Titel
Mahmud
,
türk. Name. Merkwürdig:
1) Mahmud
I.,
Sultan der
Osmanen, Sohn
Mustafas II., ward nach der Absetzung seines Oheims
Achmed III. 1730 auf den
Thron
[* 2] erhoben,
schloß mit
Persien
[* 3]
Frieden, führte 1737-39 mit
Österreich
[* 4] und Rußland einen nicht unglücklichen
Krieg und starb 1754.
2) Mahmud
II.,
Sultan der
Osmanen, geb. als zweiter Sohn des 1789 gestorbenen
Sultans
Abd ul Hamid
und einer Französin, wuchs im
Serail auf und zeigte sich schon in seiner
Jugend heftig und grausam.
Sein älterer
Bruder,
Mustafa
IV., gab bei
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seiner Thronbesteigung 1807 den Befehl zu Mahmuds
Ermordung; aber dieser wurde durch Mustafa Bairaktar gerettet und nach Mustafas
Sturz selbst auf den Thron erhoben Um vor allen Thronbewerbern sicher zu sein, ließ er Mustafa IV., dessen Sohn
und dessen Mutter erdrosseln, so daß er noch der einzige aus dem Stamm Osmans war. Sein Unternehmen, das
Heer nach europäischer Weise zu organisieren, scheiterte an dem Widerstand der Janitscharen. Die Russen, von den Serben unterstützt,
eroberten die Türkei
[* 6] bis an die Donau, bis endlich Napoleons I. Zug
nach Rußland den Frieden von Bukarest
[* 7] herbeiführte.
Mahmuds
Vertrauteste wurden sein Barbier Berber Baschi und dessen gleichfalls ungebildeter Freund Chalet
Efendi. Den europäischen Kabinetten gegenüber bewies Mahmud
Festigkeit,
[* 8] dagegen hatte er im Innern fortwährend Aufstände zu bekämpfen
und wurde dadurch von den mächtigen Statthaltern immer abhängiger. Den Serben gelang es, sich der türkischen Herrschaft
zu entziehen; Mehemed Ali machte sich zum Herrn Ägyptens und ebenso der Pascha von Janina zum Herrn von Epirus;
andre Provinzen setzten mit Gewalt den Wechsel ihrer Statthalter durch, und Griechenland
[* 9] erhob sich zum Kampf um seine Freiheit.
Indes Mahmud
blieb ungebeugt und wurde nur noch grausamer. Nach blutiger Vernichtung der seinen Reformplänen
abgeneigten Janitscharen im Juni 1826 begann er die neue Reorganisation des türkischen Heers auf europäischem
Fuß. In Strömen Bluts erstickte er jeden Widerstand gegen seine Maßregeln. In einem Hattischerif vom lehnte Mahmud
jede
Intervention der christlichen Mächte in der griechischen Frage entschieden ab. Darauf hin erklärte Rußland 1828 an die
Pforte den Krieg, der durch den Frieden von Adrianopel beendigt wurde.
Nachdem nun durch Abtretung Griechenlands die Ruhe erkauft worden war, schritt Mahmud
von neuem zur Umgestaltung des veralteten
türkischen Staatswesens nach europäischer Weise. Er öffnete europäischer Sitte und Kleidertracht Zugang durch Beispiel und
Befehl, unternahm 1831 und 1837 Reisen in die Provinzen, was seit Jahrhunderten kein Sultan gethan, ließ
sogar seit eine von einem Franzosen redigierte türkische Staatszeitung, »Le
[* 10] Moniteur Ottoman«, in türkischer und
französischer Sprache
[* 11] erscheinen und führte in den Schlössern am Bosporus
[* 12] einen ziemlich zwanglosen Hofhalt. Mehr noch als
diese Neuerungen erbitterte das Volk, daß sich Mahmud
des Alleinhandels mit den asiatischen Waren bemächtigte,
die Zölle erhöhte und den Kaffeeschank für sein Monopol erklärte. Mehrere Aufstände mußten blutig unterdrückt werden. 1831 brach
der Krieg mit Ägypten
[* 13] aus, und die Niederlage des türkischen Heers bei Konia zwang Mahmud
, russische
Hilfe anzurufen und mit Mehemed Ali nicht bloß den demütigenden Frieden von Kutahia zu schließen, sondern 26. Juni auch
mit Rußland das Bündnis von Hunkjar Skelessi einzugehen.
Um so eifriger bemühte sich Mahmud
, durch Einführung der europäischen Zivilisation und Reorganisation des Heerwesens, für die
er sich preußische Offiziere, unter andern auch den spätern Feldmarschall v. Moltke, erbat, sein Reich
wieder zu Kraft
[* 14] und Tüchtigkeit zu erheben; auch knüpfte er engere Beziehungen mit den europäischen Mächten an, indem
er an den Höfen der Großmächte ständige Gesandtschaften errichtete. 1839 beschloß er endlich, Rache an Mehemed Ali zu nehmen;
aber der Kampf endete mit der Niederlage des großherrlichen Heers bei Nisib. Mahmud
erfuhr diesen
Ausgang nicht mehr.
Unmäßigkeit und die Regierungssorgen hatten seine Gesundheit untergraben. Er starb ihm folgte sein Sohn Abd ul Medschid.
Vgl. Bastelberger, Die militärischen Reformen unter Mahmud
(Gotha
[* 15] 1874).