Maimonĭdes
(Rabbi Moses ben Maimun, nach den Anfangsbuchstaben dieses Namens von den Juden Rambam genannt, arab. Abu Amran Musa ibn Abdallah), der bedeutendste jüd. Gelehrte des Mittelalters, geb. zu Cordova aus angesehener Familie, wurde früh von seinem gelehrten Vater in das jüdische Wissen, in die mathematischen und astronomischen Wissenschaften eingeführt und zeigte ebenso bald einen scharfen Verstand und ordnenden Geist nebst einer fast unerreichten Arbeitskraft, mit der sich ein fester, sittenreiner Charakter vereinigte.
Die Religionsverfolgungen der
Almohaden, die 1148
Cordova eroberten, veranlaßten die
Familie Maimonides'
, nach
kürzern Aufenthaltsfristen an verschiedenen spanischen
Orten 1159 nach
Fes überzusiedeln, welches sie 1165, um dem Religionszwang
abermals zu entgehen, wieder verließen. Sie reisten über
Akka,
Jerusalem
[* 2] und
Hebron nach
Ägypten,
[* 3] wo sie
Fostat (Altkairo)
zum dauernden
Wohnsitz wählten. Maimonides
trieb hier mit seinem
Bruder einen Juwelenhandel, wurde aber bald zum
Leibarzt des
Sultans von
Ägypten und neben dieser
Stellung später zum
Rabbiner von
Kairo
[* 4] berufen.
Trotz seines vielbewegten
Lebens hat Maimonides
sich eine seltene Kenntnis der jüdischen und arabischen
Wissenschaft, der griechischen,
besonders
Aristotelischen,
Philosophie, die er aus hebräischen und arabischen Bearbeitungen studierte,
und der
Medizin erworben, und wenn er auch zeitweilig gezwungen war, den
Islam zu bekennen, so beweist doch seine ganze litterarische
Thätigkeit, daß er nie der mosaischen
Religion untreu ward. Er starb Der Einfluß, den Maimonides
auf die Denkweise
seiner Glaubensgenossen und auf die
Entwickelung des
Judentums übte, war außerordentlich; eine blühende
Schule wirkte lange im
Geist ihres
Meisters fort. Seine litterarische
Arbeit galt der
Erklärung des biblischen u. talmudischen
Schrifttums, der
Philosophie,
Mathematik;
Astronomie,
[* 5]
Medizin, der
Erörterung von Zeitfragen, der Abfassung von Sendschreiben
etc. Seine drei Hauptwerke, von denen das erste und zweite arabisch, das
dritte hebräisch geschrieben ist, sind:
1) der Kommentar zur »Mischnah« (vollendet ¶
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1168), von mehreren ins Hebräische übersetzt und in den Mischnah- und Talmudausgaben abgedruckt;
2) »Dalâlat al-'Hâïrîn« (um 1190),
eine philosophische Begründung des Judentums; zuerst ins Hebräische von Samuel ibn Tibbon (um 1200) unter dem Titel: »Moreh ha-nebuchim« (»Führer der Verirrten«),
dann von andern übersetzt (Charisi) und erklärt (Abravanel). Das Werk, früh schon von Mohammedanern und Christen (Albertus Magnus, Thomas von Aquino) geschätzt und benutzt, erschien in lateinischer Übersetzung Paris [* 7] 1520, dann unter dem Titel: »Doctor perplexorum« von dem jüngern Buxtorf herausgegeben, Basel [* 8] 1629;
die bedeutendste Übersetzung und Erklärung des Buches in der Gegenwart, auf Grundlage des gleichzeitig mit edierten arabischen Originals, ist die von Munk (»Le [* 9] guide des égarés«, Par. 1856-66, 3 Bde.),
welcher deutsche Bearbeitungen von Fürstenthal (Krotoschin 1839) und Scheyer (Frankf. a. M. 1838) vorangingen und die nach der französischen Munkschen gearbeitete Übersetzung von Stern (Wien [* 10] 1864) folgte;
3) »Mischne Thora« (»Wiederholung des Gesetzes«),
später »Jad chasaka« (»Starke Hand«)
[* 11] genannt, vollendet
1178-80, das aus 14 Büchern bestehende größte Werk des Maimonides
, ein streng wissenschaftliches Kompendium über den religiösen
und rechtlichen Stoff der gesamten jüdischen Gesetzgebung.
Vgl. Geiger, Moses ben Maimon (Rosenb. 1850);
Joël, Beiträge zur Geschichte der Philosophie (Bresl. 1876);
Rosin, Die Ethik des Maimonides
(im »Jahresbericht« des Breslauer jüdisch-theologischen
Seminars, 1876);
Münz, Die Religionsphilosophie des Maimonides
(Berl. 1887 ff.).