Malvenblätter
und -Blüten (herba malvae und flores malvae). Die getrockneten Blätter und Blüten der bei uns häufig an Zäunen, Mauern, auf Schutthaufen und sonst unkultivierten Stellen wachsenden beiden Arten wilder Malven oder Käsepappeln, Malva silvestris und M. rotundifolia, sind in offizinellem Gebrauch und auch ein Artikel des Droguenhandels. Die Blüten der ersteren sind rosa oder blaurot gefärbt, mit dunklerem Geäder durchzogen, und werden beim Trocknen blau, die der andern, kleineren rötlich bis weiß, violett geädert. Als Handelsware gehen diese Blüten unter dem Namen flores malvae vulgares; sie werden öfter aus Ungarn bezogen, weil die ungarischen ein schöneres Aussehen haben. Das Malvenkraut (herba malvae), die Blätter derselben Pflanzen, sind kurzgestielt, herzförmig kreisrund, stumpffünflappig, gekerbt und weich behaart; man verwendet sie als schleimigen Thee.
Ein Artikel von mehr Bedeutung sind die flores Malvae arboreae, die Blüten der Gartenmalve oder Stockrose, des wohlbekannten, oft mehr als mannshohen Ziergewächses, das im botanischen System als eine Eibischpflanze aufgeführt und Althaea rosea genannt ist. Die großen Blumen zeigen bekanntlich verschiedne Färbungen, rosa, weiß, gelb, purpur- bis dunkelbraunrot oder schwarzpurpur. Es wird aber nur die letztere Varietät, die sog. schwarze Malve, benutzt und speziell der Blüten halber und zwar wegen ihres Farbstoffs angebaut.
Mit Abkochungen derselben lassen sich unter Anwendung von Beizen hübsche, aber nicht dauerhafte Farben auf Zeuge herstellen; sie werden im Orient in dieser Art verwendet. Man erhält damit violette und andre Nüancen, mit Alkalien wird die Farbe grün. Die Naturfarbe des Absuds ist weinrot und die hauptsächliche Benutzung der Blüten ist die zum Auffärben blasser Rotweine, wozu früher Heidelbeeren dienten, auch zur Essig- und Likörfärbung. Der Hauptverbrauch in dieser Richtung ist in Frankreich, der Anbau der Malve aber in Deutschland und zwar in der Umgegend von Bamberg und Nürnberg. Letztere Stadt ist der Versandtplatz; es werden in manchen Jahren über 1000 Ztr. getrocknete Blüten versandt, und sollen die Pflanzer ¶
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damit bedeutenden Gewinn machen oder gemacht haben. Der Anbau geschieht aus Samen; die Sämlinge werden um Anfang Juli aus
dem Beet ins Feld gesetzt und ergeben im ersten Jahre nichts, weil diese Malve nicht einjährig ist. Sie dauert in gutem
Boden 5-6 Jahre, in geringerem nur 3 Jahre aus. Man sammelt nur die Blüten der gefüllt blühenden
Varietäten; die Blüten werden täglich bei trocknem Wetter samt den Kelchen und zwar noch vor dem völligen Aufblühen
gepflückt, an der Luft getrocknet und in Säcke wie Hopfen verpackt. Es ist aber diese aus dem Orient stammende Pflanze in
unsern Feldern doch nicht sicher vor Fährlichkeiten, indem sie mitunter erfriert oder auch die Blüten
am Stocke verdorren. In solchen Mißjahren wird dann die Ware sehr teuer und kostet dann der Zentner vielleicht 60 Mk.
und mehr, ein andermal etwa halb so viel. Die von den Kelchen befreiten Blüten (flores malvae sine calycibus) sind
bedeutend höher im Preise. Die Blüten und Blätter der einheimischen Malven wie die schwarzen Blüten dienen offizinell
und im häuslichen Gebrauch als schleimiges und etwas zusammenziehendes Mittel zu Gurgelwasser, erweichenden Umschlägen,
unter Brustthee u. dgl. In Kräuterläden werden
als „Malvenblüten“ gewöhnlich die schwarzen geführt. - Zoll: Malvenblätter
und -blüten sind
zollfrei. Absud von Malvenblüten wird, wenn demselben Alkohol beigemischt ist, gem. Tarif Nr. 5 a verzollt, sonst
ist derselbe ebenfalls zollfrei.