Marchairuz
(Col du) (Kt. Waadt, Bez. Aubonne und La Vallée). 1450 m. Passübergang im Waadtländer Jura, zwischen dem Crêt de la Neuve (1498 m) und dem Mont de Bière (1527 m); verbindet das Jouxthal mit Aubonne und Bière und ist seit 1766 mit einer stellenweise ziemlich stark ansteigenden Fahrstrasse (bei «Sous la Roche» 16% Steigung) versehen. Armand Vautier charakterisiert (in der Patrie Vaudoise, Lausanne 1903, S. 199) diese Strasse folgendermassen: «C'est un passage honnête, à l'usage des gens du pays, une bonne route campagnarde, qui vient sur les hauteurs voir si les vaches s'y trouvent bien et respirer l'air des forêts.» In der Tat dient diese Strasse jetzt seit dem Bau der Eisenbahnen Le Pont-Vallorbe und Le Brassus-Le Pont fast nur noch als Zufahrtsroute zu den Hochweiden, Comben und Plateaux der benachbarten Berggegenden, nachdem sie schon vorher durch den Bau der Strasse Le Brassus-La Cure (1845) und die wenige Jahre nachher an den Bergstrassen von Pétrafélix und Le Molendruz vorgenommenen Verbesserungen in den Schatten gestellt worden war.
Sie beginnt beim Carrefour de La
Saint George (1099 m), wo sich die von
Bière und
Gimel-Saint George herkommenden
Strassen vereinigen,
geht über den
Sapin à Siméon (prachtvolle Aussicht auf den
Genfersee und die
Alpen) und erreicht ihren
höchsten Punkt (1450 m) beim Asile du Marchairuz
(Gasthaus, Telegraph
und Telephon), um dann nach
Le Brassus abzusteigen.
Gimel-Saint George 4,7 km,
Saint George-Carrefour de La
Saint George 3 km, Carrefour-Asile 3,7 km, Asile-Le
Brassus 5,5 km, im
Ganzen also von
Gimel bis
Le Brassus 16,9 km.
Der
Pass ist vermutlich schon seit dem 6. Jahrhundert begangen worden. Sicher ist, dass im 13. Jahrhundert Herzog Berthold
von Zähringen den dem Marchairuz
benachbarten
O.-Hang des
Mont Tendre den
Herren von
Aubonne zu
Lehen gab, was auf eine damals
schon vorhandene gewisse Bedeutung des Ueberganges schliessen lässt. 1299 verkauften die Freiherren
von
Aubonne ihrerseits an die Gemeinden
Ballens,
Mollens,
Saint Saphorin u. a. eine Anzahl von dem
Pass benachbarten Sennbergen
(heute
Pré de
Ballens,
Prés de
Mollens, Druchaud etc. genannt).
Auf diesen
Weiden errichteten dann die Käufer mit der Zeit einige Sennhütten (vacheries). Da in der
Combe des
Amburnex bereits 1264 ein
Haus stand (das erste weltliche Gebäude in der
Vallée), muss damals schon wenigstens während der guten Jahreszeit ein Verkehr
über den
Pass zwischen dem O.-Fuss des
Jura und dem Jouxthal bestanden haben 1360: Marchirioux. Die Ableitung des Namens ist
unsicher. Als linguistische Spielerei ist von vornherein die Annahme abzuweisen, die ihn als eine abgeschliffene
Form von «marcher rude» (beschwerlicher Weg) ansehen will; eher könnte
man an marchia = Grenze oder Grenzland denken, wie dies L. Reymond in seiner Arbeit über die
Vallée de Joux tut. Die Strasse
über den Marchairuz
gestattet eine gute Uebersicht über den geologischen Bau der Kette des
Mont Tendre.
Vergl. den Art.
Joux
(Vallée de).