Manin
,
Daniele,
Diktator von
Venedig,
[* 3] geb. zu
Venedig als Enkel eines
Advokaten jüdischer Abkunft, der
bei seinem Übertritt zum
Christentum 1759 seinen ursprünglichen
Namen
Medina mit dem seines
Taufzeugen Manin
, eines
Bruders des
letzten
Dogen von
Venedig, Ludovico Manin
(1789 bis 1797), vertauschte, studierte in
Padua
[* 4] die
Rechte, wurde bereits mit 17
Jahren
Doktor derselben und ließ sich in seiner Vaterstadt als
Advokat nieder. Er wirkte eifrig für die politische
Bildung seines
Volkes und die Verschmelzung
Lombardo-Venetiens zunächst durch materielle
Interessen und gründete zu diesem
Zweck die Società Italiana.
Bei Beginn der Reformbewegung in
Italien
[* 5] überreichte er der lombardischen Generalkongregation eine
Petition, worin
der österreichischen
Regierung vorgeschlagen wurde, dem Lombardisch-Venezianischen
Königreich eine unabhängige
Stellung zu geben. Er wurde deshalb verhaftet, aber 17. März auf die Nachricht von dem
Aufstand in
Mailand
[* 6] freigegeben.
Bei der
Revolution in
Venedig 22. März bemächtigte er sich an der
Spitze weniger
Getreuen des
Arsenals und ward in der am folgenden
Tag proklamierten
Republik zum
Ministerpräsidenten und
Minister des Äußern ernannt, mußte aber 3. Juli
Castelli
weichen. Am 11. Aug. von seiner
Partei zum
Diktator ernannt, hielt er im Innern die
Ordnung aufrecht, begeisterte das
Volk zu
Tapferkeit
und Opfermut und behauptete die Stadt gegen die
Österreicher bis zum
August 1849. Bei der
Übergabe derselben 24. Aug. mit 39 andern
Führern der
Revolution von der österreichischen
Amnestie ausgeschlossen, begab sich Manin
nach
Frankreich, wo er sich in
Paris
[* 7] als italienischer Sprachlehrer und Journalist niederließ, und von wo er in
Zeitschriften seine Landsleute zur Mäßigung
und zum Anschluß an
Sardinien
[* 8] ermahnte. Er starb daselbst. Der
Ruhm, die
Tugenden der Ehrenhaftigkeit,
der
Vaterlandsliebe, selbstverleugnender
Bescheidenheit und hingebenden Pflichtgefühls im höchsten
Grad besessen zu haben,
erhob ihn zum
Ideal eines italienischen
Patrioten, dessen
¶
mehr
Andenken das Volk in der Zeit seiner Befreiung tröstete und stärkte. Nach erreichtem Ziel wurde Manins
Gedächtnis auch gebührend
gefeiert. Seine Gebeine wurden 1868 im befreiten Venedig feierlich beigesetzt und sein schönes Standbild daselbst
enthüllt, nachdem ihm bereits 1861 ein solches in Turin
[* 10] errichtet worden war.
Vgl. Martin, Daniel Manin
and
Venise in 1848-49 (Lond. 1863, 2 Bde.);
Derselbe, Daniel Manin
(2. Aufl., Par. 1861);
Errera und Finzi, La vita e i tempi di Daniele Manin
(Flor. 1872);
Errera, Daniele e Venezia (das. 1875);
»Daniele e Giorgio Pallavicino. Epistolario politico 1835-57« (Mail. 1877);