(spr. mall'sérb),ChrétienGuillaume deLamoignon de, franz.
Minister, geb. zu
Paris,
[* 3] ward 1745 Parlamentsrat
und 1750
Präsident bei der Steuerkammer, in welcher
Stellung er Freimütigkeit und Gerechtigkeitsliebe
bekundete.
Da er 1771 in einem öffentlichen Sendschreiben an
Ludwig XV. die
Rechte des
Parlaments verteidigte und um die Einberufung
der
Generalstaaten bat, wurde er auf seine
Güter verbannt. 1774 von
Ludwig XVI. mit dem
Ministerium des Innern betraut, versuchte
er mit dem FinanzministerTurgot die
Reform des Staatswesens durch Einführung gleicher
Besteuerung, freien
Handels und freier
Gewerbe, nahm jedoch, als infolge der
Ränke der verletzten Privilegierten
Turgot seine Entlassung
erhielt, gleichfalls seinen
Abschied und widmete nun seine Muße naturhistorischen
Studien. 1787 ward er zwar wieder in den
Staatsrat berufen, trat jedoch bald wieder aus demselben, da seine
Vorschläge wenig
Gehör
[* 4] fanden. Nach
dem
Ausbruch der
Revolution ermahnte er die
Nationalversammlung zur Mäßigung und den König zu
¶
mehr
Nationalsinn und Festigkeit.
[* 6] In demProzeß des letztern erbot er sich unaufgefordert zu seinem Verteidiger und führte binnen
acht Tagen mit zwei vom König gewählten Gehilfen die Arbeit aus, die sämtlichen Anklagepunkte und darauf bezüglichen Aktenstücke
zu untersuchen und zu ordnen, sich mit dem Angeklagten darüber zu besprechen und darauf eine Verteidigung
zu gründen, welche Desèze im Konvent vortrug. Als der Konvent gleichwohl das Todesurteil aussprach, erschien Malesherbes nochmals
vor den Schranken des Konvents und beschwor die Versammlung unter Thränen, vor der Vollziehung des Urteils die Zustimmung der
Nation einzuholen.
Als alle Bemühung vergebens war, kehrte er auf seinen Landsitz zurück. Im Dezember 1793 wurde er mit
seiner ganzen Familie angeklagt, sich in eine Verschwörung gegen die Republik eingelassen zu haben, und guillotiniert.
Ludwig XVIII. ließ ihm 1826 im Justizpalast zu Paris ein Denkmal setzen; auch trägt der BoulevardMalesherbes in
Paris seinen Namen. Von Malesherbes' zahlreichen Schriften über Landbau, Botanik und Politik sind später mehrere herausgegeben worden:
»Mémoires pour Louis XVI«; »Mémoires sur la librairie et la liberté de la presse« (Par. 1809); »Œuvres choisies« (das. 1809).
SeinLeben beschrieben Dubois (3. Aufl., Par. 1806), Gaillard (das. 1805), Boissy d'Anglas (das. 1818, 2 Bde.),
Dupin (das. 1841).