509 m.
Weiler, auf einem fruchtbaren
Plateau nahe der französischen
Grenze, 2 km wsw.
Buix und mit diesem
Ort durch eine Strasse verbunden, die ein von steilen
Felsen begleitetes, tiefes
Tobel
durchzieht;
oder
Mera(La) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
So heisst der Thalfluss des
Bergell oder der
ValleBregaglia. Die italienische Bezeichnung
Mera ist in neuerer Zeit auch als Masculinum gebraucht worden, was aber etymologisch unbegründet
ist. Die Maira entspringt im
Val Campo am Fuss des
Piz della
Duana und vor der
Schwelle des über 250 m langen
Sees von
Campo,
der keinen sichtbaren Abfluss hat. Es ist aber anzunehmen, dass sowohl die
Wasser derSeen im
Val Duana
als die des tiefer gelegenen
Sees von
Campo in unterirdischem
Lauf derMaira zuströmen. Nachdem sich der junge Bach zunächst
über eine Felsenstufe hinuntergestürzt hat, durchfliesst er das
Val Marozzo, ändert seine bisherige Richtung NNO. in NO.
und O., biegt zwischen der Einmündung des Septimerbaches und des Alpicellabaches nach SO. ab, bricht
durch die bedeutenden
Schluchten oberhalb
Molinetto (w. von
Casaccia) und ändert, ins eigentliche
Bergell eingetreten, seinen
Lauf erst
in S. dann in SW. um. Dann fliesst die Maira an
Vicosoprano,
Borgonuovo und
Stampa vorbei, um in der Thalenge von
Promontogno,
«la
Porta» genannt, scharf gegen SSW. abzubiegen und dann bis
Castasegna an der Landesgrenze gegen Italien
in der Richtung WSW. weiter zu ziehen und diese Richtung bis Chiavenna (Cläven) beizubehalten.
Auf italienischem Boden nimmt
sie von rechts den von der S.-Flanke des
Splügen kommenden Liro auf, durchzieht in s. Richtung
den breiten und schuttbedeckten Thalboden des sog.
Piano di Chiavenna und mündet in den
Lago di Mezzola.
Die Maira ist im
Val Campo 1,7 km, im
Val Marozzo bis zur Mündung des Alpicellabaches 3,3 km und von hier bis
Castasegna an
der Grenze gut 15 km lang, während ihre Lauflänge auf italienischem Gebiet etwa 22 km beträgt. Gesamtlänge
somit etwa 42 km. Gefälle im
Val Campo 370 m oder 217‰, im
Val Marozzo (bis zur Mündung des Alpicellabaches in 1700 m) 300 m
oder 88‰, im eigentlichen
Bergell bis
Castasegna (690 m) 1010 m oder 66‰. Ihre nennenswerten Zuflüsse erhält die Maira
alle von O. und S. her.
Der westlichste kommt aus dem obersten
Val Marozzo und kann als einer der Quellbäche der Maira betrachtet werden; er entspringt
im Felsenkessel Mungiroi zwischen
Piz Piott und dem
Gletscherhorn und ist 2,7 km lang. Die Zuflüsse der rechten Thalseite
sind alle nur wenig länger (bis 4 km). Als Nebenadern von O. her sind zu nennen die vom Fornogletscher
und Murettopass kommende und unterhalb
Casaccia mündende
Orlegna (oder Ordlegna), die vom Albignagletscher kommende und bei
Vicosoprano mündende
Albigna und die bei
Bondo mündende
Bondasca. Die beiden erstgenannten fliessen zuerst gegen N. und biegen
dann scharf nach SW. um. Das Quellgebiet der Maira umfasst 170 km2, das zugehörige Gletschergebiet
34,4 km2.
Die Thalsohle der Maira des
Bergell ist bis
Stampa hinunter hoch mit Geschiebe aufgefüllt. Die Trümmerhalden der steilen
Thalgehänge reichen, besonders auf der linken Thalseite ob
Vicosoprano,
Borgonuovo und
Stampa (hier aus Granit und Gneis bestehend),
weit in die
Höhe hinauf. Das Hochbergell
(SopraPorta) ist den Verheerungen durch Wildwasser,
Rüfen und
Lawinen mehr ausgesetzt als der untere Thalabschnitt. 1673 und 1834 wurde
Casaccia, 1778 und 1863
Vicosoprano stark beschädigt
und verheert.
Auch
Borgonuovo,
Stampa und
Coltura werden von Zeit zu Zeit durch die Muhrgänge der linken Thalseite bedroht.
Auf beiden Thalseiten fahren durch die Waldlichtungen und
Tobel zahlreiche Lawinen nieder. Durch den
Bergsturz von Plurs vom
der sich während 5 tägigen Regengüssen vorbereitet hatte, wurde die Maira zu einem
See aufgestaut und blieb in Chiavenna
für 2 Stunden ganz aus. Dann durchbrach sie den Trümmerwall, ohne dass ihre Wassermassen dem Städtchen
Chiavenna verhängnisvoll geworden wären. Dieser grösste
Bergsturz der
Alpen in historischer Zeit verschüttete Schilano
mit 78
Häusern und Plurs mit 125
Häusern und tötete 930 Personen.
Die Maira des
Val Marozzo war einst die Quelle des
Inn, der mit den unbedeutenden Quellarmen, die er heute
hat, niemals ein so breites Thal hätte herausmodellieren können, wie es das
Engadin mit seinen
Seen gleich zu Beginn ist.
Die Thalrichtung des
Val Marozzo ist die des
Ober Engadin, und auch sein Thalboden von 2000-1800 m entspricht durchaus dem
jetzigen von
Maloja (1800 m). Die
Orlegna und
Albigna flossen einst ebenfalls in n. Richtung weiter, dem
alten
Innlauf von
Maloja zu, statt wie heute im Unterlauf nach SW. gegen die Maira hin umzubiegen. Die
Thäler der
Albigna und
am
Muretto entsprechen gleichfalls dem heutigen Thalboden von
Maloja, und die
Orlegna liesse sich heute noch in denSilsersee
ablenken, da sie vom Inngebiet nur durch einen sanft anschwellenden Schuttboden geschieden ist. Indem sich aber der Thalfluss
des
Bergell durch rückschreitende Erosion immer mehr verlängerte und immer tiefer
¶
mehr
einschnitt, fiel er dem aus dem Val Marozzo kommenden Quelllauf des Inn in die Seite, und da er ein stärkeres Gefälle hatte
als diese Innquelle, so lenkte er sie über Casaccia in seine eigene Stromrinne ab. Vorher schon war durch die Maira des untern
Bergell die Albigna angegriffen und abgelenkt worden. Dann schufen die vereinigten Wasser in gleichsinniger
Arbeit den Riesenkessel des obern Bergell, den die unaufhörlich sich folgenden Nachbrüche der Felshänge weiter vertieften,
und lenkten zuletzt auch die gegen Maloja fliessende Orlegna ab. Damit war das obere Engadin zu einem Thal ohne eigentlichen
Quelllauf, zu einem Thaltorso geworden.
Neue grosse Veränderungen in den Thalsystemen des Bergell und obern Engadin fanden noch in postglazialer Zeit statt. Die Orlegna
hat sich damals in die erratischen Geschiebemassen tiefer eingeschnitten, die unter dem Alluvialschutt der Bergflanken liegen,
d. h. in Ablagerungen, die früher in einem gegen N. konvexen Bogen bis hinunter auf die Schwelle von Maloja
reichten. Hier lässt sich die einstige Vergletscherung aus den Felsglättungen, den erratischen Blöcken und Gletschermühlen
deutlich erkennen.
Ueber die Thalstufen und Terrassen im eigentlichen Bergell s. den Art. Bregaglia (Val). Auch im Mündungsgebiet der Maira haben
grosse Veränderungen stattgefunden, die aber jüngeren Datums sind und sich zur Hauptsache historisch
nachweisen lassen. Der Comersee, von dem der Lago di Mezzola abgeschnürt wurde, reichte früher hinauf bis Samolaco, dem
Summolacum («Seeshaupt») der Römer, und noch 1500 konnte man mit Schiffen bis hieher gelangen. Ja, der See muss einst sogar
über Gordona bis gegen Chiavenna hinauf sich erstreckt haben.
Nach und nach wich er vor den zugeführten Geschiebemassen der Maira und ihrer Seitenbäche zurück und
überliess den Boden dem Sumpf, Schutt und Geröll und der darauf sich ansiedelnden Vegetation. Im Jahr 1500 ereignete sich
eine gewaltige Flussverlegung an der Adda, welcher Fluss damals mitten in den Piano di Spagna ausbrach
und im Laufe der Zeit soviel Schuttmaterial in den See vorschob, dass dessen oberer Golf, der heutige Lago di Mezzola, gänzlich
von ihm abgetrennt worden ist. Schon während eines einzigen Menschenalters sind hier sichtliche Aenderungen an den Ufern
aufgetreten.
Bibliographie.
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1880; Rolle, Fr. Uebersicht der geolog. Verhältnisse der Landschaft Chiavenna. Wiesbaden 1878; Tarnuzzer, Chr.
Die Gletschermühlen aufMaloja (im Jahresbericht der naturforsch. Gesellsch.Graubündens. 39, 1896); Geiger, Ernst. DasBergell;
forstbotan. Monographie (im
Jahresbericht der naturforsch.Gesellsch.Graubündens. 45, 1902); Andrea,
Silvia. DasBergell; Wanderungen in der Landschaft und ihrer Geschichte.Frauenfeld 1901; Lechner Ernst. Das Thal der Maira
(Bergell); Wanderbild vonMalojabis Chiavenna.Samaden 1903; Lauterburg, Rob. Uebersicht der schweizer. Wasserkräfte 1890 und
Die schweizerischen Wasserkräfte, eingeteilt in grössere und kleinere Stromsektionen (in der Zeitschriftfür schweizer. Statistik. 1891).