Mandingo
,
Wakore, Malinke, Soninke, Sarakole, Bambara, Susu, Vei, ein weitverbreiteter Negerstamm in Nordwestafrika. Nach eigener Sage soll er seinen Ursitz im Innern des Kontinents und später in Futa-Dschalon in Senegambien gehabt haben. Nach arab. Nachrichten hat sich ein Teil desselben schon im 12. Jahrh. dem Islam zugewandt. Vom 13. bis zur Mitte des 15. Jahrh. bildete er im nördl. Nigerbogen, mit wahrscheinlicher Ausdehnung [* 2] bis zum Flusse Gambia und ans Meer, das große Reich Melle (daher wohl auch die Bezeichnung Malinke).
Dieses
Reich zerfiel, als die
Tuareg sich
Timbuktus bemächtigten und
Songhay seine Selbständigkeit errang. Darauf drangen die
Mandingo
gegen Westen nach
Senegambien und nach
Süden
bis in das Hochland und die Küstengegend von
Liberia
[* 3] vor. In
Senegambien unterwarfen
sie sich die Sarakole (Serrakolet) oder
Soninke, die seit Jahrhunderten am obern
Senegal ansässig gewesen
sein sollen, und die
Joloff in den Küstengegenden; im Laufe der
Zeiten vermischten sie sich aber derart mit den
Soninke, daß
diese jetzt als eine Unterabteilung der Mandingo
betrachtet werden.
Gegenwärtig bewohnen die als Mandingo
die Landschaften Manding,
Bure und
Bambuk (zwischen dem obern
Niger und
dem
Faleme) und das Hinterland von
Liberia mit dem Hauptort Musardu, als
Bambara
Kaarta und
Segu, als Sarakole und
Soninke in zerstreuten
Gruppen den obern
Senegal von
Bakel, Basulaba bis zum
Niger, die Niederungen des
Casamance und
Gambia, als
Susu die franz.
Kolonie
Rivières du Sud. Die Hautfarbe der Mandingo
ist dunkelbraun, die der
Soninke sogar ins Rötliche schillernd;
die Gesichtsbildung entspricht einem gemilderten Negertypus. Sie waren vor dem Eindringen der
Fulbe die eigentlichen
Träger
[* 4] der Kultur; sie sind geistig sehr regsam, besitzen einen Schatz von
Märchen und Sagen und gehören zu den musikalischsten
Negern von Westafrika. Die Mandingo
sind größtenteils Muselmänner, ja eifrige Verbreiter
des
Islams; einzelne Stammteile, wie die Bewohner von
Bambuk und die
Bambara am
Niger, halten fest an ihrem heidn.
Glauben. –
Vgl. Steinthal, Die Mande-Neger-Sprachen (Berl. 1867).