Ortsnamen der französischen und deutschen
Schweiz, dort namentlich gegen die Sprachgrenze
hin häufig anzutreffen.
Vom althochdeutschen marcha = Grenze oder Grenzland, auch wohl im Sinn eines scharf abgegrenzten
Gebietes (Kreis, Gerichtsherrschaft etc.) verwendet.
Bezeichnete im Mittelalter hie und da ein neutrales
Stück Land, auf dem allfällige Streitigkeiten zwischen benachbarten
Herrschaften geschlichtet zu werden pflegten. So hatten
z. B. der
Bischof von
Lausanne und die
Herren von Cossonay
eine solche «marche» in
Villars-SainteCroix.
Bezirk des Kantons Schwyz.
Die March hat ihren Namen deshalb erhalten, weil sie einst das Grenzgebiet (terminus Helvetiorum)
zwischen den Helvetiern und Rätiern bildete. Heute bildet der Bezirk March den nö. Abschnitt des Kantons Schwyz;
er grenzt im N. an die St.
Galler Bezirke
See und Gaster,
im O. an das
Glarner Unterland, im
S. an den Bez.
Schwyz und im W. an die Bezirke
Einsiedeln
und
Höfe. Die natürlichen Grenzen dieses Dreieckes sind im O. die
Berge des
Wäggithales, im W. diejenigen
des
Sihlthales und im N. die
Linth und der
Obersee. 17400 ha Fläche und 11473 Ew., also 66 Ew. auf 1 km2.
Von S. nach N. finden wir der Reihe nach folgende geologische Schichtenkomplexe: zuerst Kreide, dann
eine von der
Trossenhöhe über
Innerthal,
Schinberg und
Thierberg nach
Niederurnen ziehende Flyschzone, dann wieder eine über
den Kleinen und Grossen
Aubrig, den
Gugelberg und Köpfenstock streichende Kreidezone, dann Nummulitenkalk, Flysch und - bis
Reichenburg - bunte oder miocäne Nagelfluh. Die Zone
Etzel-Schübelbach besteht aus Sandsteinen der untern
Süsswassermolasse, ebenso der
UntereBuchberg, in dem sich bei
Wangen ein kleines Schieferkohlenflöz findet.
Die March- und Linthebene war einst vom Linthgletscher bedeckt, der an den Seitengehängen bis zu 920 m hinauf eine grosse
Anzahl von erratischen Sernifitblöcken hinterlassen hat.
Mineralquellen und Heilbäder in
Nuolen und
Innerthal.
Eine angenehme Abwechslung in die einförmigen, sumpfigen
Rieder der Linthebene und der Gegend um die Mündung der
WäggithalerAa bringen das
Blau des
Sees und das
Grün der
Wiesen, Gemüsegärten,
Rebberge und Baumgärten. Hochetzel, Schönboden,
Stockeregg,
Stockberg und
Kistleralp bieten eine sehr schöne Aussicht auf die mit zahlreichen Siedelungen besetzte
Ebene der March einerseits und auf die waldreichen oder felsigen
Berge des einsamen
Wäggithales, die grossen Karrenfelder am
Rädertenstock und die
Hochalpen andererseits. Mit schroffen und nackten
Wänden steigen die
Kalkberge aus der welligen Molasse
und Flyschregion auf.
Die March umfasst 10 Kirchgemeinden und 9 politische Gemeinden, nämlich links der
Aa die Gemeinden
Lachen,
Altendorf
(AltRapperswil) und
Galgenen (zusammen die sog.
Untere March bildend), rechts, der
AaSchübelbach,
Tuggen,
Wangen (mit
der Kirchgemeinde
Nuolen) und
Reichenburg (zusammen die sog.
Obere March bildend) und endlich im
WäggithalVorderthal und
Innerthal.
Bezirkshauptort ist
Lachen. Da die March nicht von Anfang an eine geschlossene territoriale Einheit bildete,
sondern erst allmählig aus der Verschmelzung einzelner getrennter Teile entstand, hat heute noch jede der Gemeinden ihre
besonderen Korporationen.
Jede Gemeinde hat ihre eigene Pfarrkirche. Die March bildet ein Dekanat des Bistumes
Chur. Primarschulen
in allen Gemeinden. Sekundarschule in
Lachen und im Industriedorf
Siebnen, Gewerbeschule in
Lachen. Verschiedene Schützenvereine.
Bezirksspital in
Lachen; daneben ein Armenhaus und mehrere gemeinnützige Frauenvereine. Die in der March gesprochene Mundart
zerfällt in einen Dialekt der Ober March und einen solchen der Unter March; in der Gegend von
Reichenburg
herrscht allgemein die
Glarner Mundart. Ein beliebtes Volksfest ist jeweilen die Kirchweih oder Kilbi.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist die Landwirtschaft in ihren verschiedenen Formen. Schöne und gut gebaute Bauernhöfe
finden sich noch weit oben an den Berghängen. Da eine Katasteraufnahme bis heute fehlt, können bestimmte
Zahlen für die Ausdehnung der einzelnen Kulturarten nicht angegeben werden. Bodenprodukte sind besonders Heu und Streue,
dann Gemüse,
Mais und Schabziegerkraut; grosse Kartoffel- und Bohnenfelder.
Guten Ertrag geben die Obstbäume (Kirschen, Birnen,
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Aepfel, Nüsse, Pflaumen). Weinbau bei Johannisberg^[Berichtigung:Johannisburg und] am Untern Buchberg. Das Altendorferthal
führt in grosser Menge Gemüse sowie frisches und gedörrtes Obst aus. An manchen Orten wird Obstbranntwein hergestellt.
Von geringer Bedeutung ist heute der Anbau von Hanf und Flachs, Hafer u. Gerste, sowie von Getreide überhaupt.
Die March zählt 1369 Viehbesitzer. Die Viehstatistik ergibt folgende Resultate:
1886
1896
1901
Rindvieh
7506
7385
7540
Pferde
195
254
306
Schweine
2302
3915
3048
Schafe
1330
994
805
Ziegen
2606
3353
2749
Bienenstöcke
1082
1647
1500
Blühend ist in erster Linie die Pferdezucht; auch die Rindviehzucht nimmt qualitativ und quantitativ
zu, dank besonders der grossen Viehmärkten von Lachen und Siebnen und der vom Kanton und Bezirk veranstalteten Prämienschauen.
In Lachen findet jeden Dienstag ein Markt für Kälber, Schweine und anderes Kleinvieh statt. Wie fast überall geht auch in
der March die Schaf- und Ziegenzucht stark zurück. Während im Thal zahlreiche Käsereien vorhanden sind
und stets neue entstehen, nehmen die Käsereien auf den Alpen an Zahl ab. Es ist dies die Folge der rationelleren Einrichtung,
dass man die Kühe auch im Sommer im Thal unten behält und die Alpweiden blos noch mit Ochsen, Jungvieh und Ziegen bestösst.
Die Ortschaft Steinauer im Pawnee County (Nebraska, Ver. Staaten von N.-Amerika) verdankt ihren Namen
einem Ziegenhirten aus Innerthal, der sich ums Jahr 1850 dort niedergelassen hatte. Die Sennen der March finden im Ausland
(Deutschland, Russland, Oesterreich, Amerika) lohnende Anstellungen. Während die Versuche, im Goldbach (am Diethelm oder Fluhberg)
Gold zu waschen, die Kosten nicht gedeckt haben und daher bald wieder aufgegeben worden sind, beschäftigen
die 14 Brüche auf Bausteine heute über 100 Arbeiter.
Schiefer und Schieferkohle werden in Wangen und am Buchberg mit Erfolg abgebaut; doch könnte der Betrieb hier und in anderen
Gemeinden noch in grösserem Massstabe erfolgen und profitabler gestaltet werden. 7 Ziegeleien und eine
Backsteinfabrik. Fast in allen Gemeinden bestehen Brennereien, die besonders Kirschwasser herstellen (Galgenen hat deren drei),
das nach Glarus,
St. Gallen
und Appenzell
einen guten Absatz findet. Der Bezirk zählt 200 Seidenwebstühle für Handbetrieb;
in Lachen beschäftigen sich
an die 100 Personen mit Rosshaarweberei;
am Ufer der Aa stehen 3 Baumwollspinnereien mit 472 Arbeitern
und 38000 Spindeln;
ferner 2 Baumwollwebereien mit 600 Webstühlen, eine Schifflistickerei mit 58 Maschinen, 2 Seidenwebereien
mit 500 Webstühlen, 2 mechanische Schreinereien und Möbelfabriken, im
Vorderthal eine Kartonnagefabrik.
Als erste Kirchen entstanden in der March diejenigen von Wangen (vor 884), Tuggen (vor 998) und Altendorf (vor 1275). Stifter
der erstgenannten war der Edle Wolfhard, ein Urenkel von Ratprecht, des Gründers von AltRapperswil (Altendorf).
Als selbständige Kirchgemeinden trennten sich in der Folge ab von Tuggen: Reichenburg (1498), Innerthal (1545), Schübelbach
(1560) und Vorderthal (1816);
Die March gehörte zunächst den Grafen von Rapperswil. Nach deren
Erlöschen kamen die untere March an das HausHabsburg, die obere March an die Grafen von Toggenburg und
Reichenburg an das Kloster Einsiedeln. 1386 ging die untere March an Schwyz
über. 1405 eroberten die Appenzeller den mittlern Abschnitt
der March, den sie als Ausdruck des Dankes für die ihnen in den Freiheitskriegen geleistete Hilfe ebenfalls
den Schwyzern überliessen. Diese Besitzungen wurden den Schwyzern, an deren Spitze damals der Landammann Ital Reding stand,
von Kaiser Sigmund 1424 als Reichslehen urkundlich bestätigt.
Nach dem 1436 erfolgten Tod des letzten Grafen von Toggenburg nahm dann Schwyz
auch noch Besitz von Tuggen und der obern March. So
entstand die schwyzerische Vogtei March, die heute noch das Wappen des Geschlechtes der Reding führt
(Reichenburg kam erst 1802 an Schwyz).
Sie hatte ihre eigene Landsgemeinde, die sich von Alters her unter den Linden auf der LachenerAllmend versammelte und in Anwesenheit von Vertretern der Regierung zu Schwyz
ihre Behörden selbst bestellte.
Doch unterlag die Wahl des Ammannes der Bestätigung durch Schwyz.
Als erste Instanz galt in Rechtssachen das Gericht zu Siebnen,
das Bussen im Betrag bis zu 25 Schillingen verhängen durfte; die zweite Instanz bildete ein von den Kirchgemeinden erwählter
Gerichtshof von 9 Mitgliedern, gegen dessen Entscheidungen wieder an die dritte und höchste Instanz,
den Landrat zu Schwyz,
appelliert werden konnte. Zu Ende des 18. Jahrhunderts hatten noch nicht alle Gemeinden der March ihre eigene
Schule, so dass damals die Gemeindeschule an der Haab (Hafen) zu Lachen auch
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von Schülern aus den Nachbargemeinden besucht wurde. Die ersten Gesetzbücher der Landschaft stammen aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts.
Das heute noch giltige Landrecht datiert vom und ist ein rein deutsches Recht, das nirgends Ergänzungen oder
Zusätze aus dem Gebiete des römischen Rechtes enthält.
1798 folgten die Bewohner der March dem Beispiel ihrer Nachbarn, der Zürcher Seeanwohner, indem sie
sich gegen die Herrschaft der Schwyzer erhoben und den Zürcher Bauern trotz allen Versprechungen oder Drohungen von Schwyz
zwei Kanonen
zur Verfügung stellten. Am ward die March endlich frei erklärt. Als dann der Kanton Schwyz
1828/29 die
Rechte und Freiheiten seiner einstigen Untertanen neuerdings einschränken wollte, verbanden sich die Bewohner der March mit
denen von Einsiedeln, Küssnacht und den Höfen zu einem von Schwyz
unabhängigen Halbkanton «Ausser Schwyz".
. Der Versuch der
Schwyzer, diesem Zustand durch Waffengewalt (Besetzung von Küssnacht 1833) ein Ende zu machen, hatte die
Besetzung des Kantons durch eidgenössische Truppen zur Folge.
Nach langen Unterhandlungen vereinigten sich dann der äussere und innere Kantonsteil am neuerdings zum einheitlichen Kanton Schwyz
mit den gleichen Rechten und Pflichten für alle Landesteile. Zur Zeit des sog. Hörner- und Klauenstreites kam es 1838 in
Lachen zu einem blutigen Zusammenstoss beider Parteien. Im Sonderbundskrieg ergab sich die March durch
Vermittlung des Industriellen Kaspar Honegger am den eidgenössischen Truppen. Von verdienten und bekannten Männern
aus der March seien hier folgende genannt: Landammann Schmid aus Lachen, einer der Führer im Streit von 1838;
Landammann Düggelin
aus Wangen, der sich 1850 und die folgenden Jahre um den Bau vonStrassen grosse Verdienste erworben;
Dekan Rüttimann (1807-1886)
in Lachen und Landammann J. A. Winet (geb. 1827 in Altendorf), die sich um die Hebung der allgemeinen Bildung und die Verbesserung
des Schulwesens bemühten;
der 1822 in Lachen geborene Musiker Joachim Raff, der Zürcher Grossindustrielle
und Menschenfreund Kaspar Honegger in Siebnen, der Pfarrer und Dichter Henggeler in Nuolen, der Feldprediger bei den deutschen
Truppen 1870/71 Jesuitenpater Rudolf Marty, der Missionsprediger Jesuitenpater Joseph Krieg, endlich der Arzt, Politiker
und dramatische Schriftsteller Dr. Arn. Diethelm in Lachen.