Titel
Malet
,
1) (Mallet, spr. -lä) Claude François de, franz. General, geb. zu Dôle (Franche-Comté), trat 1770 in das Regiment der Mousquetaires du Roi, kehrte nach deren Auflösung bei Beginn der Revolution in seine Heimat zurück, schloß sich 1792 als Hauptmann in der Nationalgarde von Dôle der Rheinarmee an, avancierte 1793 zum Generaladjutanten, ward 1795 Kommandant von Besançon [* 2] und 1799 Brigadegeneral bei der Alpenarmee. Er focht unter Championnet mit Auszeichnung in Italien, [* 3] ward aber 1801 wegen einer republikanischen Verschwörung gegen Bonaparte als Kommandant des Departements Gironde nach Bordeaux [* 4] versetzt. Er war Mitglied des geheimen Bundes der Philadelphen, in dem er den Namen Leonidas führte, und wurde 1808 wegen eines Komplotts zum Sturz Napoleons und zur Herstellung der Republik verhaftet.
Auf die weite Entfernung Napoleons in Rußland seine Hoffnung setzend, faßte er 1812 mit den Generalen Lahorie und Guidal, dem Abbé Lafon und andern Staatsgefangenen von neuem den Plan, das Kaiserreich zu stürzen. Unter dem Vorgeben einer Krankheit ließ er sich aus dem Gefängnis in ein Krankenhaus [* 5] bringen, entfloh von da am Morgen des und brachte durch die falsche Nachricht, Napoleon sei in Rußland umgekommen, und ein untergeschobenes Dekret des Senats, das ihn zum Kommandanten von Paris [* 6] ernannte, zwei Regimenter der Nationalgarde auf seine Seite, welche das Stadthaus besetzten.
Darauf setzte Malet
seine Genossen Guidal und Lahorie in
Freiheit, und während ersterer im Polizeigebäude den Polizeiminister
Savary verhaftete und Lahorie an dessen
Stelle setzte, begab er sich mit einem
Haufen Bewaffneter zum Platzkommandanten
Hulin, und als dieser sein Mißtrauen gegen die
Kunde vom
Tod
Napoleons nicht verhehlte, schoß er seine
Pistole auf ihn ab, verwundete
ihn aber bloß. Auf diesen
Schuß eilte der
Adjutant
Laborde herbei, und diesem gelang es, über und dessen
Genossen
Herr zu werden.
Schon am folgenden Tag wurden die Verschwornen vor ein Kriegsgericht gestellt und 29. Okt. in der Ebene von Grenelle erschossen. Daß dieses abenteuerliche Unternehmen beinahe gelang, daß man gar nicht an den König von Rom [* 7] dachte, zeigte, wie wenig die Napoleonische Dynastie Wurzel [* 8] gefaßt hatte. Napoleon war daher auch sehr entrüstet über den Vorfall und überhäufte nach seiner Rückkehr die Beamten mit heftigen Vorwürfen wegen ihrer Kleinmütigkeit.
Vgl. Lafon,
Histoire
de la conjuration de Malet
(Par. 1814);
Saulnier,
Éclaircissements historiques sur la conspiration du général Malet
(Par. 1844),
und
Douville,
Histoire de la conspiration de Malet
(das. 1840).
Das
Buch von
Hamel
(»Histoire des deux conspirations du général Malet«
, Par. 1873) ist eine wertlose
Verherrlichung vom radikalen Standpunkt aus.
2) (spr. mallet)
Sir Edward Balwin, engl.
Diplomat, geb. im
Haag,
[* 9] Sohn von
Sir
Alexander
Charles Malet
, ehemaligem englischen
Gesandten am
Bundestag, trat 1854 als
Attaché in den diplomatischen
Dienst, ward 1871 Gesandtschaftssekretär in
Peking,
[* 10] 1873
Geschäftsträger
in
Athen,
[* 11] 1875 in
Rom, 1879
Generalkonsul in
Kairo,
[* 12] 1883 Gesandter in
Brüssel
[* 13] und 1884
Botschafter in
Berlin.
[* 14]