der von den
Moslems erwartete
Prophet, der, von
Allah gesandt, das Werk
Mohammeds vollenden, die Ungläubigen bekehren
oder vernichten und eine gerechte Verteilung aller
Güter herbeiführen wird (vgl.
Darmesteter, Le
[* 2] Mahdi depuis les origines de
l'Islam, etc., Par. 1885). Für einen solchen
SendlingAllahs gab sich ein Ägypter 1881 im ägyptischen
Sudân aus. Er hieß
MohammedAchmed, wurde in
Ägypten
[* 3] geboren, zu
Kairo in
[* 4] der
Schule des
ChediveAbbas erzogen und dank seinen
Talenten zum Generalrechnungsführer im
Sudân ernannt.
Hier leistete er der ägyptischen
Regierung guteDienste,
[* 5] bis ihn ein Streit mit dem
Gouverneur zum
Austritt
aus seinem
Amt zwang. Er begann jetzt einen
Handel mit Sklaven,
Elfenbein und Straußfedern und schwang sich bald zum
Haupte
der Sklavenhändler auf. Er behauptete sich gegen alle
Versuche der Ägypter, ihn gefangen zu nehmen, und sammelte allmählich,
zum Teil aus
Überläufern von dem ägyptischen
Heer, eine große
Schar Anhänger um sich. Der
ChediveIsmaelPascha suchte ihn als falschen
Propheten zu brandmarken, was seine Anhänger veranlaßte, ihn für den wirklichen
Propheten
oder Mahdi zu erklären.
Die Wirren in
Ägypten 1882 begünstigten die Ausbreitung seiner Macht in
Kordofan. Nach demSieg derEngländer
strömten ihm viele Unzufriedene zu, und so verstärkt, konnte er sich im
Januar 1883 der Hauptstadt
Kordofans,
El Obeid, bemächtigen
und das ägyptische
Heer unter
HicksPascha3. Nov. bei
Kaschgil vernichten. Durch diesen
Sieg stieg das Ansehen des Mahdi bedeutend;
viele
Stämme fielen ihm zu. Der neue
Generalgouverneur des
Sudân,
Gordon, suchte ihn 1884 vergeblich für
sich zu gewinnen. Er starb in Omdurman an den
Blattern.
(arab., soviel als «der Rechtgeleitete»)
heißt bei den Mohammedanern der für das Ende der Zeiten erwartete Erlöser, «der die Welt voll Gerechtigkeit
erfüllen wird, nachdem sie früher mit Ungerechtigkeit erfüllt war». Die Idee des Mahdî entstand ursprünglich
aus den Hoffnungen der frommen modammed. Kreise
[* 6] und ihrer Reaktion gegen die von ihnen als gottlos verpönte Regierung der
Omajjadendynastie. Später wurde die Mahdilehre ein Bestandteil der mohammed. Eschatologie.
Der Mahdî ist ein Sprößling der Fâtima, seinem Erscheinen geht die des Antichrist (Daddschâl) und das Wiedererscheinen Jesus
voraus. Nicht selten ist die Hoffnung auf die Erscheinung des Mahdî von Umstürzlern zu polit.-religiösen Revolutionen
verwendet worden (s. Almoraviden und Mahdi [Mohammed Achmed]. –
Vgl. James Darmesteter, LeMahdî depuis lesorigines de l’Islam jusqu`à nos jours (Par. 1885);
Snouck-Hurgronje, Der (in der «Revuecoloniale internationale», 1886).
der Führer des Aufstandes im Sudan, eigentlich Mohammed Achmed, geb. 1847 in Dongola, studierte in BerberTheologie,
trat dann dem Derwischorden der Samarie bei und ließ sich mit mehrern Jüngern auf der Nilinsel Abba nieder.
Der AraberAbdullah, der spätere Chalif, bestärkte ihn in dem Gedanken, daß er berufen sei, die Religion des Propheten wiederherzustellen,
und veranlaßte ihn zu einer Reise nach Kordofan, wo allgemeine Unzufriedenheit mit der ägypt. Herrschaft herrschte, besonders
wegen der Aufhebung des Sklavenhandels.
Als jetzt die Regierung in Chartum gegen ihn vorging, zog er mit seinen Anhängern nach Kordofan und setzte sich in den Bergen
[* 7] von Gedir fest. Im Dez. 1881 vernichtete er eine von Raschid Bei, dem Mudir von Faschoda, gegen ihn geführte Expedition.
Nun schickte er Flugschriften durch den ganzen Sudan und forderte die Gläubigen zum heiligen Kriege auf.
Mitte Mai 1882 vernichtete er das 6000 Mann starke Heer des Statthalters von Kordofan. Am kapitulierte die Hauptstadt
El-Obeid nach längerer Belagerung. Am 7. Nov. rieb der Mahdi ein ägypt. Heer von 10000 Mann unter Hicks Pascha (s.
Hicks) bei Birket, südlich von El-Obeid, auf.
Nun mußte sich auch Slatin Bei, der Gouverneur von Darfur, zur Übergabe an die ihn in Dara belagernden Mahdisten entschließen.
Am wurdeBaker Pascha, der von Suakin aus nach dem Sudan vorzudringen suchte, von Osman Digna (s. d.) bei El-Teb geschlagen.
GeneralGrahamsSieg bei Tawai blieb ohne Folgen. Gordon (s. d.), der jetzt als Gouverneur nach Chartum ging,
erkannte in einer
Proklamation den als Beherrscher von Kordofan an und hob das Verbot des Sklavenhandels auf. Im Juni fiel Berber, und damit war
ihm die Verbindung mit Ägypten abgeschnitten. Im August schloß der MahdiChartum ein. Am ergab
sich das Fort Omdurman, am 26. Jan. wurde die Stadt selbst erstürmt und vollständig zerstört, Gordon selbst und die ganze Besatzung
niedergemacht.
Aber schon am starb der an den Blattern. Um als Regenerator der Religion zu gelten, hatte er
die vier Sekten der Mohammedaner in einer Lehre
[* 8] vereinigt, einige Neuerungen bei Verrichtung der Gebete eingeführt und die
Pilgerfahrt nach Mekka verboten. Obwohl er seinen Anhängern fortwährend Enthaltsamkeit predigte, hatte er sich selbst längst
im geheimen dem üppigsten Wohlleben hingegeben. Ihm folgte der schon bei Lebzeiten von ihm eingesetzte
ChalifAbdullah. (S. Sudan.) –
Vgl. Ohrwalder, Aufstand und Reich des Mahdi im Sudan und meine zehnjährige Gefangenschaft daselbst
(Innsbr. 1892);
Slatin Pascha, Feuer und Schwert im Sudan (Lpz. 1896).