Magensaft
,
Absonderungsprodukt der Magens
chleimhaut, eine farblose, klare oder etwas getrübte
Flüssigkeit von stark
saurer
Reaktion, enthält
Pepsin,
Salzsäure und etwa 98 Proz.
Wasser. Das
Pepsin wird in den
Labdrüsen gebildet
und vermag in saurer
Lösung eine fast unbegrenzte
Menge von
Eiweiß zu verdauen. Die
Salzsäure ist in
Mengen von 0,1-0,4 Proz.
im M. enthalten.
Ihre
Wirkung ist keine spezifische, sie kann vielmehr durch zahlreiche andre
Säuren, z. B.
Phosphor-,
Salpeter-,
Schwefelsäure,
[* 2] ersetzt werden.
Die
Absonderung des Magensafts
erfolgt nur zur Zeit der
Verdauung. Die
Salzsäure kann durch
Stoffe, welche
im
Blut vorkommen, aus
Chloriden frei gemacht werden. Fügt man zu einer
Lösung von
Chlorcalcium phosphorsaures
Natron, welches,
wie das
Chlorcalcium, ein Blutbestandteil ist, so erhält man unter
Bildung von phosphorsaurem
Kalk und
Chlornatrium eine
Lösung,
welche freie
Salzsäure enthält. Außerdem kann aber auch noch durch die Einwirkung von saurem phosphorsaurem
Natron, dessen Vorkommen im
Blut nicht bezweifelt werden kann, auf das
Kochsalz des
Bluts
Salzsäure entstehen. Da nun die
Säuren
ein viel größeres Diffusionsvermögen als die übrigen
Körper haben, an der
Spitze sämtlicher
Säuren aber wieder die
Salzsäure steht, so läßt sich das Austreten von
Salzsäure im M. auf Diffusionsvorgänge zurückführen, und man kann annehmen,
daß in der Magens
chleimhaut ein Diffusionsapparat von außerordentlicher Feinheit liege, der nur denjenigen
Substanzen den
Durchtritt gestatte, welche mit der größten Leichtigkeit diffundieren. Der Magensaft
wirkt lösend auf viele
Substanzen, verdauend
aber nur auf die
Eiweißkörper ein, indem er diese peptonisiert (s.
Verdauung). Die
Schnelligkeit, mit
der die
Verdauung durch den Magensaft
erfolgt, ist abhängig von seinem
Gehalt an
Pepsin, von seinem Säuregrad, von seinem
Gehalt an
Verdauungsprodukten und von seiner
Temperatur. Innerhalb gewisser
Grenzen
[* 3] erfolgt die
Verdauung um so schneller, je
reicher der an
Pepsin ist, und die
¶
mehr
kräftigste Wirksamkeit zeigt er bei einem Salzsäuregehalt von 0,3-1,0
Proz. Eine Verdauungsflüssigkeit, die bereits ein gewisses Quantum Eiweiß verarbeitet hat, verliert sehr an Wirksamkeit,
die ihr aber durch das Zufügen neuer Säure wiedergegeben werden kann. Die Peptonisierung erfolgt am schnellsten bei Temperaturen
von 35-50°; bei 0° hört die Wirkung des Magensafts
ganz auf. Der Magensaft läßt das Nuclein, das Mucin und
die verhornte Substanz ganz unverändert; seine Wirkung erstreckt sich aber auf die sämtlichen übrigen Eiweißstoffe sowie
auf das Kollagen und die elastische Substanz (näheres s. Verdauung). Um sogen. künstlichen Magensaft
herzustellen, der Eiweißkörper
bei Brutofenwärme in ähnlicher Weise verdaut wie der natürliche Magensaft
, extrahiert man die gut gewaschene
und zerkleinerte Schleimhaut des Schweinemagens mit 0,5 Proz. Salzsäure. Einen Glycerinauszug der Magenschleimhaut kann man
viele Jahre hindurch unzersetzt aufbewahren, und es genügt der Zusatz weniger Tropfen desselben zu einer 0,5proz. Salzsäure,
um sofort einen sehr kräftigen künstlichen Magensaft
zu erhalten.