Marie
de
France (spr. marih d'frāngß), franz. Dichterin aus dem
Anfang
des 13. Jahrh.,
war in der
Bretagne geboren, lebte und schrieb aber in
England unter der
Regierung
Heinrichs III. Als Dichterin
hat sie sich bekannt gemacht durch eine Sammlung sentenzenreicher
Fabeln (»Dicts d'Ysopet«),
die Erzählung vom »Purgatoire de saint Patrice« (nach einer lateinischen Legende) und besonders durch eine Anzahl (Heinrich III. von England gewidmeter) Lais, d. h. balladenartiger Erzählungen, die zum Teil auf alten bretonischen Volkspoesien beruhen. Dieselben sind in achtsilbigen gereimten Versen abgefaßt und gehören in ihrer naiven und einfachen Sprache, [* 2] ihrer zarten, oft schwermütigen Haltung zu den schönsten Erzeugnissen der altfranzösischen Epik. Eine Ausgabe ihrer »Poésies« besorgte Roquefort-Flamericour (Par. 1822, 2 Bde.); mehrere ihrer Lais übertrug W. Hertz (Stuttg. 1862) ins Deutsche. [* 3]