Maira
,
1) Fluß in der ital. Provinz Cuneo, entspringt in den Kottischen Alpen nördlich vom Col de Larche, fließt östlich, dann nördlich und mündet nach 67 km langem Lauf bei Lombriasco in den Po. - 2) Fluß, s. Mera.
Maira
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Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Maira,
1) Fluß in der ital. Provinz Cuneo, entspringt in den Kottischen Alpen nördlich vom Col de Larche, fließt östlich, dann nördlich und mündet nach 67 km langem Lauf bei Lombriasco in den Po. - 2) Fluß, s. Mera.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Maira
oder Mairat
(Kt. Bern,
Amtsbez. Pruntrut,
Gem. Buix).
509 m. Weiler, auf einem fruchtbaren Plateau nahe der französischen Grenze, 2 km wsw. Buix und mit diesem Ort durch eine Strasse verbunden, die ein von steilen Felsen begleitetes, tiefes Tobel durchzieht;
8 km nnw. Pruntrut und 4 km wnw. der Station Courtemaiche der Linie Pruntrut-Delle.
Zollamt. 10 Häuser, 55 kathol. Ew. Kirchgemeinde Buix.
Landwirtschaft, Pferdezucht.
Schöne St. Josefskapelle.
Maira
oder Mera (La) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
So heisst der Thalfluss des Bergell oder der Valle Bregaglia. Die italienische Bezeichnung
Mera ist in neuerer Zeit auch als Masculinum gebraucht worden, was aber etymologisch unbegründet
ist. Die Maira
entspringt im Val Campo am Fuss des Piz della Duana und vor der Schwelle des über 250 m langen Sees von Campo,
der keinen sichtbaren Abfluss hat. Es ist aber anzunehmen, dass sowohl die Wasser der Seen im Val Duana
als die des tiefer gelegenen Sees von Campo in unterirdischem Lauf der Maira
zuströmen. Nachdem sich der junge Bach zunächst
über eine Felsenstufe hinuntergestürzt hat, durchfliesst er das Val Marozzo, ändert seine bisherige Richtung NNO. in NO.
und O., biegt zwischen der Einmündung des Septimerbaches und des Alpicellabaches nach SO. ab, bricht
durch die bedeutenden Schluchten oberhalb Molinetto (w. von Casaccia) und ändert, ins eigentliche Bergell eingetreten, seinen
Lauf erst in S. dann in SW. um. Dann fliesst die Maira
an Vicosoprano, Borgonuovo und Stampa vorbei, um in der Thalenge von Promontogno,
«la Porta» genannt, scharf gegen SSW. abzubiegen und dann bis Castasegna an der Landesgrenze gegen Italien
in der Richtung WSW. weiter zu ziehen und diese Richtung bis Chiavenna (Cläven) beizubehalten.
Auf italienischem Boden nimmt
sie von rechts den von der S.-Flanke des Splügen kommenden Liro auf, durchzieht in s. Richtung
den breiten und schuttbedeckten Thalboden des sog. Piano di Chiavenna und mündet in den Lago di Mezzola.
Die Maira
ist im Val Campo 1,7 km, im Val Marozzo bis zur Mündung des Alpicellabaches 3,3 km und von hier bis Castasegna an
der Grenze gut 15 km lang, während ihre Lauflänge auf italienischem Gebiet etwa 22 km beträgt. Gesamtlänge
somit etwa 42 km. Gefälle im Val Campo 370 m oder 217‰, im Val Marozzo (bis zur Mündung des Alpicellabaches in 1700 m) 300 m
oder 88‰, im eigentlichen Bergell bis Castasegna (690 m) 1010 m oder 66‰. Ihre nennenswerten Zuflüsse erhält die Maira
alle von O. und S. her.
Der westlichste kommt aus dem obersten Val Marozzo und kann als einer der Quellbäche der Maira
betrachtet werden; er entspringt
im Felsenkessel Mungiroi zwischen Piz Piott und dem Gletscherhorn und ist 2,7 km lang. Die Zuflüsse der rechten Thalseite
sind alle nur wenig länger (bis 4 km). Als Nebenadern von O. her sind zu nennen die vom Fornogletscher
und Murettopass kommende und unterhalb Casaccia mündende Orlegna (oder Ordlegna), die vom Albignagletscher kommende und bei
Vicosoprano mündende Albigna und die bei Bondo mündende Bondasca. Die beiden erstgenannten fliessen zuerst gegen N. und biegen
dann scharf nach SW. um. Das Quellgebiet der Maira
umfasst 170 km2, das zugehörige Gletschergebiet
34,4 km2.
Die Thalsohle der Maira
des Bergell ist bis Stampa hinunter hoch mit Geschiebe aufgefüllt. Die Trümmerhalden der steilen
Thalgehänge reichen, besonders auf der linken Thalseite ob Vicosoprano, Borgonuovo und Stampa (hier aus Granit und Gneis bestehend),
weit in die Höhe hinauf. Das Hochbergell (Sopra Porta) ist den Verheerungen durch Wildwasser, Rüfen und
Lawinen mehr ausgesetzt als der untere Thalabschnitt. 1673 und 1834 wurde Casaccia, 1778 und 1863 Vicosoprano stark beschädigt
und verheert.
Auch Borgonuovo, Stampa und Coltura werden von Zeit zu Zeit durch die Muhrgänge der linken Thalseite bedroht.
Auf beiden Thalseiten fahren durch die Waldlichtungen und Tobel zahlreiche Lawinen nieder. Durch den Bergsturz von Plurs vom
der sich während 5 tägigen Regengüssen vorbereitet hatte, wurde die Maira
zu einem See aufgestaut und blieb in Chiavenna
für 2 Stunden ganz aus. Dann durchbrach sie den Trümmerwall, ohne dass ihre Wassermassen dem Städtchen
Chiavenna verhängnisvoll geworden wären. Dieser grösste Bergsturz der Alpen in historischer Zeit verschüttete Schilano
mit 78 Häusern und Plurs mit 125 Häusern und tötete 930 Personen.
Die Maira des Val Marozzo war einst die Quelle des Inn, der mit den unbedeutenden Quellarmen, die er heute hat, niemals ein so breites Thal hätte herausmodellieren können, wie es das Engadin mit seinen Seen gleich zu Beginn ist. Die Thalrichtung des Val Marozzo ist die des Ober Engadin, und auch sein Thalboden von 2000-1800 m entspricht durchaus dem jetzigen von Maloja (1800 m). Die Orlegna und Albigna flossen einst ebenfalls in n. Richtung weiter, dem alten Innlauf von Maloja zu, statt wie heute im Unterlauf nach SW. gegen die Maira hin umzubiegen. Die Thäler der Albigna und am Muretto entsprechen gleichfalls dem heutigen Thalboden von Maloja, und die Orlegna liesse sich heute noch in den Silsersee ablenken, da sie vom Inngebiet nur durch einen sanft anschwellenden Schuttboden geschieden ist. Indem sich aber der Thalfluss des Bergell durch rückschreitende Erosion immer mehr verlängerte und immer tiefer ¶
einschnitt, fiel er dem aus dem Val Marozzo kommenden Quelllauf des Inn in die Seite, und da er ein stärkeres Gefälle hatte als diese Innquelle, so lenkte er sie über Casaccia in seine eigene Stromrinne ab. Vorher schon war durch die Maira des untern Bergell die Albigna angegriffen und abgelenkt worden. Dann schufen die vereinigten Wasser in gleichsinniger Arbeit den Riesenkessel des obern Bergell, den die unaufhörlich sich folgenden Nachbrüche der Felshänge weiter vertieften, und lenkten zuletzt auch die gegen Maloja fliessende Orlegna ab. Damit war das obere Engadin zu einem Thal ohne eigentlichen Quelllauf, zu einem Thaltorso geworden.
Neue grosse Veränderungen in den Thalsystemen des Bergell und obern Engadin fanden noch in postglazialer Zeit statt. Die Orlegna hat sich damals in die erratischen Geschiebemassen tiefer eingeschnitten, die unter dem Alluvialschutt der Bergflanken liegen, d. h. in Ablagerungen, die früher in einem gegen N. konvexen Bogen bis hinunter auf die Schwelle von Maloja reichten. Hier lässt sich die einstige Vergletscherung aus den Felsglättungen, den erratischen Blöcken und Gletschermühlen deutlich erkennen.
Ueber die Thalstufen und Terrassen im eigentlichen Bergell s. den Art. Bregaglia (Val). Auch im Mündungsgebiet der Maira haben grosse Veränderungen stattgefunden, die aber jüngeren Datums sind und sich zur Hauptsache historisch nachweisen lassen. Der Comersee, von dem der Lago di Mezzola abgeschnürt wurde, reichte früher hinauf bis Samolaco, dem Summolacum («Seeshaupt») der Römer, und noch 1500 konnte man mit Schiffen bis hieher gelangen. Ja, der See muss einst sogar über Gordona bis gegen Chiavenna hinauf sich erstreckt haben.
Nach und nach wich er vor den zugeführten Geschiebemassen der Maira und ihrer Seitenbäche zurück und überliess den Boden dem Sumpf, Schutt und Geröll und der darauf sich ansiedelnden Vegetation. Im Jahr 1500 ereignete sich eine gewaltige Flussverlegung an der Adda, welcher Fluss damals mitten in den Piano di Spagna ausbrach und im Laufe der Zeit soviel Schuttmaterial in den See vorschob, dass dessen oberer Golf, der heutige Lago di Mezzola, gänzlich von ihm abgetrennt worden ist. Schon während eines einzigen Menschenalters sind hier sichtliche Aenderungen an den Ufern aufgetreten.
Heim, Alb. Die Seen des Oberengadin (im Jahrbuch des S. A. C. 15, 1880); Bodmer, A. Terrassen und Thalstufen der Schweiz. Zürich 1880; Rolle, Fr. Uebersicht der geolog. Verhältnisse der Landschaft Chiavenna. Wiesbaden 1878; Tarnuzzer, Chr. Die Gletschermühlen auf Maloja (im Jahresbericht der naturforsch. Gesellsch. Graubündens. 39, 1896); Geiger, Ernst. Das Bergell; forstbotan. Monographie (im Jahresbericht der naturforsch. Gesellsch. Graubündens. 45, 1902); Andrea, Silvia. Das Bergell; Wanderungen in der Landschaft und ihrer Geschichte. Frauenfeld 1901; Lechner Ernst. Das Thal der Maira (Bergell); Wanderbild von Maloja bis Chiavenna. Samaden 1903; Lauterburg, Rob. Uebersicht der schweizer. Wasserkräfte 1890 und Die schweizerischen Wasserkräfte, eingeteilt in grössere und kleinere Stromsektionen (in der Zeitschrift für schweizer. Statistik. 1891).
[Dr. Chr. Tarnuzzer.]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
1) 67 km langer rechter Nebenfluß des Po in der Provinz Cuneo. – 2) Maira oder Mera, rechter Zufluß der Adda, entspringt im Hintergrunde des Val Marozzo, im Bezirk Maloja des schweiz. Kantons Graubünden, tritt bei Casaccia (1460 m) in das Hauptthal des Bergell (s. d.) ein, wendet sich bei Chiavenna in sein südl. Querthal und gelangt durch die kiesige und sumpfige Anschwemmungsebene Piano di Chiavenna nach einem 67 km langen Laufe, durch den von Splügen kommenden Liro verstärkt, in den Lago di Mezzola, welcher vom Comer See durch die Deltabildung der Adda geschieden wird.
(mytholog.), s. Ikarios. ^[= oder Ikăros, der Heros des attischen Demos Ikaria, nahm den nach Attika kommenden Dionysos ...]