Mammern
(Kt. Thurgau,
Bez. und Gem. Steckborn).
401-436 m. Ortsgemeinde und Dorf, am linken Ufer des
Untersees, zu einem
Teil auf einer 400 m weit in den
See vorragenden Landzunge und zum andern Teil am N.-Fuss des
Seerückens und am Eingang zum
Liebenfelstobel erbaut; halbwegs zwischen
Steckborn und
Stein
am Rhein. Station der Linie
Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen; Dampfschiffstation.
Post- und Zollbureau, Telegraph, Telephon. 70
Häuser, 398 kathol. ^[Ergänzung: und reform.] Ew. Je eine
kleine reformierte und katholische Kirche. Wasserheilanstalt, Gasthöfe und Pensionen. Eine Möbel- und Möbelfournitürenfabrik,
eine Ziegelei. Landwirtschaft und etwas Fischerei. Lesegesellschaft, Schiessverein; eine Viehzuchtgenossenschaft. Reizend
gelegene Sommerfrische mit weiter und abwechslungsreicher Aussicht auf die mit Siedelungen überstreute Hügellandschaft
Schwabens im N., auf die Burg
Hohenklingen und das Kloster Oehningen im NW. und auf die Burgruine
Neuburg
im O. Im Mittelalter war Mammern
der Sitz der Edeln von Manbüron, die um die Mitte des 13. Jahrhunderts ausstarben.
Ihre
Erben waren das Kloster St. Gallen
und die
Herren von
Hohenklingen.
Ulrich von
Hohenklingen erbaute über dem
Ort die
Burg Neuenburg
oder
Neuburg, von der aus die
Herrschaft verwaltet wurde. 1413 gab das Kloster St. Gallen
Schloss und
Herrschaft dem Konstanzer Patrizier
Hans von Ulm zu
Lehen. Seither hat jenes seine Besitzer oft gewechselt. Bis 1620 gehörte es den Hohenlandenberg und Thumb;
dann verkaufte Friedrich von Thumb, Marschall von Württemberg, die
Herrschaft
Neuburg mit Mammern
um die
Summe von 35000
Gulden an die
Brüder
Roll aus Uri,
die die schwierig zugängliche Burg dem Verfall überliessen und sich am Seeufer
ein neues
Schloss erbauten. Heute sind von jener nur noch die Grundmauern des grossen viereckigen
Turmes vorhanden. 1668-1686
gehörte die
Herrschaft Mammern
dem Rudolf Reding von
Biberegg in Schwyz,
dann ging sie teils durch Kauf und teils
durch Schenkung an das Kloster auf der
Reichenau ^[Berichtigung:
Rheinau] über, das hier ein bis 1840 bestehendes Chorherrenstift
einrichtete. 1865 wandelte der Arzt Dr. Freuler das
Schloss zu einer Wasserheilanstalt um, die seither
vergrössert und mit schönen Parkanlagen geschmückt worden ist und im Durchschnitt über hundert Pensionäre zählt. Neben
Bädern aller Art kommen hier jetzt auch Massage und Elektrotherapie zur Anwendung. Die Anstalt dient hauptsächlich Nerven-
und Gichtkranken und an Diabetes, Fettleibigkeit etc. Leidenden. Unter der
Neuburg hat man einen Pfahlbau aus
der Steinzeit entdeckt. Beim Langhorn Einzelfunde aus der
Stein- und Bronzezeit. Nahe der Daubenmühle eine Römersiedelung.
903: Manburon; 909: Manburron, d. h.
Haus oder
Hütte des
Manno. Vergl. die Ansicht von Mammern
beim Art.
Bodensee (dieses Lexikon
Band I, S. 287).