Marĭus,
Gajus, röm. Feldherr, war der Sohn eines Landmanns und 157 v. Chr. in dem Dorf Cereatä bei Arpinum im Volskerland geboren. Er trat früh in römischen Kriegsdienst und zeichnete sich zuerst 134 im numantinischen Krieg unter Scipio Africanus aus. 119 zum Volkstribun erwählt, setzte er ein Gesetz (die Lex Maria) zur Verhinderung des Einflusses durch, den der Adel bei den Abstimmungen in den Komitien auszuüben pflegte. Bei der Bewerbung um die Ädilität fiel er durch; dagegen erlangte er 114 die Prätur, jedoch nicht ohne den Verdacht der Bestechung, und verwaltete dann als Proprätor die Statthalterschaft des jenseitigen Spanien. [* 2] Um diese Zeit heiratete er Julia, eine Schwester von Cäsars Vater.
Seinen
Ruhm begründete er 109 und 108 im Jugurthinischen
Krieg als
Legat des
Konsuls Q.
Cäcilius
Metellus. Die
Gunst, die er sich
durch seine ausgezeichneten Kriegsthaten beim
Heer und dem römischen
Volk erworben hatte, ermutigte ihn, sich
für 107 um das
Konsulat zu bewerben, dessen Erlangung damals für einen Mann, der nicht zur
Nobilität gehörte (für einen
homo novus), fast unerhört war. Nachdem ihm daher der
Urlaub von
Metellus, der auf seinen
Ruhm neidisch war, nicht ohne Widerstreben
und mit höhnischen Bemerkungen erteilt worden war, begab er sich nach
Rom und
[* 3] wurde dort nicht nur zum
Konsul gewählt, sondern ihm auch der Oberbefehl gegen
Jugurtha
übertragen. Er hatte dem
Volk unter Schmähungen gegen die
Nobilität
versprochen, den
Jugurtha tot oder lebend in seine
Gewalt zu bringen, und verrichtete nun auch 107 und 106 eine
Reihe glänzender
Thaten, obwohl die
Ergreifung des
Jugurtha nicht ihm, sondern seinem
Quästor L.
Cornelius
Sulla gelang, der
sich deshalb rühmte, den
Krieg beendigt zu haben, und sich dadurch den bittersten
Haß des Marius
zuzog.
Als ein besonders bemerkenswerter, folgenreicher Umstand ist noch hervorzuheben, daß als Konsul bei der Aushebung auch die ärmsten Bürger, die bisher vom Kriegsdienst ausgeschlossen gewesen waren (die capite censi), in das Heer aufnahm. Nach seiner Rückkehr aus Afrika [* 4] wurde er für 104 zum zweitenmal zum Konsul ernannt, um den gefährlichen Krieg gegen die Cimbern und Teutonen (s. d.) zu führen, die seit 113 mehrere römische Heere geschlagen hatten, und da die Entscheidung dieses Kriegs sich bis 101 hinauszog, so wurde er für 103, 102, 101 zum dritten-, vierten- und fünftenmal und dann zur Belohnung für die glänzenden Siege bei Aquä Sextiä (Aix) 102 und bei Vercellä 101 zum sechstenmal 100 zum Konsul gewählt. In diesem Jahr gewährte er anfänglich dem Volkstribun Apulejus Saturninus und dem Prätor Servilius Glaucia, zwei aufrührerischen Führern der Volkspartei, seine Unterstützung; als dieselben aber in ihren Gewaltthätigkeiten immer weiter vorschritten, wagte er es nicht, für sie ferner Partei zu nehmen; er stellte sich vielmehr selbst an die Spitze der Senatoren und einer großen Zahl besserer Bürger zu einem bewaffneten Angriff auf sie, in dem sie erschlagen wurden.
Durch diesen
Sieg gewann die Senatspartei auf einige Jahre wieder die Oberhand über die
Volkspartei, deren
Haupt Marius
war, und
dieser hielt es daher für ratsam, sich zunächst aus
Rom zu entfernen, und auch nach seiner Rückkehr
vermochte er nicht, sich aus seiner gedrückten, machtlosen
Stellung wieder zu erheben.
In dem
Bundesgenossenkrieg (91-89) leistete
er zwar als
Legat nicht geringe
Dienste,
[* 5] sein
Ruhm wurde aber durch die glänzenden Kriegsthaten
Sullas weit überstrahlt. 88 suchte
er darauf
Sulla, der in diesem Jahr das
Konsulat bekleidete, den ihm übertragenen Oberbefehl gegen
Mithridates
zu entreißen; auf seine Veranlassung oder wenigstens mit seiner Zustimmung gab daher der
Tribun P.
Sulpicius
Rufus ein
Gesetz,
durch welches dieser Oberbefehl auf Marius
übertragen wurde, und dieser schickte nun zwei
Militärtribunen nach
Nola in
Kampanien,
wo das
Heer stand, um dasselbe für ihn in
Eid und
Pflicht zu nehmen. Allein
Sulla zog an der
Spitze desselben
nach
Rom und lieferte und
Sulpicius auf dem Esquilinischen
Hügel eine förmliche
Schlacht, in welcher diese völlig geschlagen
wurden. Es wurden hierauf zwölf
Häupter der Gegenpartei von
Sulla geächtet
¶
mehr
unter ihnen selbstverständlich auch Marius
, der sich unter den größten Gefahren und mancherlei Abenteuern nach Afrika flüchtete.
Als aber der Konsul Cinna (s. d.) 87 einen Aufstand gegen die von Sulla eingesetzte Regierung machte und mit einem Heer gegen Rom
zog, eilte auch Marius
herbei, sammelte in Etrurien eine Menge zuchtlosen Volkes und belagerte mit Cinna die
Hauptstadt, die endlich ihren erbitterten Feinden die Thore zu öffnen genötigt war. Nun folgte ein furchtbares Morden, in
welchem eine große Anzahl der angesehensten Männer den Tod fand. Marius
hatte seinen Begleitern den Befehl gegeben, jeden niederzustoßen,
dessen Gruß er nicht erwidern würde, und auch außerdem mordete diese blutdürstige Bande auf eigne Hand,
[* 7] bis sie endlich von Cinna selbst oder von Sertorius umzingelt und niedergemacht wurde. Cinna und Marius
herrschten jetzt unumschränkt
in Rom und konnten sich daher selbst für 86 zu Konsuln ernennen. So erlangte Marius
das ihm einst von einer Wahrsagerin verheißene
siebente Konsulat, starb aber schon am 18. Tag desselben. Sein Leben ist von Plutarch beschrieben.
Vgl. Gerlach, und Sulla (Basel [* 8] 1856);
thor Straten, Rettungen des Marius
(Meldorf 1869);
Votsch, C. als Reformator des römischen Heerwesens (Berl. 1886). -
Marius'
Sohn Gajus Marius
(der jüngere Marius), geb. 109, war 82 mit
Papirius Carbo Konsul, wurde bei Sacriportus von Sulla geschlagen und warf sich hierauf in das feste Präneste, wo er eine lange
Belagerung aushielt und, als die Stadt sich Sulla ergab, sich selbst tötete.