Titel
Mailáth
(Majláth), 1) Georg von, ungar. Staatsmann, geb. zu Zavar im Preßburger Komitat, 1817 erster Vizegespan des Preßburger Komitats, 1819 zweiter Kommissar für Siebenbürgen, 1821 Statthaltereirat, 1822 Protonotar der königlichen Tafel, wirkte 1832-39 als Staatsrat in Wien [* 2] und ward 1839 zum Judex curiae von Ungarn, [* 3] 1848 zum Präsidenten des Oberhauses der Pester Nationalversammlung ernannt, legte diese Stelle aber bald freiwillig nieder und starb in Wien.
2)
Johann,
Graf, österreich. Geschichtschreiber und Dichter, Verwandter des vorigen, geb. zu
Pest, Sohn des
Grafen
Joseph Mailáth
, k. k.
Staats- und Konferenzministers (geb. 1735, gest. 1810), studierte
in
Erlau
Philosophie, in
Raab
[* 4] die
Rechte und trat bald in den
Staatsdienst, welchen er aber nach zehn
Jahren wegen eines Augenübels
verlassen mußte. Wiederhergestellt, widmete er sich hinfort in
Wien litterarischen Beschäftigungen, siedelte später nach
München
[* 5] über und ertränkte sich mit seiner Tochter aus Nahrungssorgen im
Starnberger
See.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Koloczaer Kodex altdeutscher Gedichte« (mit Köffinger, Pest 1818);
»Altdeutsche Gedichte, neudeutsch bearbeitet« (Stuttg. 1819);
»Gedichte« (Wien 1824);
»Magyarische Sagen, Märchen und Erzählungen« (Brünn [* 6] 1825; 2. Aufl., Stuttg. 1837);
»Magyarische Gedichte, ins Deutsche [* 7] übersetzt« (das. 1825);
»Himfys (d. h. Alex. v. Kisfaludys) auserlesene Liebeslieder, aus dem Ungarischen übersetzt« (mit dem Originaltext, Pest 1829; 2. Aufl., ohne denselben, 1831);
»Geschichte der Magyaren« (Wien 1828-31, 5 Bde.; 2. Aufl., Regensb. 1852-53);
»Neuere Geschichte der Magyaren« (das. 1854, 2 Bde.);
»Der ungarische Reichstag von 1830« (Pest 1831);
»Geschichte der Stadt Wien« (Wien 1832);
»Das ungarische Urbarialsystem« (Pest 1838);
»Die Religionswirren in Ungarn« (Regensb. 1845, 2 Bde.; Nachträge 1846).
Sein Hauptwerk ist die »Geschichte des österreichischen Kaiserstaats« (Hamb. 1834-50, 5 Bde.).
3)
Georg von, ungar.
Politiker, Sohn von Mailáth
1), geb. 1818 zu
Preßburg,
[* 8] begann seine amtliche
Karriere im
Dienste
[* 9] des
Baranyaer
Komitats, von welchem er 1839 und 1843 zum
Deputierten gewählt wurde. Nach dem
Landtag 1843 zum
Administrator, 1848 zum
Obergespan des genannten
Komitats ernannt, zog er sich im
Lauf der
Revolution ins Privatleben zurück; betrat
aber später wieder die politische Laufbahn, indem er 1859 am verstärkten
Reichsrat hervorragenden
Anteil nahm, ward 1866 zum
ungarischen Hofkanzler und später zum
Judex curiae, Juli 1865 zum
Präsidenten der Magnatentafel ernannt. Er wurde in
Pest von Raubmördern
¶
mehr
auf grausame Weise umgebracht.
Vgl. Szécsen, Denkrede auf Georg von Mailáth
(Budap. 1884).