Mahlzeiten
,
Mahlzwang - Mahmud II

* 2
Seite 61.485.die Zeiten der Nahrungsausnahme. Unter gewöhnlichen Verhältnissen, bei der Ernährung mit gemischter (animalischer und vegetabilischer) Kost ist der Mensch nicht im stande, die gesamte Nahrung auf einmal aufzunehmen. Man verteilt daher die Speisenaufnahme auf den ganzen Tag in der Weise, daß drei- bis fünfmal je eine Portion der Nahrung verzehrt wird. Dabei wird verhütet, daß der Verdauungsapparat plötzlich zu stark gefüllt und angestrengt wird, und erzielt, daß die Verdauung und Ausnützung besser ist, indem nicht fortwährend reichliche Mengen Speisebrei die Darmbewegung anregen und dadurch die Entleerung des ¶
mehr
Darminhalts beschleunigen, ferner hat die Verteilung den Vorteil, das; von Zeit zu Zeit die Zersetzung im Körper gesteigert
wird und die Menge verfügbarer Kraft
[* 3] zur Arbeit wächst. Für die meisten Menschen genügen drei bis fünf Mahlzeiten
während des
Tages. Ausschließlich von Vegetabilien lebende Menschen (Vegetarier) müssen häufiger Mahlzeiten
halten, da wegen
des großen Volumens ihrer Kost während einer Mahlzeit ohnehin viel mehr verzehrt werden muß. Ebenso muß bei Rindern unter
Umständen die Zahl der Mahlzeiten
vermehrt sein, da ihre kleinern Verdauungsorgane weniger Fassungsvermögen besitzen, der Nahrungsbedarf
aber wegen des Wachstums ein verhältnismäßig größerer ist als bei Erwachsenen.
Bei Abnahme der Funktion der Verdauungsapparate bei Kranken und alten Leuten sind ebenfalls öftere Mahlzeiten
geboten.
Die einzelnen Mahlzeiten
werden meist morgens, mittags und abends gehalten, zwischen Morgen- und Mittags- und Mittags- und Abendmahlzeit
wird häufig noch je eine Mahlzeit (Frühstück und Vesper) eingeschaltet. Die Hauptmahlzeit ist das Mittagsmahl. Bei nur
drei Mahlzeiten
soll die Mittagskost etwa die Hälfte der ganzen Tageskost betragen. Sitte und Lebensverhältnisse
bedingen, daß die Mahlzeiten
vielfach sämtlich gegen den Abend verschoben werden; bei den Landbewohnern tritt wegen des Beginns
der Arbeiten in den frühen Morgenstunden die umgekehrte Erscheinung, eine Verschiebung gegen den Morgen ein. Unmittelbar nach
den Mahlzeiten
zu arbeiten oder sofort nach der Abendmahlzeit sich zur Ruhe zu begeben, gilt allgemein
als unzweckmäßig. Doch lassen sich feste Regeln hierüber nicht aufstellen, da Art der Mahlzeit, sonstige Lebensweise,
Gewöhnung und andere Momente für diese Frage mit in Betracht kommen.