadt Arpinum geboren. Er diente im Numantinischen Kriege unter dem jüngern Scipio Africanus (133), gelangte dann zur Quästur und 119 v.Chr. zum Tribunat. Als Tribun beschränkte er durch ein Gesetz den Einfluß der Nobilität auf die Abstimmung in den Komitien. 115 bekleidete er die Prätur, dann wurde ihm die Verwaltung Spaniens zu teil. Auch verband er sich um diese Zeit durch seine Verheiratung mit Julia, einer Schwester von Julius Cäsars Vater, mit dem Geschlecht der Julier. 109 begleitete als Legat den Quintus Cäcilius Metellus in den Krieg gegen Jugurtha (s. d.), kehrte aber 108 nach Rom [* 2] zurück, um sich um das Konsulat zu bewerben. Er erhielt dieses für das J. 107 und wurde zugleich mit der Führung des Jugurthinischen Krieges beauftragt.
Mit seinen Siegen [* 3] (107 bei Cirta und 106) bereitete er die Auslieferung Jugurthas durch dessen Schwiegervater Bocchus von Mauretanien vor. Die Auslieferung selbst erreichte M.’ Quästor Sulla (s. d.) und legte damit den ersten Grund zu der spätern Feindschaft und Eifersucht beider Männer. Als die Cimbern und Teutonen Italien [* 4] bedrohten, wurde als dem bewährtesten Feldherrn 104‒100 immer wieder das Konsulat übertragen. Er rechtfertigte das Vertrauen und vernichtete die Teutonen und Ambronen 102 bei Aquä Sextiä (Aix in der Provence), die Cimbern mit Quintus Lutatius Catulus vereint im Aug. 101 bei Vercellä.
Nach seinem Triumph ließ er sich, weil er nicht die genügende Achtung zu finden meinte, durch den Volkstribunen Appulejus Saturninus und den Prätor Servilius Glaucia zu einer offenen Erhebung gegen die herrschende Nobilität verleiten, trat aber im entscheidenden Moment wieder zurück und warf selbst den Aufstand nieder. Durch diesen Wankelmut und den Mangel an staatsmännischer Befähigung verlor er noch mehr an Einfluß. Sulla, dem gegenüber die Rivalität sich stetig geschärft hatte, wurde der führende Mann; beide befehligten noch 91‒89 im Bundesgenossenkriege, doch ward Sulla 88 vom Senat mit Führung des Krieges gegen den König Mithridates von Pontus betraut.
Der Versuch, mit Hilfe des
Volkstribunen Sulpicius
Rufus und der hauptstädtischen
Plebs den Senatsbeschluß umzustoßen, mißglückte.
Sulla führte sein
Heer gegen
Rom und bemächtigte sich der Hauptstadt; die Führer der
Volkspartei wurden
geächtet und mußten fliehen. Marius
entkam zu Schiff,
[* 5] wurde aber durch einen
Sturm an die italische
Küste zurückgetrieben und
irrte in den
Pontinischen
Sümpfen umher, bis er entdeckt und gefangen nach Minturnä gebracht wurde.
Die Stadtbehörde wollte ihn zuerst töten lassen, änderte aber dann ihren Beschluß, angeblich nachdem
der mit der Hinrichtung beauftragte cimbrische Sklave vor M.’ gewaltigem
Blick und Wort entflohen war. Marius
setzte nun nach
Afrika
[* 6] über, fand aber auch dort keine
Aufnahme, und flüchtete nach der kleinen
Insel Kerkina (jetzt Kerkein) an der tunesischen
Küste. Hier blieb er, bis während
Sullas
Abwesenheit 87 die
Volkspartei unter Cinna in
Rom wieder die Oberhand
gewonnen hatte. Dann rückte an der
Spitze zusammengelaufenen Gesindels gegen
Rom und hauste dort mehrere
Tage lang entsetzlich,
um
Rache zu nehmen für seine
Ächtung. Für das J. 86 erhielten Cinna und Marius
das
Konsulat. Damit erfüllte
sich angeblich eine
Weissagung, daß Marius
siebenmal Konsul sein würde, doch starb er bereits am 17.
Tage.
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