Marīni
(Marino), Giambattista, hervorragender ital. Dichter, geb. zu
Neapel,
[* 2] widmete sich gegen den
Willen seines
Vaters, der ihn zum Rechtsgelehrten bestimmte, der
Dichtkunst und erwarb sich durch
seine ersten poetischen
Arbeiten die Bekanntschaft des
Herzogs von
Bovino und des
Prinzen
Conca, welch letzterer
ihn in seine
Dienste
[* 3] nahm, und in dessen
Haus er
Tasso kennen lernte.
Später nahm ihn der
Kardinal Pietro
Aldobrandini in seinem
Gefolge mit nach
Turin,
[* 4] wo sich Marini
durch sein schmeichlerisches Gedicht »Il ritratto«
die
Gunst des
Herzogs von
Savoyen erwarb und zum herzoglichen
Sekretär
[* 5] ernannt wurde.
Streitigkeiten, in die er in Turin verwickelt wurde, bewogen ihn, der Einladung Margaretens von Valois nach Paris [* 6] zu folgen, und nach dem Tode derselben fand er in Maria von Medici, der zweiten Gemahlin Heinrichs IV., eine neue Beschützerin. Er kehrte jedoch 1622 nach Italien [* 7] zurück, hielt sich eine Zeitlang in Rom [* 8] auf und starb auf seinem Landgut in der Nähe Neapels. Sein berühmtestes Gedicht ist »Adone«, ein Epos in 20 Gesängen (Par. 1623, beste Ausg., Lond. 1789, 4 Bde.), in welchem er jenen Stil in ¶
mehr
Anwendung brachte, welcher aus einer Häufung schwülstiger Ausdrücke, weit hergeholter und unnatürlicher Bilder und Metaphern,
frostiger Antithesen und zugespitzter Wortspiele (bei den Italienern concetti) besteht und nach ihm stil marinesco oder Marinismus
genannt wird. Außerdem hat das Gedicht wesentliche Fehler in der Anlage und Ausführung, aber unbestreitbare Schönheiten
im einzelnen. Von den Zeitgenossen wurde es mit großem Beifall aufgenommen und hat auf den italienischen
Geschmack in der Dichtkunst längere Zeit sehr nachteilig eingewirkt, da der neue Stil zahlreiche Nachahmer fand (vgl. Euphuismus
und Gongora). Auch kam der »Adone« wegen der darin enthaltenen schlüpfrigen
Schilderungen auf den Index der verbotenen Bücher. Marinis
übrige Werke bestehen in dem erzählenden
Gedicht »La strage degli innocenti« (Rom 1633),
einer Anzahl vermischter Gedichte: »La Lira« und »La Zampogna«, und Briefen.
Eine Auswahl seiner Werke gab Zirardini heraus unter dem Titel: »Opere di G. Marini«
(Neapel 1862).