Maréngo
,
Dorf in der ital. Provinz Alessandria, 5 km südöstlich von Alessandria an der Straße nach Novi gelegen, mit (1881) 2127 Einw., in sumpfiger Gegend, am Fluß Bormida, bekannt durch den am hier erfochtenen Sieg der Franzosen unter Bonaparte über die Österreicher unter Melas. Während Moreau in Süddeutschland kämpfte, überschritt Bonaparte Mitte Mai 1800 den Großen St. Bernhard. Melas, der von diesem Alpenübergang keine Kunde hatte, war, um die Belagerung Genuas zu decken, am obern Po stehen geblieben, während die Franzosen sich nach Osten wendeten, den Tessin überschritten, in Mailand [* 2] die Cisalpinische Republik wiederherstellten und sich auch der Po-Linie bemächtigten.
Nach dem
Angriff der
Österreicher auf
Casteggio (9. Juni), den
Lannes mit Erfolg abwies, hatte
Bonaparte bei
Stradella
eine feste
Stellung genommen. Als aber hier kein
Angriff erfolgte, rückte er 13. Juni, in der Meinung,
Melas werde sich nach dem
inzwischen eroberten
Genua
[* 3] zurückziehen, um sich dort auf der englischen
Flotte einzuschiffen, in die
Ebene des
Tanaro bei
Alessandria vor und entsendete die
Division
Desaix nach
Novi auf der
Straße nach
Genua, um dort zu rekognoszieren, während zwei
Divisionen unter
Victor das Dorf Maréngo
besetzten, eine unter
Lannes in der offenen
Ebene zwischen und
Castel Ceriolo stehen blieb,
er selbst aber mit einer
Division nach
Torre di
Garofalo zurückging.
Melas, der in
Alessandria selbst stand,
hatte sich inzwischen entschlossen, durch die feindliche
Armee nach
Piacenza durchzubrechen, und begann mit Tagesanbruch die
Bormida auf drei
Brücken
[* 4] zu überschreiten. Um 9
Uhr
[* 5] griffen die
Österreicher die
Franzosen, die in ihrer Zersplitterung auf
eine
Schlacht nicht vorbereitet waren, in an. Diese schlugen, geschützt durch einen tiefen sumpfigen
Graben (Fontanone), zweimal tapfer die
Angriffe der
Österreicher zurück; aber um
Mittag gelang es beim dritten
Male, Maréngo
zu erstürmen
und die
Franzosen zum
Rückzug zu zwingen.
Jetzt erst erschien Bonaparte mit der Division Monnier und der Konsulargarde und versuchte, indem er die Flügel verstärkte, die Schlacht zum Stehen zu bringen. Aber die Tapferkeit der Garde war fruchtlos, das Zentrum der Franzosen war vollständig durchbrochen, und auch die Truppen Bonapartes wurden in den Rückzug mit fortgerissen. Der greise Melas hielt den Sieg für entschieden, und erschöpft durch die Strapazen und durch eine leichte Wunde begab er sich nach Alessandria zurück, um seinen Erfolg nach allen Seiten hin zu verkünden, während er seinem
[* 1]
^[Abb.:
Karte zur
Schlacht bei Marengo
(14. Juni 1800).]
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Generalstabschef, General v. Zach, die Verfolgung des Feindes überließ. In diesem Augenblick (3 Uhr nachmittags) erschien Desaix auf dem Schlachtfeld, der auf den Kanonendonner seinen Marsch auf Novi unterbrochen hatte und nach San Giuliano geeilt war. Sofort warf er sich mit seinen 5000 Mann den Feinden entgegen, während Marmont das Geschütz sammelte und auf die vorderste Kolonne der Österreicher richtete, welche Zach selbst befehligte. Einen Augenblick hemmte Desaix deren Vormarsch; aber bald fiel er, durch eine Kugel tödlich getroffen, und die Österreicher drangen unaufhaltsam vor. Da griff Kellermann mit seinen Dragonern die feindliche Flanke mit solchem Ungestüm an, daß er sie durchbrach und Zach, mit 2000 Mann abgeschnitten, sich kriegsgefangen ergeben mußte.
Nun trat ein völliger Umschlag ein. Während die Franzosen sich sammelten und wieder zum Angriff vorgingen, wichen die Österreicher erschreckt zurück; die Reiterei ergriff offen die Flucht und riß auch das Fußvolk mit fort, so daß zuletzt eine wahre Panik ausbrach und alles in wirrem Knäuel sich über die Bormida zu retten suchte. Fast die ganze Artillerie blieb in den Händen der Franzosen. Außerdem verloren die Österreicher 6400 Mann an Toten und Verwundeten und 3000 Gefangene, die Franzosen 7000 Mann im ganzen.
Aber der unerwartete Sieg derselben war entscheidend: die allgemeine Niedergeschlagenheit ergriff auch den Oberbefehlshaber, welcher bereits 15. Juni mit Bonaparte einen Vertrag schloß, worin er sich verpflichtete, Genua, Piemont und die Lombardei zu räumen und sich hinter den Mincio zurückzuziehen. So rettete Desaix' und Kellermanns Tapferkeit Bonaparte vor dem Untergang. Im Gefühl der Beschämung über seinen geringen Anteil am Erfolg haben Bonaparte selbst und seine Anhänger die Vorgänge der Schlacht möglichst zu verwirren und zu fälschen gesucht, und da Bonaparte sich nicht selbst das ausschließliche Verdienst beimessen konnte, so ließ er bloß dem toten Desaix einen Teil des Ruhms zukommen. Erst neuerdings ist der wirkliche Sachverhalt aufgeklärt worden.
Vgl. Duc de Valmy, Histoire de la campagne de 1800 (Par. 1854).