Mallinckrodt
,
Hermann von, ultramontaner Politiker, geb. zu Minden, [* 2] studierte in Berlin [* 3] und Bonn [* 4] die Rechte, trat in den Staatsverwaltungsdienst als Regierungsassessor, war 1850 bis 1851 kommissarischer Bürgermeister in Erfurt, [* 5] 1859-60 Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern, 1860-67 Regierungsrat in Düsseldorf, [* 6] seit 1867 in Merseburg [* 7] und nahm 1872 seinen Abschied. Bereits 1852-63 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses gewesen und hatte sich durch seine unermüdliche Arbeitskraft und bedeutende Rednergabe ausgezeichnet; er gehörte damals zu der gemäßigt liberalen Partei.
In den
Vordergrund der parlamentarischen
Kämpfe trat er, als er 1867 in den norddeutschen
Reichstag und 1868 wieder in das preußische
Abgeordnetenhaus gewählt wurde. Er war einer der
Gründer und bedeutendsten
Führer der katholischen, spätern Zentrumspartei.
Seine durch Sachkenntnis, vorzügliche Form und strenge
Logik ausgezeichneten
Reden gehörten zu den bedeutendsten oratorischen
Leistungen des deutschen und des preußischen
Parlaments. Seit
Ausbruch des
Konflikts der Ultramontanen mit der preußischen
Regierung steigerte sich Mallinckrodts
Eifer bis zum leidenschaftlichsten
Fanatismus. Er erklärte nicht nur den unerschütterlichen
Widerstand des katholischen
Volkes gegen die
Maigesetze, der mit dem sichern
Sieg der
Kirche enden werde,
sondern bekämpfte die ganze neuere
Entwickelung
Deutschlands
[* 8] als ein Werk des Unrechts und der
Gewalt.
Bismarck griff er besonders
mit Erbitterung an, noch im
Januar 1874 benutzte er dazu die Enthüllungen des Lamarmoraschen
Buches. Mitten im heftigsten
Kampf starb er plötzlich
Vgl. Berger, Hermann v. M. (Paderb. 1874);
Mertens, Die Totenklage um H. v. M. (das. 1880).