Mancini
(spr. mantschi-), Pasquale Stanislao, ital. Staatsmann, geb. zu Castel Baronia (Provinz Avellino), studierte zu Neapel [* 2] Rechtswissenschaften und war dann dort als Rechtsanwalt thätig; zugleich las er an der Universität. Als Mitglied des neapolit. Parlaments 1818 verfolgt, entkam er nach Piemont und wirkte nun als Professor des Völkerrechts und als Rechtsanwalt in Turin, [* 3] wie später in Neapel und Rom. [* 4] Während der Statthalterschaft des Prinzen Eugen von Carignano in Neapel als Rat mit der Leitung der geistlichen Angelegenheiten betraut, hob er mit dem Konkordat von 1818 die Vorrechte und Unabhängigkeit des Klerus auf und verkündete die bürgerliche und rechtliche Gleichstellung der Nichtkatholiken. In die Kammer 1860 eingetreten, nahm der treffliche Redner regen Anteil an den Verhandlungen.
Unter Rattazzi 3. bis Unterrichtsminister, übernahm er unter Depretis das Justizministerium
(März 1876–78) und das Ministerium des Äußern (Mai 1881), in welcher Eigenschaft er an der auf Unternehmungen in
Afrika
[* 5] gerichteten Politik
Italiens
[* 6] hervorragenden Anteil nahm. Er trat im Okt. 1885 zurück und starb zu Capodimonte.
Seine Gattin, Laura
Beatrice Mancini
, geborene Oliva, ital. Dichterin, geb. 1823 zu
Neapel, vermählte sich 1840 mit Mancini
und trat als Dichterin zunächst mit der
Tragödie «Ines» (Flor. 1815) auf. Dann
folgten ein größeres Gedicht «Colombo
[* 7] al convento della Rabida» (Genua
[* 8] 1846) und
«Poesie varie». Seit 1860 feierte sie auch wiederholt in Gedichten die großen Ereignisse
ihres Vaterlandes. Sie starb zu
Florenz.
[* 9] Nach ihrem
Tode gab Mamiani eine Sammlung ihrer lyrischen
Dichtungen:
«Patria
ed amore» (Flor. 1875) heraus.